BERLIN /Staatsoper Unter den Linden RIGOLETTO; 4.6.2024
Trotz toller Namen ein zäher Abend
Credit: Brinkhoff/Mögenburg
Pene Pati als Herzog von Mantua, Aida Garifullina als Gilda und der verlässliche Alfredo Daza als Rigoletto, da kann doch nichts schiefgehen? Ist es auch nicht. Aber emotional mitgerissen hat mich diese von Giedrė Šlekytė mal gerafft akzelerierte, mal behäbig langsam dirigierte Rigoletto-Repertoireaufführung nicht.
Dabei gab es durchaus schöne, ja luxuriöse Stimmen und absolute Profis am Werk zu vermelden. Allen voran Aida Garifullina, die mit kühl schimmerndem lyrischem Koloratursopran nicht nur ein – abgesehen von ein paar verwaschenen Koloraturen – zwar wenig mädchenhaftes, aber belkantesk traumhaftes „Gualtier Maldè… Caro nome“ sang, sondern auch im dritten Akt mit einer tollen, jedes Bühnengewitter überstrahlenden Sopranbrillanz zu Recht Aufsehen erregte.
Pene Pati ist ein Tenorstilist von Gnaden, der in allen Pianoabschattierungen seine makellose Gesangstechnik zelebrierte und mit flexibler Phrasierung nicht geizte, aber jegliche Leidenschaft, und jeglichen Hauch an sängerischem Risiko vermissen ließ. Vor allem ‚Questa o quella per me pari sono‘ im ersten Akt klang eher wie eine beiläufige Einsingübung, denn wie ein freches Statement eines draufgängerischen Frauenhelden. Mein persönliches Fazit an diesem Abend: Bewunderung für distanzierte sängerische Kunstfertigkeit, ja; Begeisterung für eine leidenschaftliche italienische Opernfigur, nein.
Darstellerisch und mit den vorhandenen Mitteln sängerisch am überzeugendsten agierte Bariton-Urgestein Alfredo Daza in der Titelpartie und heimste entsprechend beim Publikum mit dieser ehrlichen und sich in jedem Moment verausgabenden Rollenidentifikation die größte Zustimmung ein.
Giedrė Šlekytė am Pult vermochte es nicht, der präzise aufspielenden Staatskapelle Berlin Italianità und jenes außergewöhnliche Momentum an Drive, Geschmeidigkeit und Binnenspannung abzuluchsen, die für einen großen Abend unabdingbar sind.
Von den kleineren Rollen möchte ich besonders den exzellenten, bestens fokussierten Tenor von Gonzalo Quinchahual als Borsa, Grigory Shkarupa als bassmächtigen Kneipenkiller Sparafucile, aber auch Adam Kutny als dämonischen Monterone hervorheben.
Dr. Ingobert Waltenberger