Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

BIEL/ SOLOTHURN: HERZOG BLAUBARTS BURG von Bela Bartok/ Eberhard Kloke

„Beginnt nicht mit Fragen, die nie und nimmer enden“

26.02.2020 | Oper

Béla Bartók/Eberhard Kloke: Herzog Blaubarts Burg, TOBS, Stadttheater Solothurn, Vorstellung: 26.02.2020

 „Beginnt nicht mit Fragen, die nie und nimmer enden“

Bildergebnis für biel solothurn herzog blaubarts burg
Copyright: Biel/ Solothurn

Der Sprecher des Prologs (Christian Manuel Oliveira), hier, wie sich anhand der in der letzten Einstellung zu sehenden, aus jedem Krimi bekannten Spuren-Nummern ergibt, ein Kriminalbeamter, warnt das Publikum vor den Fragen, die zu stellen wären. Die Chance zu unangenehmen Antworten zu kommen, ist gross. Unangenehm gross. Von diesen Antworten, von den Leichen, die ein jeder von uns im Keller hat, sollen diese Geschichten und ihre Täter ablenken. Ob nun Krimi oder Oper, die Gesellschaft braucht, wie Natascha Kampusch im Programmheft zitiert wird, solche Täter um von den namenlosen, «alltäglichen» Opfern abzulenken, sich der Verantwortung für deren Schicksal zu entledigen.

Regisseur Dieter Kägi nimmt den Zuschauer mit in Judiths Keller und lässt ihn an der Rekonstruktion ihrer Geschichte teilhaben. Anhand von Tonbandaufnahmen, die Blaubart erstellt hat, und Judits Tagebüchern wird ihr Fall nacherlebt. In der Ausstattung von Francis O’Connor (Bühnenbild und Kostüme) gelingt Kägi dies auf grandiose Art und Weise. Der Eingang zum Keller ist hinter einem Regal verborgen: Der Schein gegen aussen muss schliesslich gewahrt werden. Der schmierig-marode Zustand des Kellers und die Kinderzeichnungen an den Wänden lassen erahnen, dass der Keller schon länger in Gebrauch ist. «Nur» für die sechs vorherigen Frauen Blaubarts oder … Wird Blaubarts Charakter hier weitergedacht? Nicht nur die Musik sondern auch die Szene ist den beengten räumlichen Verhältnissen in Biel und Solothurn und dem Erfordernis auf Tournee gehen zu können angepasst. Blaubarts Werkzeugkasten ist seine Folterkammer, der Tränensee kommt aus der Dusche, in der sich dann auch Blaubarts vorherige Frauen finden. Seine Landschaften und Besitztümer sind, und damit wäre eine Verbindung zum Prolog hergestellt, die Zuschauer, die Judith durch einen Lichtspalt in der Kellerdecke sehen kann. Ein bisschen Blaubart ist doch in jedem von uns.

Das Sinfonie Orchester Biel Solothurn unter Leitung seines Chefdirigenten Kaspar Zehnder setzt Eberhard Klokes Bearbeitung von Bartoks Meisterwerk klanggewaltig um. Die beiden Hauptrollen sind mit Katerina Hebelkova (Judith) und Mischa Schelomianski (Blaubart) grossartig besetzt. Beide spielen mit einer Bühnenpräsenz die sofort gefangen nimmt und singen mit einer Intensität, die schaudern lässt.

Ein intensiver, eindrücklicher Abend!

Aufführungsdaten Biel: Di. 03.03.20, 19:30; Fr. 06.03.20, 19:30; Di. 24.03.20, 19:30; Mi. 01.04.20, 19:30; Fr. 03.04.20, 19:30.

Aufführungsdaten Solothurn: Fr. 13.03.20, 19:30; Sa. 14.03.20, 19:00.

Auswärtige Vorstellung: Do. 26.03.20, 19:30.

26.02.2020, Jan Krobot/Zürich

 

Diese Seite drucken