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BERLIN/Wannsee/Liebermann-Villa: MAX LIEBERMANN UND PAUL KLEE – Bilder von Gärten

31.08.2018 | Ausstellungen


Die Liebermann-Villa. Copyright: Thomas Janda

Die Ausstellung „Max Liebermann und Paul Klee – Bilder von Gärten

“Eines hatten Max Liebermann und Paul Klee gemeinsam: beide waren von Goethes Naturbetrachtungen inspiriert. Doch dann, das zeigt die Ausstellung sehr gut, gehen die künstlerischen Wege weit auseinander. Trotzdem wird diese Ausstellung für den Betrachter schnell zu einem inspirierenden Erlebnis. Denn beide Maler betrieben auf ihre je eigene Weise nicht einfach ein Naturstudium, sondern sie nähern sich der Natur auf ihre eigene künstlerische Sehweise.

Mag man bei Max Liebermann zunächst noch einfache Abbilder seines eigenen Gartens vermuten, so entdeckt man auf den zweiten Blick schnell, dass auch hier eine eigene Sehweise entwickelt wurde. In seinem Spätwerk definiert er das Thema Garten neu. Vollkommen neu hat natürlich Paul Klee das Garten-Thema gemalt. Dieses Neu-Entdecken verbindet die beiden Künstler und die Ausstellung macht es auf sehr anschauliche und eindrückliche Weise deutlich.

Für Paul Klee war die Natur ein entscheidender Ausgangspunkt seiner Kunst. Schon sein elterlicher Garten war für ihn Inspirationsquelle und Rückzugsort, das zeigen Fotos in der Ausstellung. Hier konnte er als Jugendlicher die Pflanzen beobachten und zeichnen. Auf Wanderungen skizzierte er Blumen und parkähnliche Landschaften. Doch schon bald genügte ihm die Darstellung ihrer optischen Erscheinungsformen nicht mehr und er wandte sich, um ihr Inneres zu erfassen, der abstrakten Bildkomposition zu, in der das Gegenständliche nur noch zeichenhaft aufscheint. Klees Garten-Bilder wurden zu abstrakt gebauten Bildkompositionen. Da sind bogenförmige Linien, die ein Gartentor assoziieren und parallele Linien, die an Beete oder Wege erinnern.
Paul Klee wurde 29. Oktober 1920 von Walter Gropius als Werkstattmeister für Buchbinderei an das Staatliche Bauhaus in Weimar berufen. Er begann seine Lehrtätigkeit 1921 und übte sie zunächst im Rhythmus von zwei Wochen aus. Später ging er dann mit dem Bauhaus nach Dessau.


Dr. Martin Faass. Copyright: Thomas Janda

Zwischen Liebermanns und Klees Gartenbildern liegen natürlich Welten: bei Klee die Abstraktion und bei Liebermann die impressionistische Formensprache. Umso überraschender wirkt es auf den Besucher, dass die Werke aus der gleichen Zeit stammen, also zwischen 1915 und 1935 gemalt wurden. Die Ausstellung „Max Liebermann und Paul Klee – Im Garten“ stellt die Gartenbilder der beiden Künstler gegenüber und macht ihre spezifischen Formensprachen rund um den Garten für den Betrachter erkennbar. Sehr viel zu dieser Betrachter-Erkenntnis trägt die Konzeption der Ausstellung bei, die von Direktor Dr. Martin Faass konzipiert wurde. In Weimar ist Dr. Martin Faass übrigens kein Unbekannter. Im Kulturstadtjahr 1999 kuratierte er die Feininger-Ausstellung.

Im Garten seines Sommerhauses am Wannsee entdeckte Max Liebermann die Motive für sein Spätwerk. Insgesamt malte er mehr als 200 Gemälde und eine Vielzahl von Pastell-Malereien und Grafiken. Entstanden sind diese Bilder in dem nach eigenen Ideen gestalteten Garten, der heute wieder im Original zu sehen ist. Die Ausstellung zeigt einige der schönsten Gartengemälde Max Liebermanns am Ort ihrer Entstehung. Außerdem sind in Liebermanns Wannsee-Haus Gemälde, Zeichnungen und Pastelle der Familie des Künstlers zu sehen.

Für den Besucher ist das auch wie eine Zeitreise in die Welt dieses Künstlers. Das Haus selbst lädt zum Verweilen ein. Der Besucher kann sich auch im Wechsel den Garten und die Garten-Bilder ansehen. Wer zwischendurch Erholung sucht, der findet sie auf der Terrasse bei Kaffee und Kuchen mit Gartenblick oder am Ufer des Wannsees. Die Liebermann-Villa wird von einem Verein betreut und getragen. Viele fleißige Ehrenamtler mühen sich ständig, die Biographie und das Werk Max Liebermanns zu präsentieren und es interessierten Besuchern nahezubringen.

So spannt sich vielleicht auch ein Bogen von Goethes Gartenhaus in Weimar zu Liebermanns Haus am Wannsee, denn das Goethe-Gartenhaus war für Liebermann beim Bau Inspirationsquelle. Man kann es am Dach sehen. Ein Besuch der Liebermann-Villa lohnt zu jeder Jahreszeit.

Die Sonderausstellung ist noch bis zum 17.09.2018 zu sehen.

Thomas Janda

 

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