Ardey Saxophonquartett am 5.10.2025 im Schloss/BIETIGHEIM-BISSINGEN
Strahlkraft und Klangzauber
Foto: Werner Kees
Der Belgier Adolphe Sax hat das Saxophon im 19. Jahhundert erfunden. Und bei seiner reizvollen Matinee im Schloss unterstrich das Ardey Saxophonquartett die Bedeutung dieses Instruments für die klassische Musik. Bei den „Old Hungarian Dances“ von Ferenc Farkas waren Gregor Böhmerle (Sopransaxophon), Tanja Heinkel (Altsaxophon), Claudia Kees (Tenorsaxophon) und Ingo Sadewasser (Baritonsaxophon) ganz in ihrem Element. Sätze wie „Intrada“, „Lassu“ oder „Ugros“ flossen eingängig ineinander über- und auch die spritzigen Rhythmen passten famos zur melodischen Entwicklung. Das Allegro de Concert von Caryl Florio entfaltete in der Interpretation des Quartetts zahlreiche klangfarbliche Reize, deren Intensität nicht nachließ.
Von Gioacchino Rossini war dann ein facettenreiches Poptpourri aus seinen Opern unter dem vielsagenden Motto „Rossini…per quattro“ zu hören. Rossini lebte zur Zeit von Adolphe Sax lange in Paris – und im Arrangement von Gaetano di Bacco blitzten die Reminiszenzen aus den Werken des „Schwans von Pesaro“ schelmisch hervor. Der Geist der Opera buffa verband sich nicht nur beim „Barbier von Sevilla“ mit der französischen Opera comique voller Hintersinn. Die Stretta-Effekte wirkten wirklich verblüffend! Grazie und Schwung wechselten sich nuancenreich ab, das atemlos hereinbrechende Hauptthema behauptete sich völlig ungestüm. Pastorale Melodien und spritzige Rhythmen steigerten sich mit spannungsreichen Ostinati und Crescendo-Zauber. Wunderbar elegisch und auch ein wenig melancholisch kam die Humoresque No. 7 op. 101 von Antonin Dvorak mit kantablem Schmelz daher (Arrangement: Gregor Böhmerle).
Poetische Stimmungen und glutvolle Leidenschaft entfalteten sich bei der „Carmen Fantasy“ im Arrangement von Ito Yasuhide von Georges Bizet. Die ungebrochene Kraft der melodischen Erfindung leuchtete nicht nur bei der berühmten „Habanera“ hervor. Die Leitmotive zeigten klangliche Magie. Selections from „West Side Story“ von Leonard Bernstein gefielen mit ausgelassener Rhythmik und explosiver Klangpracht. „I Feel Pretty“, „Scherzo“, „Somewhere“, „Cha Cha“ und „Gee, Officer Krupke“ verbanden sich mit kontrapunktischen Finessen zu einem Kosmos verschiedener Stilrichtungen und Motive. Im Arrangement von James Boatman konnten sich die thematischen Verstrickungen gut voneinander lösen und wieder einfühlsam verbinden. Das war besonders bei „Somewhere“ der Fall. Das Liebesdrama nach Shakespeares „Romeo und Julia“ war auch hier sehr lebendig. Effektstark wurden dabei die Klangregister des Jazz und veristischer Dramatik bis hin zu einfühlsamer Lyrik und wilden Tänzen ausgelotet. Elektrisierende Synkopen meldeten sich bei „Libertango“ von Astor Piazzolla. Rock, Pop und Blues vereinten „Drastic Measures“ von Russell Peck.
Als Zugabe waren noch zwei ausdrucksvolle Klezmer-Stücke zu hören. Begeisterter Schlussapplaus.
Alexander Walther