Wolfgang Amadeus Mozart: Die Zauberflöte • Bühnen Bern • Dernière: 25.02.2024
(5. Vorstellung • Wiederaufnahme: 10.09.2023 • Premiere am 04.09.2022)
Produktion des Stadttheater Klagenfurt
Welche Wonne!
Es gibt sie noch, Inszenierungen der Zauberflöte fernab jeglichen Regietheaters. Und sie sind gefragt: 4 von 5 Vorstellungen waren ausverkauft.
Foto © Caspar Martig
Patrick Schlösser gehört zu den wenigen Regisseuren der Gegenwart, die keine Angst vor dem Vorhang und einer leeren Bühne haben und erzählt die Zauberflöte eng am Libretto, also ohne Umstellungen und Überinterpretationen. Miron Schmückle arbeitet auf der Bühne mit hoch ästhetisch gestalteten Hintergrund-Prospekten und wenigen, deutlichen und gezielt eingesetzten Versatzstücken. So ist die Schlange bühnenfüllend präsent und Papageno wird vor einem dezenten Orchideengeflecht vorgestellt. Die Königin der Nacht tritt im glitzernden Hosenanzug (die herrlichen Kostüme stammen von Katja Wetzel) aus dem vom Vollmond erleuchteten Dunkel auf, wohingegen Sarastros Tempel mit dem Auge und Sonnenkreis geschmückt ist. Monostatos darf Pumphosen tragen und begehrt die in einem orientalisch angehauchten Himmelbett liegende Pamina. Und die drei Mädchen erklären ihr Auftreten mittels Schrifttafeln gleich selbst: die Jungs sind im Stimmbruch.
Artem Lonhinov dirigiert das Berner Symphonieorchester, das einen Mozart spielt, der schlicht süchtig macht. Bei idealen Tempi kommen die herrlichen Farben der genialen Partitur ideal zur Geltung. Zsolt Czetner hat Chor der Bühnen Bern, der wie eigentlich immer mit Wohlklang überzeugt, perfekt vorbereitet. Arlette Isenegger, Ranja Leuenberger und Natascha Rossmy von der Singschule Köniz sind 3 Knaben von beeindruckender Bühnenpräsenz.
Matheus França gibt mit prächtigem, frei strömendem Bass einen würdigen Sarastro. Die Diktion der deutschen Sprache ist in wenigen Momenten noch verbesserungsfähig. Ian Matthew Castro, neu im Ensemble der Oper Bühnen Bern, präsentiert als Tamino ein hellen, kräftigen Tenor mit reichlich Schmelz, leichtem Metall und dem gewissen Etwas in der Stimme. Es bleibt der Eindruck, dass die Stimme für das Haus etwas klein ist. Christian Valle, eine Stütze des Ensembles, gibt mit kernig-frischem, fast jugendlichen Bass den Sprecher, 1. Priester und 2. Geharnischten. Diana Schnürpel überzeugt als Königin der Nacht mit einem ausgesprochen farbenreichen, ansprechend dramatischem Sopran und kaum je gehörten Verzierungen. Der Sopran von Patricia Jane Westley, ebenfalls neu im Ensemble der Oper Bühnen Bern, passt mit seiner klaren jugendlichen Frische ideal zum Tenor ihres Tamino. Katharina Willi, Amelie Baier und Evgenia Asanova sind drei ideal harmonierende, stimmschöne Damen von grosser Bühnenpräsenz. Jonathan McGovern ist mit seiner Jugendlichkeit und seinem herrlich frischen Bariton ein mitreissender Papageno. Alice Paroissien als Papagena, Michał Prószyński als Monostatos und Andrés del Castillo als 2. Priester und 1. Geharnischter ergänzen das vom Publikum im ausverkauften Haus mit Standing Ovations heftig gefeierte Ensemble.
Solchermassen befriedigende Opernabende sind ein ganz seltenes, um so intensiveres Vergnügen.
Keine weiteren Aufführungen.
10.09.2023, Jan Krobot/Zürich