Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

BLINDENMARKT/ Herbsttage/ Ybbsfeldhalle: DER SCHOKOLADENSOLDAT von Oscar Straus

11.10.2025 | Operette/Musical/Show

Besuch der Vorstellung Freitag, 10. Oktober 2025, 19:30

„Der Schokoladensoldat“ von Oscar Straus feiert in Blindenmarkt Triumphe. Intendant Michael Garschall forciert die österreichische Operette

bec1
Foto: Lukas Beck

Schon im vorigen Jahrhundert hat der weltweit als Spezialist des umfangreichen Musiktheaters anerkannte „Opernführer“ Marcel Prawy ausgesagt, dass aus dem reichen Schatz der heimischen Operetten einst nur etwa zwölf auf unseren Bühnen überleben werden. Nun scheint diese Voraussage bereits Wirklichkeit geworden zu sein. Dies zeigen viele Beispiele wie etwa der Wandel von Mörbisch als „Mekka der Operette“ zur sommerlichen Musical-Metropole. Gottlob pflegen Bad Ischl mit dem Lehár-Festival, Baden in reduzierter Form, Bad Hall und Zell an der Pram die Operette und helfen damit, das zu den bedeutendsten Kulturgütern unseres Landes zählende Operettenrepertoire zu erhalten.

Einer der erfolgreichsten Kämpfer für qualitätvolle österreichische Operette ist seit 36 Jahren Intendant Michael Garschall, dessen Blindenmarkter Herbsttage, getragen durch die gesamte Bevölkerung der nahe Amstetten gelegenen Gemeinde, vor wenigen Tagen eine Premiere erlebte, die vom Publikum regelrecht gestürmt wurde. Auf dem Programm steht die Komödie „Der Schokoladensoldat“ von Oscar Straus. Der ursprüngliche Text stammt von Rudolf Bernauer und Leopold Jacobson, wobei allerdings die „Helden“ von George Bernard Shaw letztlich den großen Erfolg bis heute beeinflussten. Die am 14. November 1908 im Theater an der Wien stattgefundene kriegerische Geschichte fand nach dem Triumph des „Walzertraums“ wenig Gefallen beim Publikum, wobei man dem Thema „Heiteres im Krieg“ wenig abgewinnen konnte. Der eigentliche Erfolg entwickelte sich später vom anglo-amerikanischen Raum aus.

Bei der gigantischen künstlerischen und materiellem Aufwand entstandenen Produktion in Blindenmarkt haben der vielseitige Regisseur Marcus Ganser und der neue Musikchef Thomas Böttcher eine Fassung erarbeitet, die die Optik durch Abwechslung einerseits und durch fast kindische Comic-Effekte ergänzt. Diese Art von Heiterkeit gefällt dem jugendlichen Publikum besser als den intellektuell denkenden Gästen. Der auch als Bühnenbildner für Abwechselung sorgende Regisseur regt aber auch auf die Personregie sowie die Präzision der sprachlichen Besonderheiten jenen Wert, der bei dieser Besetzung das höchste Ziel erreicht: die Begeisterung des Publikums.

Thomas Böttcher und das Kammerorchester Ybbsfeld erreichen ebenso viel humorvolle Ausdruckskraft wie der Chor. Er wird nun von Kurt Dlouhy geleitet, der 35 Jahre lang den Dirigentenstab in der Ybbsfeldhalle geschwungen hatte. Die Choreographie von Lisa-Marie Rettenbacher, die unzähligen prachtvollen Kostüme von Anna-Sophie Lienbacher erfüllen alle Wünsche des Publikums, von der ausufernden Technik ganz zu schweigen.

becg
Foto: Lukas Beck

Im Mittelpunkt der idealen Besetzung steht Martin Mairinger als Bumerli, der „Schokoladensoldat“. Er hat im Krieg der Bulgaren gegen die Serben als Schweizer Bürger die Flucht ergriffen und trägt anstelle von Munition Schokolade bei sich. Er gerät in die Familie des Obersten Kasimir Popoff, wird dort im Versteck von drei Damen verehrt, kommt nach dem Krieg als Gast wieder und heiratet die Tochter des Hauses. Als Schweizer Bürger ist er natürlich reich, womit auch die Bulgaren finanziell von der Liebeshandlung profitieren …..

Im optimalen Rahmen ist Tenorstar Martin Mairinger ein verschmitzt schüchterner Komödiant mit Charme. An der Spitze der Familie Popoff ist Georg Kusztrich zu nennen. Als Oberst Kasimir Popoff schickt er dem Publikum ein sprachliches Pointenfeuerwerk in die Ohren, das unübertrefflich ist. Die Familie ergänzen Lena Stöckelle und Christa Ratzenböck von humor- bis geheimnisvoll. Auch die kleineren Rollen sind nach Art des Hauses so besetzt wie ihre Kostüme aussagen: optimal nach Humor ausgerichtet.

Nach der Rarität des heurigen Herbsttage Blindenmarkt gibt es im kommenden Jahr ab 2. Oktober wiederum ein bekanntes Operetten-Ereignis: Franz Lehárs „Der Zarewitsch“.

I.R.

 

Diese Seite drucken