Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

BLINDENMARKT/ NÖ/ Herbsttage: 70 JAHRE KURT DLOUHY – Blindenmarkter Herbsttage feiern Musik-Multi Kurt Dlouhy

14.10.2019 | Konzert/Liederabende

Blindenmarkter Herbsttage feiern Musik-Multi Kurt Dlouhy – Sänger, Instrumentalisten, Chöre und Kabarettisten als Gratulanten. (13.10.2019)


Prof. Kurt Dlouhy. Foto: Roland Schuller

30 Jahre Herbsttage Blindenmarkt – 70 Jahre Kurt Dlouhy! Unter diesem Motto initiierten Gründer-Intendant Michael Garschall und die große Familie des Geburtstagskindes ein Fest für Dlouhy, das alle Freunde des Meisters der Vielfalt am Sonntag in die Blindenmarkter Ybbsfeldhalle lockte. Die Gratulanten freilich waren nicht nur die Besucher, sondern vor allem die Künstler auf der Bühne. Viele, möglicherweise die meisten von ihnen, haben Dlouhy ihre Karriere zu verdanken. Professor Kurt Dlouhy ist seit 30 Jahren Dirigent und Chorleiter in Blindenmarkt. Das Besondere: Dlouhy ist für jede musikalische Stilrichtung aufgeschlossen. Dies beweist alleine die Tatsache, dass er nach einleitenden Worten seines Intendanten unter den Klängen seines Lieblingsmarsches „einrückte“: des als CD-Zuspielung ertönenden Wagramer Grenadiermarsches.

Jenen Musikfreunden, die Dlouhy nur aus Blindenmarkt kennen, dürfen erzählen: Neben den in seinem Geburtsort Blindenmarkt alljährlich im Oktober stattfindenden Operetten-Produktionen, denen er absoluten Glanz der Melodien durch perfekte Arbeit mit Sängern und Instrumentalisten verleiht, unterrichtet Dlouhy an der Anton Bruckner Privatuniversität Linz, ist Gründer und Leiter zahlreicher Chöre; er arbeitet außer in seiner Heimatgemeinde für das Landestheater Linz, die Oper Klosterneuburg, weiters als Juror bei internationalen Kompositions- und Chorwettbewerben. Als oö. Landes-Chorleiter ist er für etwa 400 Chöre des Bundeslandes mitverantwortlich. Ähnliche Aufgaben erfüllt er für die Blasmusik. Sein Vorteil: Er spielt zahlreiche Instrumente. Dass er das Singen als höchste Instanz für ein gesundes, glückliches Leben anpreist, ist eine Art Credo für alle Musikfreunde.

Das bereits erwähnte Fest fand genau eine Woche vor dem „echten“ Siebziger am 23. Oktober statt. Ein von Michael Garschall locker geführtes Gespräch brachte Historisches, wobei auf der Video-Wand gezeigte Fotos aus alten Tagen halfen. Später sollten dann der absolute Publikumsliebling Willi Narowetz als Schöberl und sein cleverer Kabarettisten-Partner Robert Kolar als Berger in einer Doppelconference historischer Prägung den Lebenslauf ironisch ergänzen. Beide sind in ihrem Sketch Mitglieder einer Jury, die die „Goldene Fermate“ an Dlouhy verleihen soll.

Was die Chöre betrifft, waren der Reihe nach der Kirchenchor St. Stephan Wels, das Ensemble XYZ, der Männergesangsverein Ybbs, das Ensemble Musica Cappricciosa und das Quartett Noricum zu hören – durchwegs Gruppen, die Dlouhy gegründet und geleitet hat oder es noch tut. Viele Texte waren dem Ereignis angepasst, wobei etwa der „Kleine grüne Kaktus“ auch als Präsent sichtbar dabei war.

Willi Narowetz präsentierte als Podesta Nasoni aus Karl Millöckers Meisteroperette „Gasparone“ mit dem Lied „Das waren Zeiten“ verbale Köstlichkeiten. Und die heiß geliebte Gabi Schuchter stand ihm keineswegs nach. Zuerst spielte sie gemeinsam mit Narowetz-Tochter Sigrid ein nostalgisches Operetten-Medley für zwei Violoncelli (!), dann meinte sie als seit kurzer Zeit zweifache Oma: „Das gibt’s nur nur einmal, das kommt nicht wieder“ und apostrophierte damit ihre musikalische Freundschaft zu Dlouhy. Ein wenig direkter hatte schon vorher Gernot Kranner, legendärer Professor Ambrosius aus dem „Tanz der Vampire“, argumentiert: „Gäb’s einen Nobelpreis für Musik, der Kurt, der hätt‘ den – und alle Blindenmarkter rufen laut, man hört’s von Ybbs bis Amstetten.“

Neben allen freundschaftlichen, ironischen und bewundernden verbalen Erfindungen gab es auch einen mehr als rührenden Moment musikalischer Erinnerung: Monika Riedler, vor einigen Jahren Star der Blindenmarkter Herbsttage, veredelte, begleitet vom vielseitig anpassungsfährigen und sängerfreundlichen Bernd Leichtfried, das „Vilja-Lied“ aus Franz Lehárs Operette „Die lustige Witwe“. Und beim Refrain durften alle mitsingen: Riedler und Leichtfried gebührt ein nachträgliches Sonderlob.

Dieser Bericht kann aufgrund seiner Vielfalt keinen Anspruch auf Vollständigkeit beanspruchen: Zu schnell zogen zahlreiche Künstler am Publikum vorbei. Eines aber bleibt in Erinnerung: der sympathische Auftritt der anwesenden Familie des Jubilars, darunter vier entzückende Enkelkinder. Man hatte den Eindruck: Keines der Familienmitglieder hat sich bislang dem musikalischen Vorbild des Familien-Oberhauptes entzogen. Dazu kam noch ein intellektuell-philosophischer und gleichzeitig ironischer Auftritt des Dlouhy-Freundes Sepp Froschauer samt einem Hauch von geheimnisvollen Anspielungen um Hoffnung auf eine gemütliche Zukunft.

Zuletzt feierten alle Mitwirkenden mit dem enthusiastisch gerührten Publikum Kurt Dlouhy als jenen Meister der musikalischen Vielseitigkeit, der sich schon nach drei Stunden ans Pult des Kammerorchesters Ybbsfeld begab, um die bislang vom Publikum mit frenetischem Applaus belohnte Marcus-Ganser-Inszenierung von Johann Strauss‘ „Fledermaus“ zu dirigieren, die unter seiner Leitung auch am 23. Oktober, also dem echten „Siebziger“, erklingen wird.

Ingo Rickl

 

 

Diese Seite drucken