Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

BERN/ Konzert/Theater: IL BARBIERE DI SIVIGLIA. Neuinszenierung

Sternstunde im Berner Stadttheater

16.10.2019 | Oper

Gioacchino Rossini: Il Barbiere di Siviglia, Konzert Theater Bern , Vorstellung: 15.10.2019

 (2. Vorstellung seit der Premiere am 13.10.2019)

Sternstunde im Berner Stadttheater

Konzert Theater Bern beginnt, nach der Wiederaufnahme der erfolgreichen «Carmen», die Musiktheater-Saison mit einer Neuproduktion des Barbiers aus Sevilla.

Bildergebnis für bern il barbiere di siviglia
Foto: Annette Boutellier

Cordula Däuper ist dabei eine hochpoetische Inszenierung gelungen, die das Schattenspiel (Licht: Christian Aufderstroth) mit den Figuren der Commediadell’arte kombiniert. Grundlage für die Schattenrisse und Schattenspiele ist ein annähernd bühnenfüllender, multifunktionaler Kubus (Bühne: Mareile  Krettek). Die Wände dienen als Projektionsflächen, eine Wand kann aufgeklappt werden und gibt den Blick in Bartolos Behausung frei. Das Dach kann hochgeklappt werden, damit Rosinas Billett auch schön fallen kann. Die Kostüme von Pascal Seibicke transportieren frisch und farbenfroh die klassischen Attribute der Commedia dell’arte-Figuren ins hier und jetzt.

Die Ouvertüre ist als lebendiger Besetzungszettel inszeniert: Figaro stellt mit einem weissen, kleinen, jeweils entsprechend beschrifteten Würfel Fiorello, Berta, Ambrogio und sich selbst vor dem Vorhang vor, dann öffnet sich der Vorhang und die übrigen Figuren präsentieren sich in Schattenrissen selbst. Die Figuren haben nicht nur ihre Attribute behalten: jeder Figur ist auch klar und deutlich eine Farbe zugeordnet, die sie für ein hoffentlich noch zahlreich erscheinendes, junges Publikum einfach erkennbar machen. Wenn sich die Musiker für das Ständchen vor Bartolos Haus einfinden, sind Instrumente als Schattenrisse zu sehen. Beginnt das Ständchen, nehmen die im Frack aufgetretenen Musiker die Instrumente von der Wand und spielen auf den Karton-Attrappen. Zu Almavivas Cavatina «Ecco, ridente in cielo» ist ein Sternenhimmel zu sehen. Währendem Almaviva darum kämpft die Musiker loszuwerden, sammelt Berta die Instrumente im Wäschekorb ein. Als Almaviva auch den letzten Musiker, der sich penetrant mit Küssen bedankt hat, losgeworden ist, stöhnt er auf: «Genteindiscreta!».An vielen weiteren Details, am virtuosen Umgang mit dem Stück, das sie eng am Libretto inszeniert, zeigt sich, wie hervorragend Däuper ihr Handwerk versteht.

Unter dem 1. Kapellmeister und musikalischen Leiter des Musiktheaters ad interim Matthew Toogood gibt das Symphonieorchester Bern einen Rossini zu Besten, der sofort klarwerden lässt, wie es zu Rossinis Zeiten zum berühmten Rossini-Fieber kommen konnte. An diesem Abend gelingt einfach alles: Traumhaft. Der auf dem Besetzungszettel leider unerwähnt gebliebene Spieler des Hammerklaviers begleitet stellenweise sehr frei, aber immer passend. Der von Zsolt Czetener vorbereitete Herrenchor Konzert Theater Bern lässt ebenfalls keine Wünsche offen.

Bildergebnis für bern il barbiere di siviglia
Foto: Annette Boutellier

Und auch die Solisten überzeugen an diesem Abend ausnahmslos. Bis das Spiel am imaginären Klavier der Musikstunde im zweiten Akt so federleicht und selbstverständlich, nie aufgesetzt oder outriert wirkt, ist eine Menge Arbeit nötig. Mit TheodoreBrowne singt ein junger Tenore di graziaden Conte Almaviva mit perfekter Technik, sauberen, mühelosen Höhen und optimaler Bühnenpräsenz. Rainer Zaun gibt einen Bartolo alter Schule und überzeugt mit der Flexibilität sich der frischen, modernen Inszenierung anzupassen. Oriane Pons brilliert als Rosina: welche Farben, welch Mezzo-Tiefen, welche Höhen! Todd Boyce singt nicht nur den Figaro, er verkörpert ihn mit Leib und Seele und prächtigem Bariton. Young Kwon ist ein tadelloser, stimmgewaltiger Basilio. SarahMehnert als Berta, Salvador Pérez als Fiorello, Atanas Ouroumow als Ufficiale und zwei Mitglieder von der Statisterie Konzert Theater Bern als Ambrogio und Notarergänzen das hervorragende Ensemble.

Eine Sternstunde im Berner Stadttheater.

Weitere Aufführungen:Di, 15. Oktober 2019, 19:30 – 22:30; So, 20. Oktober 2019, 18:00 – 21:00; So, 03. November 2019, 18:00 – 21:00; Do, 14. November 2019, 19:30 – 22:30; Sa, 16. November 2019, 19:30 – 22:30; So, 08. Dezember 2019, 18:00 – 21:00; Di, 10. Dezember 2019, 19:30 – 22:30; Sa, 14. Dezember 2019, 19:30 – 22:30; Sa, 21. Dezember 2019, 19:30 – 22:30; So, 29. Dezember 2019, 16:00 – 19:00; Di, 31. Dezember 2019, 19:00 – 22:00; Fr, 03. Januar 2020, 19:30 – 22:30; So, 02. Februar 2020, 18:00 – 21:00; Mi, 19. Februar 2020, 19:30 – 22:30; So, 15. März 2020, 18:00 – 21:00.

 

15.10.2019, Jan Krobot/Zürich

 

Diese Seite drucken