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BERN/ Konzert Theater: FIERRABRAS von Franz Schubert

15.02.2019 | Oper

Bildergebnis für bern fierrabras
Foto: Tanja Dorendorf/T+T Fotografie

Fierrebras im Konzert Theater Bern, vom 14.02.2019

Dieser Fierrebras präsentiert sich musikalisch erfolgreich und szenisch problematisch. Dem Regieteam ist es nicht gelungen ein mittelalterliches, komplexes Werk von Schubert verständlich umzusetzen und in einem klaren Konzept aufleben zu lassen.

Verstrickte Geschichte

Das Libretto, das Josef Kuppelwieser für den Komponisten schrieb, ist ein verzwicktes Konstrukt. In der Ritterzeit treffen zwei Weltreligionen aufeinander, zwei Königshäuser sind miteinander im Krieg und es geht um Liebe, Ehre und Tugenden.

Der christliche König Karl hat die muslimische Welt des maurischen Fürsten Boland besiegt. Aber, wie so oft in der Oper, geht es nicht nur um die geschichtliche Interpretation einer lang vergangenen Zeit, sondern auch um eine Liebesgeschichte. Wie kann es anders nicht sein, die Kinder der Herrscher verlieben sich ineinander. Was selbstverständlich nicht zu akzeptieren ist. Karls Tochter Emma verliebt sich in einen Troubadour, was definitiv unter Stand und Würde ist, und Florinda, die Tochter des Mauren, verliebt sich in den Kreuzritter Roland und ist dafür bereit, Vater, Glaube und Heimat zu verlassen.

Schwer nachvollziehbare Umsetzung

Das Bühnenbild besteht aus beweglichen Lochbleche, die sich vom Himmel senken, in den grossen ausgesparten Kreisen werden Arien gesungen. Die immense Bühnentechnik des Berner Theaters wird in Bewegung gesetzt und ein grüner Kerker wird aus dem Boden gehoben. Den Bühnenbildner Silvia Merlo und Ulf Stengl ist es nicht gelungen eine durchgängige Bildsprache zu entwerfen. Im Gegenteil, man hat das Gefühl, es herrschte Ratlosigkeit und war sich nicht wirklich im Klaren wie man diese Geschichte in Bildern umsetzten soll. Die Kostüme wirken albern und passen so gar nicht in die Ritterzeit und auch nicht in die Neuzeit. Lydia Kirchleitner kostümiert die Ritter in lilafarbene Mönche und aus den Mauren macht sie ein sowjetisch-japanisches Mischwerk, Menschen mit Pelz Hüte und Blumen Kleidern.

«Fierrabras», kommt aus dem Französischen und bedeutet «Fier-à-bras» eiserner Arm; er geht, wegen seiner fehlenden Durchsetzungskraft und schlappen Art in dieser Geschichte leer aus. Erst wird er vom Feind gefangen genommen und kommt dann wieder frei. Er steht im Abseits, wenn sich am Ende dann doch die Väter einsichtig zeigen und ihren Kindern nicht vor dem Glück stehen.

Eine gute Ensembleleistung

Gesanglich gefällt Evgenia Grekova als Muslima Florinda, die erst im zweiten Teil der Oper auftritt. Elissa Huber als ihr christliches Gegenstück Emma bietet eine solide Leistung neigt aber zu Lautstärke. Andries Cloete in der Titelrolle zeigt gerne seinen stählernen Körper, stimmlich ist er die meiste Zeit einfach viel zu laut, er schreit sich durch die Partie. Uwe Stickert in der anderen Tenorrolle des von Emma geliebten Eginhard gefällt um einiges besser. Der Bariton Kai Wegner als Karl der Grosse bot einen soliden Part. Todd Boyce als fränkischer Heerführer Roland zeigt eine starke Leistung trotz Indisposition. Claude Eichenberger als Maragond ist eine gewichtige Persönlichkeit die gesanglich wie theatralisch überzeugt. Solide Leistungen zeigen auch György Antalffy als Brutamonte und Young Know als König Boland. Letzterer verfügt über eine starke Bühnenautorität und Ausdrucksstärke.

Starke Musik, gut geführtes Orchester und bestens disponierter Chor

Mario Venzago und das Berner Symphonieorchester kämpfen für die Musik Schuberts, wie die Mauren und die Franken auf der Bühne. Schön herausgearbeitet ist die Qualität von Schuberts Musik in ihrer ganzen Romantik, die für diese Zeit so üblich war. Chor, Orchester und Dirigent harmonisieren hervorragend. Der Chor wurde durch Zsolt Czetner bestens vorbereitet und hat in diesem Werk sehr viel zu singen.

Marcel Burkhardt

 

 

 

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