Wolfgang Amadeus Mozart: Die Zauberflöte • Bühnen Bern • Wiederaufnahme: 10.09.2023
(Premiere am 04.09.2022)
Produktion des Stadttheater Klagenfurt
Welche Wonne!
Es gibt sie noch, Inszenierungen der Zauberflöte fernab jeglichen Regietheaters. Und sie sind gefragt, denn nachdem in der vergangenen Saison Zusatzvorstellungen angesetzt werden konnten, sind bereits die Wiederaufnahme und eine weitere Vorstellung dieser Saison ausverkauft.
Foto © Caspar Martig
Das Wunder dieser Zauberflöte beginnt bereits, bevor sich der Vorhang hebt. Endlich eine Ouvertüre, die nicht inszeniert ist (die drei Knaben, die gegen Schluss vor den Vorhang kommen und vermeintlich Bekannte in Orchester und Publikum begrüssen, brechen das Eis gegenüber den zahlreichen jungen Zuschauern)! Welche Wonne! Patrick Schlösser gehört zu den wenigen Regisseuren der Gegenwart, die keine Angst vor dem Vorhang und einer leeren Bühne haben und erzählt die Zauberflöte eng am Libretto, also ohne Umstellungen und Überinterpretationen. Miron Schmückle arbeitet auf der Bühne mit hoch ästhetisch gestalteten Hintergrund-Prospekten und wenigen, deutlichen und gezielt eingesetzten Versatzstücken. So ist die Schlange bühnenfüllend präsent und Papageno wird vor einem dezenten Orchideengeflecht vorgestellt. Die Königin der Nacht tritt im glitzernden Hosenanzug (die herrlichen Kostüme stammen von Katja Wetzel) aus dem vom Vollmond erleuchteten Dunkel auf, wohingegen Sarastros Tempel mit dem Auge und Sonnenkreis geschmückt ist. Monostatos darf Pumphosen tragen und begehrt die in einem orientalisch angehauchten Himmelbett liegende Pamina. Und die drei Mädchen erklären ihr Auftreten mittels Schrifttafeln gleich selbst: die Jungs sind im Stimmbruch.
Artem Lonhinov dirigiert das Berner Symphonieorchester, das einen Mozart spielt, der schlicht süchtig macht. Bei idealen Tempi kommen die herrlichen Farben der genialen Partitur ideal zur Geltung. Zsolt Czetner hat Chor der Bühnen Bern, der wie eigentlich immer mit Wohlklang überzeugt, perfekt vorbereitet. Chiara Koch, Anja Röthlisberger und Natascha Rossmy von der Singschule Köniz sind 3 Knaben von beeindruckender Bühnenpräsenz.
Matheus França gibt mit prächtigem, frei strömendem Bass einen würdigen Sarastro. Ian Matthew Castro, neu im Ensemble der Oper Bühnen Bern, präsentiert als Tamino ein hellen, kräftigen Tenor mit reichlich Schmelz, leichtem Metall und dem gewissen Etwas in der Stimme. Christian Valle, eine Stütze des Ensembles, gibt mit kernig-frischem, fast jugendlichen Bass den Sprecher, 1. Priester und 2. Geharnischten. Diana Schnürpel überzeugt als Königin der Nacht mit einem ausgesprochen farbenreichen, ansprechend dramatischem Sopran. Der Sopran von Patricia Westley, ebenfalls neu im Ensemble der Oper Bühnen Bern, passt mit seiner klaren jugendlichen Frische ideal zum Tenor ihres Tamino. Katharina Willi, Amelie Baier und Evgenia Asanova sind drei ideal harmonierende, stimmschöne Damen von grosser Bühnenpräsenz. Alexandre Beuchat ist mit seiner Jugendlichkeit und seinem herrlich frischen Bariton ein mitreissender Papageno. Alice Paroissien als Papagena, Michał Prószyński als Monostatos und Andrés del Castillo als 2. Priester und 1. Geharnischter ergänzen das vom Publikum im ausverkauften Haus mit Standing Ovations heftig gefeierte Ensemble.
Solchermassen befriedigende Opernabende sind ein ganz seltenes, um so intensiveres Vergnügen.
Weitere Aufführungen:
So. 24.09.2023, 16:00; Do. 09.11.2023, 18:00; So. 14.01.2024, 18:00; So. 25.02.2024, 18:00.
10.09.2023, Jan Krobot/Zürich