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BLINDENMARKT/ Herbsttage/ Ybbsfeldhalle: DER SCHOKOLADENSOLDAT – In Blindenmarkt – da ist die Operette z’Haus

06.10.2025 | Operette/Musical/Show

Georgina Szeless (Kulturjournalistin)
Vorstellung DER SCHOKOLADENSOLDAT 5.10.2025 17:00 Uhr

In Blindenmarkt – da ist die Operette z’Haus

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Lena Stöckelle (Nadina Popoff), Martin Mairinger (Bumerli). Foto: Lukas Beck

Schon lange keine Überraschung mehr. Wenn der Herbst im nö. Blindenmarkt ins Land zieht, gibt es dort seit 36 Jahren Operette pur, eben so, wie es dieses Genre verdient. Und es auch braucht, um die Operette am Leben zu erhalten und nicht von dem etwa bei Sommerfestivals vom Musical verdrängt zu werden. Mörbisch, St. Margarethen, Bad Ischl u.a. behaupten etwa dort erfolgreich ihre Existenz, aber neigen experimentierfreudig gerne zu neuen Ideen auf der Bühne. Dass die Operette von ihren Musikschwestern als die schwierigste Sparte einzustufen ist und eine gültige Realisierung höchste Ansprüche an die DarstellerInnen stellt (Singen, Tanzen, Spieltalent), ist eine alte Binsenweisheit. Ein Theater, das diese Voraussetzungen erfüllt, ist seines Erfolges sicher. Ein Theater, das sich eines Intendanten glücklich schätzen kann, ja, über einen solchen verfügt Michael Garschall seit eben Jahrzehnten. Der gebürtige Blindenmarkter, von Kindesbeinen an der Operette verschworen, ein Vollblutmusiker des Theaters, der alles im Griff hat, weiß, wie man die Operette vor jeder Vernachlässigung bewahrt. Er wählt jährlich das Programm aus, holt sich die passende Besetzung, werkt ratend, beratend und wirkt leidenschaftlich bei der Vorbereitung jeder Produktion mit allen Sinnen mit. So hatte er auch für sein 36. Festival den richtigen Riecher. „Es muss ja nicht immer wie heuer Johann Strauß (250. Geburtstag) sein, den andere Theater würdigen, auch Raritäten verdienen ihre Präsenz, damit sie ans Licht geholt werden“. Wer hätte die dreiaktige Operette „Der Schokoladensoldat“, original der tapfere Soldat von Oscar Straus erwartet, für den am Wochenende in der Ybbsfeldhalle erstmals der Vorhang aufging und in einer zehn Abende umfassenden Vorstellungsserie Besucher aus nah und fern garantiert anziehen wird. Das musikalisch vielleicht bis auf das eingängige Walzerlied eher unergiebige Stück nach George Bernhard Shaws „Helden“ erfordert besonders viel Fingerspitzengefühl und Ideenreichtum, damit die Aufführung so souverän über die Bühne geht. Schwung, Spannung, Humor und keine Minute Leerlauf beflügelt die Regie von Marcus Ganser & Thomas Böttcher, die auch für die Neufassung verantwortlich zeichnen. Der Inhalt macht übrigens die Unterhaltung von allein schon perfekt, egal ob es sich um Krieg oder Liebe oder umgekehrt handelt. Aber wie kurios kann in der Familie um einen Helden gekämpft werden, bei denen es eigentlich nur Sieger gibt, weil alle am Ende ihren Traummann bekommen. Das ist schon eine lohnenswerte Entdeckung. Das happy end ist vorprogrammiert.

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Ensemble, Crew, Studio, Chor, Kinderchor. Foto: Lukas Beck

Bulgarien 1885: Die verlobte Nadina, von Lena Stöckelle mit hellem Sopranglanz gesungen, erwartet ihren an der Front kämpfenden Verlobten Alexius ( Lukas Johan) zur Hochzeit, wird aber vom feindlichen Schweizer Bumerli in serbischer Uniform (eine Starbesetzung von Martin Mairinger) überrascht, der über den Balkon in ihr Zimmer kletterte. Rasch entflammt Nadinas Sympathie zu dem Soldaten, der dem Krieg adieu sagte und statt Munition Schokolade in seinem Patronengürtel hat. Aber plötzlich taucht auch der Verlobte auf und wird auf die Hochzeit vorbereitet. Natürlich muss Bumerli vor ihm versteckt werden, bis die Familie Popoff die Untreue ihrer hin- und hergerissenen Tochter begreift und den charmanten, sonderbaren Eindringling Bumerli nicht mehr aus dem Hause lässt. Wie soll das ausgehen ? Ganz einfach: Nadina hadert mit ihrem eitlen Alexius, die Verwandte Mascha (Jasmin Bilek) verliebt sich in Bumerli – ein entzückendes Soubrettenpaar -, Mutter Aurelia (Christa Ratzenböck), gesanglich und spielerisch versiert, bemüht sich umsonst um die Rettung der Familienehre und Georg Kusztrich als stimmgewaltiger Papa Kasimir Popoff zieht für Bumerli sogar seine Uniform aus. Der Soldatenchor, Kinderchor, die ganze Crew wie alle Mitwirkenden in farbkräftigen Kostümen von Anna-Sophie Lienbacher setzen ihre besten Talente und Kräfte für eine großartige Unterhaltung in Blindenmarkt ein, die Takt für Takt zündet.

Die musikalische Leitung des Kammerorchesters Ybbsfeld liegt bei Thomas Böttcher, die der Chöre besorgte Kurt Dlouhy und die Choreografie liegt in bewährten Händen von Lisa-Marie Rettenbacher.

Herzliche Gratulation ! Man kann sich auf die Herbsttage 2026 mit „Zarewitsch“ schon heute freuen.

Georgina Szeless

 

 

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