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BIERTIGHEIM/ BISSINGEN/ Kleinkunstkeller: „Zurück in die Zugluft – die unerträgliche Seichtigkeit des Scheins. Kabarett mit Inka Meyer

15.11.2025 | Operette/Musical/Show

Kabarett mit Inka Meyer im Kleinkunstkeller am 14.11.2025/BIETIGHEIM-BISSINGEN 

Ohne mich wäre mein Leben viel einfacher

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Inka Meyer. Foto: Simon Büttner

Nordische Impressionen aus Friesland standen im Mittelpunkt des Kabarettabends „Zurück in die Zugluft – die unerträgliche Seichtigkeit des Scheins“ mit der Kabarettistin Inka Meyer. 60 Prozent aller Menschen würden mit ihrem PC reden. Auch Bill Gates und Karl Marx fanden hier Erwähnung. Beide seien Erfinder von Systemen, die gut erdacht gewesen seien, aber die Menschen in Probleme stürzten. Der Schriftsteller Arno Schmidt habe gesagt: „Lieber tot in der Heide als lebendig in Stuttgarts Paradies“. Wenn man das Paradies kenne, verliere die Hölle ihre Schrecken. Sie sei in Erlangen geboren, habe jedoch einen friesischen Migrationshintergrund. Wäre Immanuel Kant allerdings Friese gewesen, würde der „Kategorische Imperativ“ wohl anders lauten. Man brauche mehr Achtsamkeit in seinem Leben ohne Smartphone. Viele Menschen in Deutschland würden sich einen „Führer“ wünschen – also einen „Coach“, der ihnen zeige, wo es langgeht. Inka Meyer meinte, sie sei „die letzte Inka“ des deutschen Kabaretts. Indianerin und Fährtenleserin im Dickicht der Moderne. Da würde sich dann auch die Navigationsstimme melden. Sie habe für sich die Entscheidung getroffen, nie Kinder haben zu wollen. Wegen der Rente bekomme doch keine Frau Kinder. Und ihr Mann habe seine Hoden eingebüßt, weil er einer Kabarettistin dumme Fragen stellte. Selbst die Universität Mannheim habe aber festgestellt, dass die Beschäftigung mit Kindern gut sei. „Ein Teil meiner Witze ist auf Kinder zurückzuführen“, so Inka Meyer. Die Zukunft des Planeten sei allerdings aussichtsloser als das Mathe-Abitur! Sie erwähnte ebenso den Sex-Streik der Demokratinnen nach der Trump-Wahl in den USA. Das habe es schon in der Antike gegeben. Sie sei auch „wahnsinnig tierlieb“, feiere aber eine „vegane Goldene Hochzeit“. Außerdem kommuniziere man nicht mit jüdischem Glauben und nenne sein Kind Adolf.  Die Politik gerate wegen der Klimakrise zunehmend unter Druck, was dazu führe, dass Söder ebenfalls im Moor ertrinken könne. „Unsere Eltern hatten fette Probleme mit ihren Eltern“, konstatierte Meyer weiter. Dann erwähnte sie den NPD-Veteran Horst Mahler und kritisierte Safranski wegen seines Liebäugelns mit der AfD. „Früher erzogen die Eltern ihre Kinder, heute erziehen die Kinder ihre Eltern“, lautete hier das Resümee. Dann fragte sie forsch ins Publikum, wer denn verheiratet sei. Und wer sei in der Elternrolle ohne Burnout glücklich? Das Unterrichten habe man vielerorts an den Opa abgegeben. Unter dem Motto „Ohne mich wäre mein Leben viel einfacher“ setzte Inka Meyer ihr gewitztes Programm schlagfertig und zuweilen wortgewaltig fort. Das „Entstressungsaroma“ führe zu einer regelrechten „Entstressungsindustrie“. Und dann meinte sie: „Wir Friesen haben schon immer Tee getrunken!“ Die Queen sei überhaupt die berühmteste Teetrinkerin gewesen. Absolut abgebrüht. „Die Japaner trinken allerdings noch mehr Tee wie die Friesen“, so Inka Meyer. Die Brust habe als politische Waffe der 68er gegolten. Wegen des „Dirndl“-Dekolletes seien die Frauenbrüste immer größer geworden! „Oben ohne gegen Sexismus“ war vielerorts das Motto. Selbst in der Ukraine. Mit nackten Brüsten gegen einen Diktator! Als es zu einem Nacktskandal im Kölner Dom gekommen sei, habe Kardinal Meisner von einer Strafanzeige abgesehen: Jetzt sei sein Gottesdienst endlich wieder voll! Der „Sinn der Arbeit“ wurde im Sinne von Karl Marx ebenfalls präzis hinterfragt. Sie sinnierte über die Kindergrundsicherung und die „Verantwortungsgemeinschaft“ der Ampel-Regierung, deren Pläne dann leider doch nicht umgesetzt wurden. Frei nach Wilhem Busch gelte immer noch „Wenn zwei sich scheiden, hat einer mehr zu leiden“. Und sie forschte auf den Spuren Martin Heideggers nach der Langeweile. Beim Überfahren einer „Sau“ habe ihr die Polizei im Ausland zum Verzehr von Schweinebraten geraten: „Die Polizei – dein Freund und Metzger!“ Die Männer würden im Kabarett sowieso immer zu kurz kommen. Im Zuge der Verlängerung der Lebensarbeitszeit schmiss der Arbeitgeber bei Inka Meyer sogar für einen Hundertjährigen eine Geburtstagsparty. Jubel und viel Applaus. 

Alexander Walther

 

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