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BIETIGHEIM/BISSINGEN/ Kronenzentrum: Frühjahrskonzert der Sueddeutschen Kammersinfonie Bietigheim

11.05.2025 | Konzert/Liederabende
Frühjahrskonzert der sueddeutschen kammersinfonie bietigheim im Kronenzentrum
Zündende Rhythmen  
Frühjahrskonzert der „sueddeutschen kammersinfonie bietigheim“ am 10. Mai 2025 im Kronenzentrum/BIETIGHEIM-BISSINGEN
 
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Copyright: Trio Vivente
 
Zum Stadtjubiläum 2025 war die „sueddeutsche kammersinfonie bietigheim“ unter der inspirierenden Leritung von Peter Wallinger im Kronenzentrum zu hören. Zunächst erklang „Hochzeitstag auf Troldhaugen“ op. 65 von Edvard Grieg. Elemente der Volksmusik wurden hier stilvoll mit dem Wesen von Robert Schumann verbunden, was das Orchester facettenreich herausarbeitete. Die Bordunquinten erinnerten an eine Dudelsackbegleitung – und die einfallsreichen Rhythmen prägten sich tief ein. Von Alexander Borodin erklang anschließend die „Steppenskizze aus Mittelasien“, ein Franz Liszt gewidmetes Beispiel ebenso typisch russischer wie exotisierender Programm-Musik. Durch die eintönige Weite der mittelasiatischen Steppe tönte friedvoll ein russisches Lied. Dann näherte sich das Getrappel von Pferden und Kamelen. Mit dem eigenartigen Klang einer orientalischen Weise zog eine Karawane vorüber, langsam verlor sich der Widerhall in der Einsamkeit der Steppe, was das Orchester ausdrucksvoll betonte. Die brütende Hitze über der weiten Steppenöde malte ein fast durchgehend ausgehaltener Ton der Violinen. Peter Wallinger interpretierte das Werk mit der „sueddeutschen kammersinfonie bietigheim“ nicht wie gehobene Unterhaltungsmusik, sondern als eine eindringliche Tondichtung, bei der das Lied der Russen und die Weise der Asiaten zu einer gemeinsamen Harmonie zusammenwuchsen, deren Widerhall sich allmählich in der Ferne verlor. Bei der Böhmischen Suite op. 39 von Antonin Dvorak blühte der Zauber der an Smetana orientierten tschechischen Volksmusik voll auf. Unverfälschte Melodien und ein erfrischend-elektrisierender Rhythmus setzten sich in mitreissender Weise durch. Man begriff auch, warum man Dvorak den „böhmischen Brahms“ nannte, zumal er ja von Johannes Brahms gefördert wurde. Die dynamisch differenzierte Polka in d-Moll und das leidenschaftliche Duett zwischen Flöte und Englischhorn in der Romanze wechselten sich in klanglich reizvoller Weise ab. Beim feurigen Presto am Schluss  ging das Orchester ganz aus sich heraus. Höhepunkt dieses Abends war dann die erfrischende Wiedergabe des Konzerts für Klavier, Violine, Violoncello und Orchester in C-Dur op. 56, das so genannte „Tripelkonzert“, von Ludwig van Beethoven. Diesem oft unterschätzten Werk hat man vorgeworfen, dass die Substanz seiner Themen nicht einprägsam genug sei. Doch das Trio Vivente mit Jutta Ernst (Klavier), Anne Katharina Schreiber (Violine) und Kristin von der Goltz (Violoncello) unterstrich in reizvoller Weise die zahlreichen virtuosen Aufgaben von Violine und Cello, wobei die prickelnden Rhythmen der Schluss-Polonaise besonders markant hervorstachen, die nicht übermäßig klassizistisch klang. Auch das Largo mit dem seelenvoll erfüllten Gesang des Solocellos konnte die Hörer stark beeindrucken. Im ersten Allegro-Satz erklang das Motiv in den tiefen Streichern zunächst geheimnisvoll – und das Orchester-Crescendo legte den stimmungsvollen Grundstein für die Solisten. Dem begeisterten Schlussapplaus des Publikums folgte noch ein Ausschnitt aus einem Beethoven-Trio als Zugabe.
 
Alexander Walther 

 

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