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BERN/ Stadttheater: DIE WALKÜRE

26.01.2023 | Oper international

Bern/Stadttheater:“ DIE WALKÜRE“ -_25.1.2023

Ich schreibe diesen Bericht als Wiener Opernenthusiastin, die gemeinsam mit zwei ebenso langjährigen Wiener Merker-Kolleginnen den neuen Berner „Ring“ besucht – nicht in erster Linie, um regieliche Sensationen zu erleben, sondern um größtenteils neue Sänger und einen jungen Dirigenten kennenzulernen. Das im Vorjahr erlebte „Rheingold“ war musikalisch durchwegs ausgezeichnet, die Regie von Ewelina Marciniak, Bühnengestaltung von Mirek Kaczmarek sowie die Kostüme von Julia Kornacka boten keine Freude fürs Auge, keine Charakterisierung der einzelnen Personen und  mit den größtenteils als Doubles auftretenden Statisten eine unsinnige Personenregie. Einzig der Sänger des Loge, Marco Jentzsch, hatte in Eigenregie diese Figur erkenntlich und faszinierend gestaltet. Die anderen durchwegs  guten Sänger konnten Götter, Riesen, Zwerge und Rheintöchter (diese jeweils durch Tänzerinnen vervielfacht) waren optisch nicht voneinander unterscheidbar. In der „Walküre“ war die Identifizierung der einzelnen Personen schon wegen deren geringerer Zahl besser möglich, die statierenden Doubles wurden jedoch ebenfalls von Statisten oder Tänzern unnötigerweise vervielfältigt.

Was uns allen sehr gefallen hat, war die Gestaltung des Bühnenhintergrunds – einer schroffen Felsenlandschaft, durch unterschiedliche Beleuchtung, Nebelschwaden und Einbeziehung in die Personenregie sinnvoll genutzt. Ganz großartig das Dirigat von Nicholas Carter, der seine 111 Musiker, die im relativ tiefliegenden  und unter die Bühne reichenden Orchestergraben nicht nur in der Hand, sondern sichtlich und hierss smit auch hörbar zu ebenso differenziertem wie spannungsgeladenem, wunderschönem und nie überlautem Spiel animierte. Das war einfach Wagner pur.

Den Sängern, vor allen den Damen, boten ihre Kostüme keinerlei Hilfe zur sicheren Charakterisierung ihrer Rollen. Ein Brünnhildchen in einem kurzen schwarzen Röckchen, wie ihre Schwestern  in moderner kurzer Teenagerkleidung – keineswegs zur Größe der Musik passend, ohne Schilder und Speere – fast eine Zumutung für eine Wagner-Oper. Hier war das Wälsungenpaar optisch  am glaubwürdigsten. Marco Jentzsch und Julie Adams als Siegmund und Sieglinde – er, ein liebenswerter Mensch mit heldentenoraler ebenso wie glaubwürdiger Körperkraft und Beweglichkeit, ebenso sie mit leuchtendem, kraftvollem Sopran, aus dem man ihre Zuneigung zu ihrem Bruder heraushörte, Respekt verdienende und liebenswerte Menschen. Auch Hunding, Christian Valle, war ein zunächst freundlicher Gastgeber für den Flüchtling, erfreut mit schöner Basstimme, wurde dann aber regielich misshandelt, mit dem Gifttrank im Leibe am Boden gelagert und dann hinausgeschleppt. Eine Großleistung bot Yanhua Liu als schönstimmige Brünnhilde mit unglaublicher Stimmkraft und sehr einfühlsamem Spiel. Was man bereits aufgrund der Fotos vermutet hat: der amerikanische junge Wotan hatte alle erdenklichen Qualitäten, eine kraftvolle Stimme, große Gestaltungskraft und in seiner finalen Verzweiflunber all seine schiefgelaufenen guten und bösen Absicht wirklich berührend – nur: Gott war er keiner, durfte es von der Regisseurin aus offenbar nicht sein. Fricka, Claude Eichenberger, und die Walküren, alle tadellos singend, waren Alltagsmenschen von heute…

Details lesen Sie dann bitte im nächsten Merkerheft. Besuchenswert ist diese Produktion auf jeden Fall.     

Sieglinde Pfabigan

 

 

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