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BIEL/ SOLOTHURN: HERZOG BLAUBARTS BURG von Bela Bartok in der Bearbeitung von Eberhard Kloke. Uraufführung

15.02.2020 | Oper

Béla Bartók/Eberhard Kloke: Herzog Blaubarts Burg, TOBS, Stadttheater Biel, Uraufführung: 14.02.2020

 

„Regisseure müssen mehr ans Publikum denken.“

Mit der Uraufführung der Bearbeitung von Bela Bartoks «Herzog Blaubarts Burg» durch Eberhard Kloke (erst möglich, nachdem die Schutzfrist für Bartóks Oper Ende 2019 ausgelaufen ist) wird Theater Orchester Biel Solothurn seinem Ruf als innovatives Haus einmal mehr voll und ganz gerecht.

In einem Interview mit der Berner Zeitung „Der Bund“ auf die guten Zahlen seines Hauses angesprochen, erwähnt Intendant Dieter Kägi das Vertrauen des Publikums in die Arbeit des Hauses. Auf die Arbeit des Regisseurs angesprochen, der im Zwiespalt zwischen konventioneller und moderner Inszenierung ja doch nur verlieren könne, erwähnt er, dass die Geschichten für das Publikum, ob jung oder alt nachvollziehbar bleiben müssen, die Originale nicht vorausgesetzt werden können. Oft werde das Naheliegendste vergessen: Regisseure müssten mehr ans Publikum denken. «Ein Regisseur muss genau wissen, was er tut, wenn er dem Gesang seine eigenen Ideen überstülpt.»

Die Aufführung ist ein Herzensprojekt von Dieter Kägi und so hat der Hausherr gleich selbst Regie geführt. Gespielt wird die neue, für kleinere Theater reduzierte Orchester-Fassung. Blaubart steht als Massenmörder (Miteinbezug von Marschall Gilles de Rais, dem historischen Vorbild für Blaubart) im Fokus von Kägis Inszenierung. Francis O’Connor (Bühnenbild und Kostüme) hat Kägi dafür ein Kellerverlies geschaffen, in dem Blaubart Judit gefangen hält. Die Kinderzeichnungen an den Wänden, der heruntergekommene Eindruck der Örtlichkeit wie auch die Video-Sequenzen (Video: Fintan O’Connor) zu Anfang und Ende der Aufführung legen nahe, dass Judit längst nicht Blaubarts erstes Opfer ist.


Foto: Konstantin Nazlamov

Kägi erzählt, soweit man bei den Freiheiten die das Libretto lässt, überhaupt davon sprechen kann, die Geschichte eng am Libretto: Der Sprecher ist bei ihm, als Element der Verfremdung, Blaubart in jungen Jahren, der hier schon einen Teil jener Aufnahmen erstellt hat, mit dem er Judit dann missbrauchen beziehungsweise erpressen wird.


Foto: Konstantin Nazlamov

Christian Manuel Oliveira, schon vor Beginn der Aufführung auf der Bühne, spricht den Prolog gut verständlich und bleibt im Verlauf des Stücks (mit Unterbrüchen) als Beobachter auf der Bühne. Katerina Hebelkova gibt eine überragende Judith. Als starke Frau folgt sie Blaubart in seine Burg und muss dann die Enttäuschungen erdulden. Eindrücklich gestaltet Hebelkova eine erwachende Zuneigung und den Zwiespalt zwischen dem Opfer, das Blaubart nicht entfliehen kann, und der Liebenden, die Blaubart willentlich folgt. Mischa Schelomianski singt einen im ersten Moment recht blassen Blaubart, der dann aber gerade durch das Verhaltene in der Gestaltung seine Bösartigkeit gewinnt. Shirin Patwa, Marion Noëlle und Trudi Ryser-Marti (Statisterie TOBS) spielen Blaubarts frühere Frauen.

Das Sinfonie Orchester Biel Solothurn unter Kaspar Zehnder hat einen weiteren grossen Abend und bringt die ihm gewissermassen massgeschneiderte Bearbeitung farbig und nuancenreich zur Aufführung.

Ein eindrücklicher Abend!

Jan Krobot

Aufführungsdaten Biel:

So. 16.02.20, 19:00; Di. 03.03.20, 19:30; Fr. 06.03.20, 19:30; Di. 24.03.20, 19:30;

Mi. 01.04.20, 19:30; Fr. 03.04.20, 19:30.

Aufführungsdaten Solothurn:

Do. 20.02.20, 19:30; Mi. 26.02.20, 19:30; Fr. 13.03.20, 19:30; Sa. 14.03.20, 19:00.

 

 

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