Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

BIETIGHEIM/ Schloss: Trio de Salon bei Kammermusik

20.11.2022 | Konzert/Liederabende

Trio de Salon bei der Kammermusik-Matinee im Schloss am 20.11.2022/BIETIGHEIM-BISSINGEN

Mit dezenter Harmonik

dier
Foto: Joshua Dierssen

 Das Trio de Salon mit Heike Wahl (Oboe), Stefan Barthel (Fagott) und Jenia Keller (Klavier) präsentierte ein klangfarbenreiches Programm für die reizvolle Konstellation Oboe, Fagott und Klavier. Das Ensemble hatte hier ein überwiegend französisches Programm zusammengestellt. Das Trio de Salon für Oboe, Fagott und Klavier in g-Moll von Marie Felicie Clemence de Reiset Vicomtesse de Grandval bestach in dieser dezenten Wiedergabe aufgrund der gut betonten thematischen Vielfalt und des erstaunlichen Ausdrucksreichtums. Immer wieder spielten sich die einzelnen Instrumente in geradezu erfrischender Weise die Themen zu. Anklänge an Frederic Chopin, Friedrich von Flotow und Camille Saint-Saens  waren dabei versteckt herauszuhören. Ludwig Milde, der selbst ein hervorragender Fagottist war, schrieb sein bewegendes Concertino in a-Moll für Oboe, Fagott und Klavier. Das Ensemble arbeitete hier die filigranen Melodiebögen und graziösen Einschübe in perfekter Weise heraus.  Tonleiter- und Akkordzerlegungen erhielten eine präzise Akzentuierung.

Von Eugene Jancourt und Charles Triebert erklang anschließend die wunderbare Fantasie concertante sur „L’Italiana in Algeri“ de Rossini für Oboe, Fagott und Klavier. Die Handlung dieser Meisteroper ist schnell erzählt: Mustapha, der seiner Gattin Elvira überdrüssig wurde, ist einer feurigen Italienerin verfallen. Diese nutzt jedoch die Verliebtheit Mustaphas aus, um mit ihrem wiedergefundenen Liebhaber Lindoro zusammen zu sein. Somit erreicht sie die Befreiung aller Sklaven – und Mustapha muss sich geschlagen geben. Perlender Einfallsreichtum und Kantilenenzauber blitzten bei der gelungenen Wiedergabe in reizvoller Weise hervor. Sprühende buffoneske Szenen wurden hier mit konzertanter Meisterschaft präsentiert. Ironie und Spielwitz triumphierten. Zum Abschluss überzeugte noch die facettenreiche Wiedergabe des Trios für Oboe, Fagott und Klavier von Francis Poulenc. Einflüsse von Strawinsky machten sich bemerkbar. Der als „Mönch und Lausbub“ bekannte Komponist überrascht bei diesem Werk mit dem feinen Hang zur Ironie.  Bei der formklaren und eleganten Interpretation stachen auch die kontrapunktischen Satzkünste deutlich hervor. Expressionistische Klangformen und problemloser Neoklassizismus wechselten sich ab. So dominierte die Salonkunst der kleinen Form. Alle drei Solisten sind Lehrer der Musikschule in Bietigheim.

Herzlicher Schlussapplaus im Hans-Georg-Pflüger-Saal.

Alexander Walther

 

Diese Seite drucken