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BIETIGHEIM/ BISSINGEN/ Kronen Zentrum: Ragnhild Hemsing & Trondheim Soloists

17.03.2023 | Konzert/Liederabende

Ragnhild Hemsing & Trondheim Soloists am 16.03.2023 im Kronenzentrum/BIETIGHEIM-BISSINGEN

Reizvolle klangliche Veränderungen

Die 1988 gegründeten Trondheim Soloists sind ein wichtiger Botschafter der norwegischen Musik. Das kann man auch über die Geigerin Ragnhild Hemsing sagen, die ebenfalls 1988 in Norwegen geboren wurde und an diesem Abend gemeinsam mit dem Orchester musizierte. Unter der Leitung von Geir Inge Lotsberg erklang zunächst das dynamisch sehr differenziert dargebotene Streichquartett Nr. 2 op. 19 „Aspects of Peltoniemi Hintrik’s Funeral March“ aus dem Jahre 1969 in der subtilen Fassung für Streichorchester des finnischen Komponisten Aulis Sallinen.  Die auf Kirchentönen beruhende Melodie entfaltete sich hier mit großer Intensität. In Chaconne-Form traten zahlreiche Veränderungen auf. Das Thema erschien in fünf Variationen, deren klangfarbliche Veränderungen erstaunlich waren. Spätromantische Klänge vermischten sich mit dissonanter Modernität. Fugen- und Tango-Anklänge rundeten das Bild ab. Tremolo- und Pizzicato-Figuren ergänzten diesen facettenreichen Eindruck. „A Walk to Gade“ der schwedischen Komponistin Britta Byström überzeugt ebenfalls. In diesem wirkungsvollen Stück erscheinen in geheimnisvoller Weise  Assoziationen zur Novelette F-Dur des dänischen Komponisten Niels Gade, der auch Edvard Grieg beeinflusste. Hier gibt es viele Pizzicati-Figurationen. Auch Glissandi und weitere Dissonanzen betören die Ohren. Die Trondheim Soloists musizierten mit nie nachlassender Energie und Emphase, wobei die einfühlsamen romantischen Kantilenen der Streicher in eindringlicher Weise hervorstachen. Auch leise Ostinato-Anklänge waren herauszuhören. Zuletzt erklang das Arrangement aus der Bühnenmusik zu „Peer Gynt“ op. 23 ( nach Henrik Ibsen) von Edvard Grieg – arrangiert für Hardangerfiedel und Violine für Streichorchester von Tormod Tvete Vik. Das Lyrisch-Rhapsodische kam hier auch bei den Sequenzen mit der Hardangerfiedel zum Vorschein, wobei Klangpracht und Leuchtkraft nicht nachließen. Das thematische Material zeigte immer wieder klare Konturen, die Ragnhild Hemsing (Hardangerfiedel, Violine) ausgezeichnet betonte. Trotz der harmonischen Verfremdungen zeigte auch die berühmte „Morgenstimmung“ präzise Klarheit. Das pastorale Thema konnte sich jedenfalls wirkungsvoll entfalten. Es kam zu einer großen dynamischen Steigerung. Das graziöse Thema von „Anitras Tanz“ bestach ebenfalls aufgrund seiner dahinhuschenden Figuren. Selbst das orientalische Kolorit kam nicht zu kurz.

Ein schmerzvoller Moll-Teil prägte „Solveigs Lied“, wo geschildert wird, wie Peer Gynt zu seiner  Jugendgeliebten zurückkehrt. Ein von Ragnhild Hemsing wunderbar verklärend gestalteter Dur-Teil beschloss diesen Satz. „Der Brautraub. Ingrids Klage“ brachte nach erregten ersten Takten eine ergreifende Melodie in der tiefen Lage der Geigen zum Vorschein. „Halling“ ist dann eine weitere reizvolle Hardangerfiedel-Episode überschrieben, die Ragnhild Hemsing wieder stark verinnerlicht und mit hoher spieltechnischer Virtuosität gestaltete. Der „Arabische Tanz“ fesselte dann als nuancenreiches Scherzando, während „Peer Gynts Heimkehr“ als wildes Allegro einen Sturm beschrieb. Das Motiv der leeren Quinte mit  abstürzenden chromatischen Läufen und erregten Tremoli erinnerte an Wagners „Fliegenden Holländer“. Ragnhild  Hemsing korrespondierte hier mt den Trondheim Soloists hervorragend, was sich auch bei „Solveigs Wiegenlied“ zeigte. Der „Norwegische Brautzug im Vorüberziehen“ hatte etwas Atemloses, Unheimliches. „Ases Tod“ beeindruckte mit gedämpften Streicher-Passagen. Während der Sohn Luftschlösser für beide baute, entschlief sie. Das aufsteigende Motiv erstarb in einer chromatisch sinkenden Tonfolge. Das Ganze kam als Trauermarsch daher. Exzellent wurde zuletzt „In der Halle des Bergkönigs“ gestaltet, wo Ragnhild Hemsing das unheimliche viertaktige Motiv bis zum rhythmisch rasenden Fortissimo mit atemloser Heftigkeit beschwor. Das fanatische Element dieses Tanzes löste im Publikum Begeisterungsstürme aus. 

Alexander Walther

 

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