Konzert des Ballhausorchesters am 10. Januar im Kronenzentrum Bietigheim-Bissingen
Der Genießer aus Posen
Foto: Zrenner-Wolkenstein
Das Ballhausorchester mit Peter Wittmann und „einer Nacht der wilden Zwanziger“ gastierte am 10. Januar 2025 im Kronenzentrum/BIETIGHEIM-BISSINGEN Das Ballhausorchester wurde 1994 von dem Schauspieler und Sänger Peter Wittmann und dem Pianisten Horst Plössner gegründet. Das Repertoire wurde rasch erweitert und enthält heute auch Komponisten und Texter wie den Wiener Georg Kreisler, den Belgier Jacques Brel, den Amerikaner Cole Porter sowie Vertreter des heutigen Chansons wie Edith Jeske, Rainer Bielfeldt und Udo Lindenberg. Der versierte Meister des Chansons und Meisterschüler von Gisela May Peter Wittmann überzeugte im Kronenzentrum mit zahlreichen gelungenen Arrangements und rasant-schwungvollen Revue-Nummern wie „Ich brech‘ die Herzen der stolzesten Frau’n“, „Annabelle“ und „O Donna Clara, ich hab‘ dich tanzen geseh’n“. Von Jacques Brel erklang ein Chanson, das durch Marlene Dietrich bekannt wurde. Die Musiker Markus Fritsch (Kontrabass), Thomas Stock (Schlagzeug), Oliver Hien (Violine, Bratsche), Benno Englhart (Trompete), Georg Obermaier (Saxophon, Klarinette), Horst Plössner (Piano), Markus König (Saxophon, Klarinette), Juri Smirnov (Saxophon, Klarinette, Querflöte, Akkordeon und Klavier) und Werner Schreml (Tenorhorn/Euphonium, Posaune) heizten dem Publikum nicht nur bei Rumba-Nummern kräftig ein. So lernte man die vergnügliche Welt des frühen Schlagers kennen. Bei „Die Nacht ist nicht nur zum Schlafen da!“ verbreitete die Combo elektrisierendes Feuer. Weitere Hits wie „Der Wind hat mir ein Lied erzählt“, „Bei dir war es immer so schön“ und „Mein kleiner grüner Kaktus“ nach den Comedian Harmonists sorgten für abwechslungsreiche musikalische Post. Da meinte der gewiefte Peter Wittmann dann, dass die „spießigen Ludwigsburger“ wohl neidisch auf „Babylon Bietigheim-Bissingen“ blicken würden. Ein Musiker zeigte sogar einen Striptease, der für Gelächter sorgte. Die wilden zwanziger Jahre der Weimarer Republik wurden so gekonnt auf die Schippe genommen. „Sind Sie ein kleiner Berlusconi?“ fragte Peter Wittmann gewitzt in die Runde. So kam selbst der „Genießer aus Posen“ auf seine Kosten. Manchmal erinnerte man sich auch an das „Kabarett der Komiker“. Die „schöne Isabella aus Kastilien“ oder das „Nachtgespenst“ heizten die Stimmung dann weiter an – und man erfuhr: „Frauen sind keine Engel“. „Was kann der Sigismund dafür, dass er so schön ist?“ sorgte als weiterer Song für Furore. Nach einem Liebesgedicht von Joachim Ringelnatz ging Amalie mit „einem Gummikavalier ins Bad“ und man fragte sich: „Was macht der Mayer am Himalaya?“ Trotz der Nähe zu Max Raabe vertrat Peter Wittmann hier durchaus einen ganz eigenen Stil. „Mein Mann ist verhindert…“ und „Mein Gorilla“ bewiesen den Zauber der Nacht der goldenen Zwanziger mit Ladies und Gentlemen, Flittchen, Halunken, Diven und Kavalieren. Jubel und viel Schlussapplaus!
Alexander Walther