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BLINDENMARKT/ Ybbsfeldhalle: Die Roaring Twenties – Konzert für Alle am Nationalfeiertag

27.10.2023 | Operette/Musical

Die Roaring Twenties in Blindenmarkt – Konzert für Alle (26.10.2023)

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(Copyright Hannes Winkler)

Das vierte Jahr in Folge nun luden die Herbsttage Blindenmarkt am Vormittag des Nationalfeiertages in die Ybbsfeldhalle zum „Konzert für Alle“ ein; dieses Mal mit einem ganz besonderen Programm. Denn der Intendant Michael Garschall konnte das erfolgreiche Orchester Divertimento Viennese engagieren, um das Publikum, das wieder in Scharen anströmte und den Saal bis auf den letzten Platz füllte, zu verzaubern.

Und das Publikum sollte nicht nur verzaubert, sondern auch sprichwörtlich entführt werden! Nämlich ist das Programm des Divertimento Viennese den Roaring Twenties gewidmet und da vor allem ihren Diven, diesen mysteriösen, wunderschönen, wilden und oft jüdischen Frauen, die oft „larger than life“ waren, und von den Varieté-, Operettenbühnen und Leinwänden Wiens aus die Welt begeisterten.

„Im Frauenparadies“ treten sie also alle auf:  Rita Georg, Betty Fischer, Rosy Barsony, Gitta Alpar, Martha Eggerth, Zarah Leander und viele mehr, eben die Größen der goldenen Zwanziger, zu viele davon zur Flucht gezwungen und inzwischen vergessen – verkörpert und in Erinnerung gerufen in dem Fall von der Sopranistin Ethel Merhaut. Sie schlüpft gleich in mehrere Rollen und meistert diese anspruchsvolle Aufgabe bravourös. Bemerkenswert: Merhaut selbst betont in Interviews, dass es nicht ihre Absicht sei, diese großen Vorbilder, die alle ihre eigenen Stimmen und Persönlichkeiten haben, zu imitieren. Vielmehr interpretiere sie neu und dabei beweist sie an diesem Vormittag in der Ybbsfeldhalle ihr Können sowie ihr tiefes Verständnis für die  Zeit und ihre Musik. Mal schwebt sie förmlich und trägt einen aparten Reiz zur Schau, mal mimt sie die verruchte femme fatale und stets weiß sie dabei mit tiefem Timbre und großer Klarheit zu imponieren.

Ihr Counterpart und Mitspieler, Stefano Bernardin, geht in seiner Rolle des Conférenciers komplett auf. Er spielt den charmanten, eitlen, spitzzüngigen Wiener Schmählieferanten perfekt und das Publikum hat er sofort um den Finger gewickelt. Die Beiden, Merhaut und Bernardin, oder “die Diva und der Impresario”, geben ein harmonierendes Duo ab, an dessen Spiel man sich kaum sattsehen kann. Meisterhaft angeleitet werden sie von Vinzenz Praxmarer, dem international renommierten Dirigenten und Gründer des Divertimento Viennese. Einer der Höhepunkte im Programm: als auch er von den beiden zu einer kleinen Tanzeinlage mitgerissen wird. 

Das Orchester besticht durch seine Spielfreude und Beschwingtheit, womit die richtige Atmosphäre geschaffen wird: Schon nach den ersten Nummern fühlt man sich wie in einer anderen Zeit. Es ist, als lauschte man zum fin de siècle in einem der Varieté-Theater Wiens frivolen Petitessen, zeitweise, als stünde man mitten am Tanzparkett in einem Salon, umgeben von teuren Nerzen und Zigarrenqualm.

Am Ende tobt der Saal und inmitten der Standing Ovation kommt man zu sich: Es sind doch die Herbsttage, es ist 2023 und es ist “Konzert für Alle”.

Derart hochqualitative Konzerte bei freiem Eintritt zu ermöglichen, wäre ohne die Unterstützung der Umdasch Group und der Creditreform undenkbar, wie auch Michael Garschall eingangs betont. Das heurige “Frauenparadies” ist ein besonders gelungenes Beispiel für diese fruchtbare Zusammenarbeit und macht Lust und Vorfreude auf nächstes Jahr.

Laurenz Rogi

 

 

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