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BONN/ Bundeskunsthalle: GEBALLTE FRAUENPOWER IM RHEINLAND ZUM WELTFRAUENTAG 2022

06.03.2022 | Ausstellungen

Geballte Frauenpower im Rheinland zum Frauentag 2022

Von Andrea Matzker und Dr. Egon Schlesinger

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Vom 4. März bis zum 16. Oktober 2022 zeigt die Bundeskunsthalle von Bonn eine informative Ausstellung mit dem Titel „Simone de Beauvoir und ‚Das andere Geschlecht‘“. Das Werk mit dem französischen Originaltitel „Le deuxième sexe“ ist wahrscheinlich das berühmteste Buch von ihr neben ihrer Autobiografie „Der Lauf der Dinge“. Die Ausstellung zeigt die Entstehung des Werkes im Paris der Nachkriegszeit und berichtet von der Bedeutung und Rezeption dieser „Bibel des Feminismus“, zu der es innerhalb der Frauenbewegung längst geworden ist. Literarische und journalistische Beiträge, viele groß projizierte Fotos, Interviews und Filme stellen das Denken der Schriftstellerin und Philosophin und ihr Verständnis vom freien und unabhängigen Leben vor.

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Wichtige Weggefährtinnen und Weggefährten kommen zu Wort. Darunter auch Alice Schwarzer, die bei der Pressekonferenz zur Eröffnung der Ausstellung zugegen war. Alice Schwarzer führte seit 1972 regelmäßig Interviews mit Simone de Beauvoir und Jean-Paul Sartre in Paris. Diese Gespräche veröffentlichte sie in der 1977 gegründeten feministischen Zeitschrift EMMA, wodurch Simone de Beauvoir auch in der Bundesrepublik Deutschland zum wichtigen Bezugspunkt der Frauenbewegung wurde.

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Simone de Beauvoir behandelte sämtliche Tabuthemen. „Das andere Geschlecht“ wurde in mehr als 40 Sprachen übersetzt und gilt heute sowohl als Standardwerk des modernen Feminismus als auch als Klassiker der Frauenbewegung. Bekannt ist die Episode mit Albert Camus, der ihr Buch quer durch den Raum schleuderte und ausrief, dass sie den französischen Mann lächerlich gemacht habe. Die Atmosphäre der Ausstellung ist der schummrigen Dunkelheit der Cafés der Nachkriegszeit in Paris nachempfunden, es gibt Bistro-Tische und Jazzmusik, an den Wänden flimmern Texte zu ihrem Leben und Werk, denen man folgen kann.

Frauenmuseum Bonn

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Frauenmuseum Bonn, aktuelle Ausstellung. Foto: Andrea Matzker

Parallel zu dieser Ausstellung zeigt das älteste Frauenmuseum der Welt, nämlich das Frauenmuseum Bonn, vom 6. März bis zum 30. Oktober 2022 die Ausstellung: „Wir sind! – Neue Frauenbewegung und feministische Kunst.“ Die Ausstellung präsentiert mit Werken gegenwärtiger Künstlerinnen die Erfolgsgeschichte feministischer Bewegungen in Gesellschaft, Kunst und Politik. Texttafeln und digitale Medien vertiefen die Einblicke in das Werk der Protagonistinnen. Anlässlich seines 40-jährigen Jubiläums leistet das Frauenmuseum mit dieser Ausstellung einen aktuellen Beitrag zur Kanonisierung von Künstlerinnen in der Kunstgeschichte. Diese Ausstellung findet in der ersten Etage des weiträumigen Museums statt.

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„Göttinnen im Rheinland“. Foto: Andrea Matzker“

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Museumsgründerin und Direktorin des Hauses, Frau Dr. Marianne Pitzen.Foto: Andrea Matzker

Im Erdgeschoss sollte man in keinem Fall verpassen, die äußerst sehenswerte und interessante Ausstellung zu den „Göttinnen im Rheinland“ zu besichtigen, auch mit äußerst eindrucksvollen Werken der Museumsgründerin und Direktorin des Hauses selbst, Frau Dr. Marianne Pitzen. Ihre Papier-Matronen thronen im Zentrum herrlicher Exponate, die ausgesprochen geschmackvoll angeordnet sind. Über 800 Steine, die den Matronen gewidmet waren, sind auf dem Gebiet der ehemaligen römischen Provinz Niedergermanien gefunden worden und bezeugen die Bedeutung der Muttergottheiten vom ersten bis zum dritten Jahrhundert nach Christus. Verschiedenste Funde von Grabbeigaben weisen auf Fertigkeiten römischer Frauen hin, wie unter anderem auf Sportausübung oder medizinische Praxis. Alle Exponate zeigen die Bedeutsamkeit, den Geist und die Weisheit von Frauen.

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Frauenmuseum Bonn, aktuelle Ausstellung. Foto. Andrea Matzker

Auch diese zauberhafte Ausstellung läuft noch bis zum 30. Oktober 2022. In der zweiten Etage finden zusätzlich wechselnde Ausstellungen nennen verschiedene Künstlerinnen statt wie zum Beispiel eine Ausstellung von Mary Bauermeister vom 12. Juni bis zum 24. Juli 2022. Die Ausstellung verfügt auch über einen umfangreiches Begleitprogramm, das seinen Abschluss findet mit einem Expertinnenaustausch zur Finissage am 30. Oktober 2022 um 14:00 Uhr.

Andrea Matzker und Dr. Egon Schlesinger

 

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