Giuseppe Verdi: Macbeth • Theater Orchester Biel Solothurn im Nebia Biel • Bieler Premiere: 21.02.2025
Es lodern die Leidenschaften, da wird die Milch selbst im Kühlschrank sauer
Theater Orchester Biel Solothurn wird seinem Ruf als Hort der italienischen Oper einmal mehr gerecht. Wie dieser «Macbeth» gestaltet ist, das ist Weltklasse. Da kann TOBS mit jedem der «grossen» Häuser mithalten.
Foto © Joel Schweizer
Franco Trinca (musikalische Leitung) bezeichnet im Programmheft die Partitur als «Sammlung von Informationen, mit denen der Komponist uns mitteilt, was wir machen müssen, damit wir überhaupt zum Kunstwerk kommen». Und wie Trinca diese Informationen zu lesen weiss, die Sprache, in der sie geschrieben sind, versteht, ist in dieser Meisterschaft nur selten zu erleben und erinnert an einen vor fünf Jahren verstorbenen Grossmeister der italienischen Dirigenten. Nach jahrzehntelanger Zusammenarbeit (über 100 Opern) versteht das Sinfonieorchester Biel Solothurn den Dirigenten in jeder noch so feinen Äusserung. Trinca hatte eine von der Erstfassung ausgehende Mischfassung erstellt. Das Brio ist vom ersten Moment an da und die Leidenschaften lodern so heiss, dass die Milch sogar im Kühlschrank sauer wird. Bei allem Feuer bleibt der Klang wunderbar luzide und wird nie knallig. Der Drive reisst den Zuhörer mit und er kann sich diesem nicht erwehren. Packender kann man Verdi nicht dirigieren!
Der Chor TOBS! (Chorleitung: Valentin Vassilev) ist nicht wiederzuerkennen. Hörbar verjüngt und mit neuen Mitgliedern ergänzt, erledigt er seine umfangreichen, schwierigen Aufgaben mit ungehört sattem Wohlklang und überbordender Spielfreude. In Anbetracht der Tatsache, dass es sich beim Chor TOBS! um einen Laienchor handelt, kann diese Leistung nicht hoch genug eingeschätzt werden.
Leonardo Galeazzi triumphiert als Macbeth mit frei strömendem, warmem Bariton und schier unendlichem Atem. Dabei erinnert er an die ganz grossen seines Fachs. Serenad Uyar lässt als Lady Macbeth mit herrlich dunklen Tiefen, tadelloser Mitte und satt strahlenden Höhen keine Wünsche offen. Beide überzeugen mit ihrer grossen Bühnenpräsenz. Changdai Park gibt den mit sonorem, bestens fokussiertem Bass den Banco. Reinaldo Droz glänzt als Macduff mit hell gefärbtem, agilem und leicht metallisch gefärbtem Tenor. Der junge Schweizer Tenor Etienne Anker überzeugt als Malcolm. Daniel Reumiller als Medico, Noabelle Chegaing als Dama di Lady Macbeth /Apparizione 2+3 und Mykyta Burtsev als Servo / Sicario / Apparizione 1 ergänzen das fantastische Ensemble.
Yves Lenoir (Inszenierung) siedelt das Stück in einer unbestimmten Gegenwart an. Bruno de Lavenère
hat ihm dazu ein an einen Schlachthof erinnerndes Einheitsbühnenbild (mit Kühlschrank und Waschbecken als wichtigste Versatzstücke) geschaffen. An den «Tischen» werden Morde geplant und ausgeführt, aber auch das geschlachtete Fleisch verarbeitet, wenn Macbeth den gedungenen Mördern zur Stärkung ein Rindertartar zubereitet. Die Kostüme Jean-Jacques Delmotte zitieren bei den Hauptrollen das Shakespeare-Zeitalter. Mario Bösemann setzt einmal mehr zuverlässig alles ins rechte Licht.
[Weitere Details zur Inszenierung in einer Folgekritik]
Ein musikalischer Höchstgenuss.
Weitere Aufführungen:
Weitere Aufführungen im Nebia Biel:
So. 23.02.25 15:00 – 17:45; Di. 25.02.25 19:30 – 22:15; Fr. 21.03.25 19:30 – 22:15;
So. 23.03.25 15:00 – 17:45; Di. 25.03.25 19:30 – 22:15.
Weitere Aufführungen im Stadttheater Solothurn:
Fr. 07.03.25 19:30 – 22:15; So. 09.03.25 15:00 – 17:45; Di. 11.03.25 19:30 – 22:15;
Do. 27.03.25 19:30 – 22:15; Sa. 29.03.25 19:00 – 21:45; So. 30.03.25 15:00 – 17:45.
Auswärtige Vorstellungen:
Casino Theater Burgdorf: Do. 13.03.25 19:30 – 22:15;
Stadttheater Schaffhausen: Di. 01.04.25 19:30 – 22:15;
LA POSTE Kultur- und Kongresszentrum Visp: Sa. 05.04.25 19:30 – 22:15;
Stadttheater Olten: So. 27.04.25 17:00 – 19:45;
Podium Düdingen: Do. 08.05.25 19:30 – 22:15.
22.02.2025, Jan Krobot/Zürich