VIVA VERDI! Ausschnitte aus Otello, Rigoletto, La Traviata & Co., Konzert Theater Bern, Vorstellung: 26.06.2021, 19.00
(3. Vorstellung • Premiere am 17.06.2021)
Viva Verdi!
Konzert Theater Bern beendet die laufende Saison mit einer Verdi-Gala, da die italienische Oper auf Grund von Corona doch etwas zu kurz gekommen ist. Von «Otello» konnten nur wenige Vorstellungen gespielt werden, « Norma» musste ganz abgesagt werden.
Das Berner Symphonieorchester unter musikalischer Leitung von Matthew Toogood beginnt den Abend mit der Ouvertüre aus «La forza del destino». Unter dem 1. Kapellmeister und Musikalischer Leiter des Musiktheaters ad interim bei Konzert Theater Bern zeigt das Orchester mit einer mustergültigen Interpretation welch hohes Niveau es in den letzten Jahren erreicht hat und der Dirigent lässt sein tiefes Verständnis für Verdis Musik erkennen. Der im Herbst in Graz als Don Alvaro («La forza del destino») besetzte australische Tenor Aldo di Toro, der im Herbst in Bern in der Premiere des Otello eingesprungen war, begeistert mit einem wunderbaren «La donna e mobile» aus Rigoletto mit gepflegten Spitzentönen und ganz ohne den schmierigen Kitsch aus Pizza-Werbungen. Mit «E strano! … Sempre libera» aus La Traviata stellt sich die kroatische Sopranistin Lan Kos dem Publikum des Abends vor. Sie war für die Titelrolle der «Norma» besetzt und ihre leidenschaftliche Interpretation der Violetta Valery lässt erahnen, was das Publikum verpasst hat. Der junge italienische Tenor Oresto Cosimo zeigt sich in «Lunge da lei … De’ miei bollenti spiriti» aus «La Traviata» stimmlich wie optische als der perfekte Liebhaber. Die von Operndirektor Xavier Zuber sympathisch und kompetent moderierte Reise durch das Schaffen Verdis setzt sich mit dem von Sarah Mehnert interpretierten «Re dell’ abisso, affrettati» aus «Un ballo in maschera» fort. Mehnert eine Ulrica, deren Reiz auf Riccardo sofort nachvollziehbar wird. Der Höhepunkt des Abends werden «Piangea cantando nell’erma landa» und «Ave Maria» aus Otello. Evgenia Grekovas Interpretation berührt, wie schon in den Aufführungen im Herbst, im besten Sinn des Wortes. Mit «Dio! Mi poteva scagliar tutti i mali» aus «Otello» stellt Aldo di Toro seine eindrückliche Vielseitigkeit unter Beweis. Das «Credo in uno Dio crudel» aus «Otello», beängstigend eindrücklich von Sangmin Lee vorgetragen, beschliesst die Reihe der Beiträge aus «Otello». Letzte Beitrag ist das prächtig vorgetragene Quartett aus «Rigoletto». Mit der Zugabe aller Zugaben, dem Brindisi aus «La traviata», klingt ein grossartiger Abend aus.
Keine weiteren Aufführungen.
27.06.2021, Jan Krobot/Zürich