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BERN/ Bühnen: L’ENFANT ET LES SORTILÈGES (Ravel) / IOLANTA (Tschaikowsky. Für Eltern kein Zutritt

13.03.2023 | Oper international

Maurice Ravel: L’Enfant et les sortilèges / Peter I. Tschaikowsky: Iolanta • Bühnen Bern • Vorstellung: 12.03.2023

(2. Vorstellung • Premiere am 04.03.2023)

«Für Eltern kein Zutritt»

In ihrer neuesten Produktion kombinieren die Bühnen Bern zwei Einakter: Ravels «L’enfant et les sortilèges» und Tschaikowskys «Iolanta». Zweimal stehen junge Menschen im Mittelpunkt, beide Male suchen diese ihren Weg, sich in der Welt um sie herum zurechtzufinden und ihre Träume auszuleben.

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Foto © florian Spring

Und zweimal hat Regisseur David Bösch grundsätzlich plausible Ansätze für seine Inszenierungen gefunden. Sie ermöglichen es ihm geradlinig entlang dem Libretto zu inszenieren und die Geschichten unverfälscht zu erzählen. Man fragt sich aber, wieso beide Umsetzungen schon fast zwanghaft von «shabby chic» geprägt zu sein scheinen (Bühne: Patrick Bannwart), der auf den Bühnen so allgegenwärtig ist, dass von Kreativität nicht mehr die Rede sein kann. Was will man damit erreichen? Zur Verfremdung gäbe es genügend andere Techniken. Oder gibt es am Ende gar keine Idee dahinter und das Ganze ist zu einem Automatismus geworden? Eine dicke Staub-Schicht legt sich lähmend über beide Inszenierungen, das Kinderzimmer wie das Gewächshaus Iolantes.

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Foto © Florian Spring

Eine weitere Konstante des Abends ist das Dirigat von Nicholas Carter. Er treibt das hochkonzentriert aufspielende Berner Symphonieorchester zu absolut unnötiger Lautstärke, was die Sänger dazu zwingt sich durchzusetzen und gewaltig zu forcieren. Schade. Man sollte doch annehmen, dass einem Chefdirigenten so etwas nicht passiert. Zsolt Czetner hat den Chor der Bühnen Bern stimmprächtig und, was ihn weitgehend vor dem Forcieren bewahrt, stimmmächtig vorbereitet.

Amelie Baier überzeugt mit starkem Mezzo als bewegungsfreudiges L’Enfant, das so daran erinnert, dass das Stück von der Librettistin ursprünglich als Ballett konzipiert wurde. Mit prächtigem Gesang ergänzen Mengqi Zhang als La Princesse / Le Feu / Le Rossignol, Katharina Willi als La Chauve-Souris / La Bergère, Lucija Ercegovac als La Chatte / L’Ecureuil / Un Pâtre, Claude Eichenberger als Maman / La Tasse Chinoise / La Libellule, Michał Prószyński als La Théière / Le Petit Vieillard/La Rainette, Jonathan McGovern als L’Horloge / Le Chat und Christian Valle als Le Fauteuil / L’Arbre.

Matheus França gibt mit mächtigem Bass (der durch seinen Rollstuhl etwas von der Wirkung verliert) den König René, König der Provence. Jonathan McGovern gibt den Robert, Herzog von Burgund, mit kernigem Bariton und der junge Amerikaner James Ley glänzt mit höhensicherem, bestens geführten heldischem Tenor Vaudémont, burgundischer Ritter. Verity Wingate gibt eine eindrückliche, jugendlich frische Jolanthe. Thomas Lehmann als Ibn-Hakia, maurischer Arzt, Michał Prószyński als Almerik, Waffenträger des Königs, Christian Valle als Bertrand, Türhüter im Schloss, Claude Eichenberger als Martha, Frau Bertrands, Jolanthes Amme, Mengqi Zhang als Brigitta, Jolanthes Freundin und Lucija Ercegovac als Laura, Jolanthes Freundin.

Der Abend hinterlässt einen zwiespältigen Eindruck.

Weitere Aufführungen:

Sa 18.03.23 19:30; Sa 01.04.23 19:30, Sa 15.04.23 19:30, Di 25.04.23 19:30,

Sa 06.05.23 19:30, Sa 27.05.23 19:30, Fr 09.06.23 19:30, Di 20.06.23 19:30.

13.03.2023, Jan Krobot/Zürich

 

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