Wolfgang Amadeus Mozart: Die Entführung aus dem Serail • Bühnen Bern • Vorstellung: 12.05.2024
(2. Vorstellung • Premiere am 04.05.2024)
Big Bassa is watching you!
Barbara Weber siedelt in ihrer Berner Inszenierung das Serail auf der Privatinsel des Bassa Selim an. Wenn nur das Meeresrauschen nicht wäre…
Foto ©Janosch Abel
Barbara Weber (Regie) legt in ihrer Inszenierung den Herrscher-Palst (das Serail) als hermetisch abgeschlossene Residenz des Bösewichts Bassa Selim an. Den Figuren wird so, abgelenkt von der Erscheinung des Bassa als Vertreter der Jungen und Schönen, erst spät bewusst, dass man von der Insel so einfach nicht wegkommt. Die Bühne von Theres Indermaur erinnert so ein wenig an die klassischen James-Bond-Filme. Im ersten Aufzug spielt sich das Geschehen noch vor dem Eingang zur Residenz ab, das Innere im zweiten und dritten Aufzug Im Innern des Palasts, das gleichermassen von der Ausstattung wie den Videos von Georg Lendorff lebt. Mitten in dem tropischen Paradies steht dort die Überwachungszentrale, das Reich Osmins. Es ist also nicht alles Gold, was glänzt. Warum während des ganzen ersten Aufzugs (und währende dem zweiten und dritten dann nicht mehr) permanentes Meeresrauschen zu hören sein muss, bleibt das Geheimnis Indermaurs. Das Publikum begreift die Insel auch so: da braucht es diesen Holzhammer nicht. Die farbenfrohen, eleganten Kostüme von Sara Giancane unterstützen das Konzept der Regie.
Foto ©Janosch Abel
Das Berner Symphonieorchester unter musikalische Leitung von Artem Lonhinov begeistert mit spritzigem Spiel und sehr direktem Klang. Diese Frische, Eleganz und Leidenschaft kommen besonders der Janitscharenmusik zugute, die altbekannt und doch irgendwie neu wirkt. Zsolt Czetner hat den Chor der Bühnen Bern wie immer perfekt vorbereitet, so dass die Damen und Herren mit purem Wohlklang und intensiver Spielfreude ihren Ruf als sichere Bank einmal mehr vorbehaltlos bestätigen.
Roger Bonjour gibt den Bassa Selim als kontrollsüchtigen Verfechter der freien Liebe mit einer dunklen Seele. Patricia Westley kann als Konstanze nicht wirklich überzeugen: die Stimme hat an diesem Abend kaum Fundament und wird schnell unangenehm scharf. Josefine Mindus will als Blonde mehr, als es ihrer Rolle zugedacht ist. Die Stimme ist zu dramatisch geführt, mit Vibrato und Schärfen, worunter dann die Textverständlichkeit leidet. Ian Castro kann als Belmonte mit kraftvollen, leichten Höhen und tadelloser Diktion punkten. Der Pedrillo von Michał Prószyński überzeugt mit farbenreichem Tenor und intensiven Spiel. Christian Valle gibt einen gleichermassen wohlklingenden wie fiesen Osmin.
Gute Unterhaltung.
Weitere Aufführungen: Sa. 18.05.2024, 19:30, So. 26.05.2024, 18:00, Di. 04.06.2024, 19:30;
Fr. 07.06.2024, 19:30, So. 09.06.2024, 18:00, Sa. 15.06.2024, 19:30, So. 23.06.2024, 18:00.
13.05.2024, Jan Krobot/Zürich