Richard Strauss: Arabella • Bühnen Bern • Vorstellung: 19.10.2024
(2. Vorstellung • Premiere am 13.10.2024)
Vom feuchten Dampf der Mädchenjahre
«Arabella» gehört zum Kreis jener Opern wie «Tosca», die nur schwer zu modernisieren, oder «ins Heute holen» lassen. Es gibt immer wieder Regisseure, die glauben, es doch versuchen zu müssen.
Foto © Tanja Dorendorf
Marco Štorman ist also der Auffassung die Geschichte um Arabella ins heute holen zu müssen und landet so bei einem Mix aus Hänsel und Gretel und Rusalka. Die grosse Erkenntnis kommt dann zum Schluss, wenn Arabella Mandryka das Glas Wasser als Teil der Hochzeitszeremonie überreicht: Spricht sie vom Ende der Mädchenzeit, dem Zeitpunkt des Erwachsenwerdens, fällt die Grüne Wand – das Hexenhäuschen ist bereits in den Himmel entschwebt – und die nackte Bühne wird sichtbar. Statt dem feuchten Dampf der Mädchenjahre nun die klare Luft der Ehe. Das Märchen der Kindheit ist vorbei, es folgt das karge Erwachsenendasein? «Es prüfe, ob man sich bindet» statt «Es prüfe, wer sich bindet?»
Die Bühne ist von Márton Ágh mit Mäuerchen, Boot fliegendem Bett, Omas Kaffeetisch, Hexenhäuschen und «italienischer» Wäscheleine reich ausgestattet. Nur: ein Zusammenhang mit dem Geschehen ergibt sich kaum je. Bei den Kostümen (Axel Aust) scheint dann Sparen angesagt: Mehr al schwarz und weiss gibt es nicht. Christian Aufderstroth (Licht) und die Nebelmaschinen sorgen immer wieder für eindrückliche Bilder, so dass man den Eindruck, es müsse gleich anfangen zu tropfen, nie loswird.
Foto © Tanja Dorendorf
Das Berner Symphonieorchester unter Chefdirigent und Co-Operndirektor Nicholas Carter spielt klangschön, lässt aber (noch) die nötige Leichtigkeit vermissen. Zsolt Czetner hat den Chor der Bühnen Bern wie gewohnt perfekt vorbereitet.
Sami Luttinen gibt mit balsamisch wohlklingenden Bass eher gemütlichen Grafen Waldner, dem man den Spieler so gar nicht gegen würde. Claude Eichenberger agiert als Adelaide auf Augenhöhe und mit grosser Bühnenpräsenz. Arabella und Zdenka sind auch stimmlich Schwestern. Die Stimmen von Kiandra Howarth und Patricia Westley tönen zum Verwechseln ähnlich und unterscheiden sich nur im Grad des Vibratos (bei Howarth deutlich stärker). Robin Adams agiert als Mandryka mit einem anfänglich imposanten Forte, das aber rasch ermüdend wird. Michał Prószyński beginnt den Matteo stark veristisch, findet aber rasch zu gemässigteren Tönen. Die Grafen Elemer (Ian Matthew Castro), Dominik (Iyad Dwaier) und Lamoral (Christian Valle) bleiben unauffällig. Hye-young Moon ist eine absolut höhensichere Fiakermili mit kristallklaren Koloraturen. Kate McNamara als Kartenaufschlägerin, Atanas Ouroumov als Welko, Vesselin Ouroumov als Djura und Carlos Nogueira ergänzen das Ensemble.
Es gibt noch Luft nach oben.
Weitere Aufführungen:
So. 27.10.2024, 18:00; Mi. 27.11.2024, 19:30; Fr. 06.12.2024, 19:30; So. 08.12.2024, 16:00;
Di. 10.12.2024, 19:30; So. 15.12.2024, 18:00; Fr. 27.12.2024, 19:30.
20.10.2024, Jan Krobot/Zürich