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BLINDENMARKT/ Herbsttage: MATINEE – „So dreht sich alles um die Welt“

Mostviertler Operretten-Metropole bot Kabarett und Schlager

22.10.2018 | Operette/Musical

Blindenmarkter Herbsttage – Matinee „So dreht sich alles um die Welt“

Mostviertler Operretten-Metropole bot Kabarett und Schlager

 21. Oktober 2018

Am Sonntag gab es bei den Blindenmarkter Herbsttagen eine Matinee unter dem Motto „So dreht sich alles um die Welt“. Diese veranlasste einmal mehr Besucher aus Nah und Fern einen Tag in der Operetten-Metropole des Mostviertels zu verbringen. Fünf Busse reisten von weither an, dazu kam die heimische Bevölkerung, die wie immer vor allem ihre Lieblinge feiern wollte. So war es auch diesmal, zumal der Allrounder Robert Kolar einen „Bunten Vormittag“ zusammengebastelte hatte, den er selbst moderierte. Am Flügel saß der Ende des vorigen Jahrhunderts von Intendant Michael Garschall entdeckte Pianist Bernd Leichtfried, der – auch als Nachfolger des legendären Leopold Grossmann – eines kann: sich präzise auf seine Gesangspartner einzustellen. Davon profitierte diesmal vor allem eine sehr, sehr junge Blindenmarkterin: die gertenschlanke, bewegungsmäßig noch etwas gehemmte Sopranistin Elisabeth Fellnhofer. Sie stand erstmals auf der Bühne, wurde von ihren routinierten Kollegen liebevoll aufgenommen und mauserte sich in ihren vielen Aufgaben zum neuen Publikumsliebling.

Hier die Entdeckung, dort die Freude auf den Mostviertler Volksschauspieler Willi Narowetz, der seit den Herbsttagen 2016 aus gesundheitlichen Gründen pausieren musste. Sein Comeback wurde erwartungsgemäß zum Triumph. Von den präzisen Typen, die Narowetz auf die Bühne zauberte, seien die Szene „Im zoologischen Garten“ von Karl Vallentin erwähnt, in der ihm Gabi Schuchter komödiantisch als Liesl Karlstadt beistand, oder das von Heinz Conrads einst genial vorgetragene Chanson „Von was leben die Leut“. Hier gab es eine nette Geste des beliebten Willi. Als er zur Stelle kam, an der auch ein Koch auf dem Schiff arbeitet, mit dem die Wolle für seinen Anzug nach Europa kommt, zeigte er diskret auf seine Brust: Seht her, auch ich bin Koch. Die heimischen Kenner freute dies besonders.

Viel Freude hatte man mit Gabi Schuchters italienischem Medley, mit dem Sketch „Travnicek im Urlaub“, in dem Elisabeth Fellnhofer und Robert Kolar in die Rollen von Gerhard Bronner und Helmut Qualtinger schlüpften, und mit Karl Farkas’ grandioser Doppelconference „Frau Berger und Frau Schöberl“, die Willi Narowetz und Robert Kolar zu eklatant spitzzüngigen Gemeinheiten nutzten. Einfach toll! Dazu kam ein Gstauftritt des Kemal Pascha aus Leo Falls „Rose von Stambul“. Claus J. Frankl beschäftigte sich jedoch nicht mit der Operette, sondern schlüpfte in die komödiantischen Texte von Heinz Erhardt über Fußball und „Mein Mädchen“.

Ein eigenes Kapitel des Vormittags schrieb Susanne Rader als Marlene Dietrich, die sie in ihre eigenen Persönlichkeit aufgesogen hat. Souverän und voll Ehrfurcht erklingen die Schlager der Dietrich, sympathisch empfindet man die kurzen Zwischentexte, was ein wenig fehlt, ist das doch gut in Erinnerung befindliche Temperament des Stars. Immerhin bot Marlene Dietrich an diesem Vormittag eine Besinnung auf die Zeiten der NS-Diktatur, auch auf den Krieg, besonders aber an die Filmindustrie.

Armin Bergs Schlager „So dreht sich alles auf der Welt“ versammelte nochmals das wunderbare Ensemble der Herbsttage auf dem Podium, ehe man sich im Rahmen der Zugabe „Mir is alles ans“ endgültig verabschiedete. Einen Hinweis des Moderators Kolar freilich sollte man schon heute im Kalender vermerken. Im Jubiläumsjahr „30. Blindenmarkter Herbsttage“ findet die Matinee am Sonntag, dem 13. Oktober 2019 statt und wird im Zeichen des 80. Geburtstages des großartigen Chefdirigenten Kurt Dlouhy stehen, ehe dann am Abend Johann Strauss’ „Die Fledermaus“ in Szene gehen wird.

Ingo Rickl

MERKEROnline

 

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