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BIEL/ SOLOTHURN/ Schweiz: L’ITALIANA IN ALGERI. Premiere

19.09.2020 | Oper international

Stücke – TOBS Theater Orchester Biel Solothurn

Gioachino Rossini: L’italiana in Algeri, TOBS, Stadttheater Biel, Premiere: 18.09.2020

 «Ich kann ihr nicht mehr widerstehen»

«Ich kann ihr nicht mehr widerstehen» singt Mustafa zu Beginn des zweiten Akts. Aber wer könnte einer Isabella wie Josy Santos schon widerstehen?


Josy Santos . Foto: Rodrigo Carrizo Couto

Auf Seiten der Sänger ist die brasilianische Mezzosopranistin die Überraschung des Abends. Ihr Mezzo hat von dosiert rauchiger Tiefen bis zu strahlenden Höhen alles zu bieten, besitzt einen grossen Farbenreichtum und ist technisch bestens ausgebildet. Und Santos weiss mit ihrer Stimme umzugehen. Die Koloraturen gelingen perfekt, die Verzierungen höchst geschmackvoll. Mit ihrer einnehmenden Erscheinung und der enormen Spielfreude, die auf der Bühne herrscht, gelingt ihr so eine eindrucksvolle Interpretation der Isabella. Gustavo Quaresma als Lindoro besingt sie natürlich in den höchsten Tönen. Die höhen Töne «gelingen» alle, klingen aber anfänglich häufig gequetscht und werden von unten angesungen. Auch er weiss geschmackvoll zu verzieren und lässt sich von der im zweiten Akt fast greifbaren Spielfreude anstecken und mitreissen. Als Mustafà ist der Bariton Leonardo Galeazzi eine Idealbesetzung. Mit edlem Kavaliersbariton und endlos langem Atem vermag er auch die schnellsten Passagen, die Rossini sich einfallen liess, zu bestehen. Er kann nicht nur Isabella nicht widerstehen, man hat auch den Eindruck, er könne dem Singen und Spielen nicht widerstehen. Michele Govi, bestens bei Stimme, gibt einen herrlich verklemmten Taddeo. Jeanne Dumats Elvira ist von der eher kühleren Sorte, was aber im Vergleich zur Isabella einen reizvollen Kontrast ergibt. Leonora Gaitanou und Giovanni Baraglia, beide Studierende der Hochschule der Künste Bern, Schweizer Opernstudio, als Zulma und Haly fügen sich nahtlos in das am Schluss heftigst akklamierte Ensemble ein.

Zum überaus positiven Eindruck des Abends hat das Sinfonie Orchester Biel Solothurn unter Leitung von Maestro Franco Trinca beigetragen. Selten hat man Rossini Musik mit solchem Schwung und Feuer gehört. Ein besonderes Lob geht an die traumhaft sicheren Bläser.

Der Chor TOBS (Leitung: Valentin Vassilev) war trotz Masken bestens verständlich und hat sich von der allgemeinen Spielfreude anstecken lassen.


Foto: Rodrigo Carrizo Couto

Die Inszenierung von Andrea Bernard hat, wie schon Die Regimentstochter der letzten Saison oder die Cenerentola der vorletzten Saison, das Zeug Kult zu werden. Bernards Arbeiten überzeugen durch geschickte, phantasievolle Modernisierungen immer im Einklang mit dem Libretto und das enorme Theaterverständnis und musikalische Gefühl.

Dieses Mal spielt die Oper am Set von TV Algeri. Mustafà ist der Produzent des Senders für Seifenopern (1. Akt) und Talk-Shows („L’Italiana“ im 2. Akt). Entsprechend sind Elvira, Isabella und Lindoro Schauspieler.

Ein grossartiger Start in eine vielversprechende Saison!

 

Weitere Aufführungen:

Aufführungsdaten Stadttheater Biel:

So. 20.09.20, 19:00; Mi. 07.10.20, 19:30; Fr. 09.10.20, 19:30; So. 25.10.20, 17:00; Di. 10.11.20, 19:30; Do. 12.11.20, 19:30; Fr. 20.11.20, 19:30; Di. 22.12.20, 19:30; Do. 31.12.20, 19:30.

Aufführungsdaten Stadttheater Solothurn:

Mi. 23.09.20, 19:30; Fr. 25.09.20, 19:30; Sa. 10.10.20, 19:00; Do. 15.10.20, 19:30;

So .22.11.20, 17:00; Mi. 25.11.20, 19:30.

Auswärtige Vorstellungen:

Do. 22.10.20, 19:30, Casino Theater Burgdorf; Di. 03.11.20, 19:30, Stadttheater Olten;

Do. 05.11.20, 19:30, Podium Düdingen; Sa. 14.11.20, 19:30, Theater La Poste Visp;

Di. 17.11.20, 19:30, Stadttheater Schaffhausen; Fr. 27.11.20, 19:30, KKThun;

Sa. 23.01.21, 19:30, Kurtheater Baden; Mi. 27.01.21, 19:30, Theater Winterthur;

Fr. 29.01.21, 19:30, Theater Winterthur; Sa. 30.01.21, 19:30, Theater Winterthur.

19.09.2020, Jan Krobot/Zürich

 

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