Verdi per la Pace (Ersatzprogramm «Mazeppa») • Theater Orchester Biel Solothurn • Stadttheater Solothurn • Premiere: 16.03.2022
Verdi für den Frieden
«Krieg und Elend auf der Bühne darzustellen ist immer ein schwieriges Unterfangen. Wenn dieser Krieg und dieses Elend nun, wie im Falle von «Mazeppa» auf der Opernbühne von der Realität eingeholt werden und in der Ukraine – wo die Oper angesiedelt ist – täglich Menschen sterben, wird es gar zum unmöglichen Unterfangen.
Stiftungsrat und Direktion TOBS haben beschlossen, die Oper «Mazeppa» bis auf Weiteres durch das Friedenskonzert «Verdi per la pace» zu ersetzen. Wir hoffen, dass es schnell zu einer friedlichen Lösung kommt und dass wir dann die Oper von Tschaikowski wieder aufführen können.»
Intendant Dieter Kaegi präzisierte in seiner Ansage vor dem Beginn des Abends, dass die Aufführungen von «Mazeppa» ausgesetzt und nicht abgesetzt seien. Die russische Kultur gehöre zu Europa und TOBS sein nicht bereit, den Generalverdacht gegen die russische Kultur, hier gegen Tschaikowski, mitzutragen. Sobald Aussicht auf eine Beilegung des Krieges bestünde, würde «Mazeppa wieder gezeigt». Bis dahin träten die für «Mazeppa engagierten Künstler im Ersatzprogramm «Verdi per la pace» auf.
Als Ersatz für die ausgesetzten Vorstellungen von «Mazeppa» spielt man nun Arien und Szenen aus «Il trovatore» und «La Traviata». Der Chor des TOBS (Chorleitung: Valentin Vassilev) klingt im Zigeunerchor aus dem Troubadour («Vedi le fosche notturne») noch nicht ganz homogen. Jordanka Milkova singt «Stride la vampa» mit viel Leidenschaft. Das Fehlen dunkler, rauchiger Farben lässt die Arie in neuem Licht erscheinen. Askar Abdrazakov singt die Erzählung des Ferrando («Di due figli vivea padre beato») fein ausgearbeitet mit herrlich dunklem, kräftigen Bass. Aleksei Isaev punktet beim Publikum mit «Il balen del suo sorriso», der der grossen Arie des Conte di Luna.
Igor Morozov singt «De’ miei bollenti spiriti» mit der im Text angesprochenen kochen Leidenschaft, viel Schmelz und vorbildlicher Phrasierung. In «Parigi o cara» harmoniert seine Stimme schön mit jener von Eugenia Dushina. Dushina gibt eine eher unkonventionelle, sensible Violetta Valery von grosser Intensität. Die Solszenen «Dammi tu forza, o cielo», «Addio del passato» und «Finale ultimo» gelingen ihr so eindrücklich wie die Szene «Pura siccome un angelo» mit Isaev als Vater Germont harmonisch. Isaev gelingt mit seinem virilen, leicht metallischen Bariton ein wunderschönes «Di Provenza il mar». Im Chor der Zigeunerinnen und Stierkämpfer «Noi siamo zingarelle»/«Di Madride noi siam mattadori» findet der Chor des TOBS wieder zur gewohnten Homogenität. Javid Samadov, Konstantin Nazlamov und Valentin Vassilev ergänzen das Ensemble des Abends.
Das Sinfonie Orchester Biel Solothurn unter Leitung von Francis Benichou spielt einen Verdi mit viel Brio.
Auf diesem Niveau können nicht viele Theater improvisieren!
Weitere Aufführungen:
Biel, Stadttheater: Di. 22.03.22 19:30, Mi. 30.03.22 19:30, Fr. 01.04.22 19:30.
Kurtheater Baden: Sa 19.03.22 19:30.
16.03.2022, Jan Krobot/Zürich