Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

BERLIN/ Staatsoper: L'ELISIR D'AMORE macht gute Laune

31.10.2015 | Oper

Berlin, Staatsoper: Gaetano Donizettis „L’ELISIR d’AMORE“ macht gute Laune, 30.10.2015

Pretty Yende (Adina) und Vittorio Grigolo (Nemorino), Foto Tatjana Dachsler, 2
Vittorio Grigolo (Nemorino) und Pretty Yende (Adina). Foto: Tatjana Dachsler

Ist das noch „Der Liebestrank“, den ich an der Staatsoper Unter den Linden vor mehr als 10 Jahren mit Rolando Villazon als Nemorino gesehen und gehört habe? Das war seinerzeit recht flott, doch nun – im kleineren Domizil Schillertheater – kommt die Inszenierung von Percy Adlon deutlich frischer und konzentrierter daher.

Ein herbstlicher Wirbelsturm, entfacht von dem jungen Dirigenten Domingo Hindoyan (1. Assistent von Chef Daniel Barenboim) und der Staatskapelle Berlin scheint über die Bühne (eingerichtet von Frank Philipp) zu fegen. Er treibt den maskierten, munter agierenden Chor (einstudiert von Martin Wright) ebenso durch Donizettis schalkhaftes Werk – komponiert in angeblich nur 14 Tagen – wie die Sängerinnen und Sänger.

Jedenfalls wird diese 66. Vorstellung seit der Premiere am 12. Oktober 2002 zu einem Riesenspaß, vor allem dank der vorzüglich singenden und lustvoll agierenden Darstellern und Darstellerinnen. Ein überwiegend junges Team mit unlädierten Stimmen ist hier am Werke und gibt seinem Affen – auch mal über die Rampe vorbeitänzelnd – in jeder Hinsicht Zucker.

Allen voran die aparte Südafrikanerin Pretty Yende als reiche Bäuerin Adina, eine spritzige Frau, die sich den Vornamen Pretty (die Hübsche) leisten kann. Ein süßes Luder im knallroten, dekolletierten Kleid (Kostüme: Kathi Maurer), die sich einen Jux daraus macht, den armen Nemorino zu verspotten.

Diesen tragisch verliebten Einfaltspinsel gibt jetzt Vittorio Grigolo, ein Schauspieltalent sondergleichen und mit nun 38 Jahren auch ein gereiftes Belcanto-Talent, darüber hinaus der lebendige Beweis dafür, dass ein schlanker Tenor genug Kraft fürs Fortissimo hat.

Ansonsten erfreuen beide Interpreten mit gelenkigen Kehlen und lyrischem Potenzial. Den Hit „una furtiva lagrima“ bringt Grigolo nicht nur „siegesgewiss“, sondern mit Variationen ins innig-feine Piano, dem sogleich begeisterter Beifall folgt.

Pretty Yende zeigt, dass sie neben perfekten Koloraturen auch ihre plötzliche Melancholie hörbar machen kann. Zuvor hatte sie bekanntlich Nemorino als Beinahe-Braut des vor Eitelkeit fast platzenden Sergeanten Belcore – köstlich Alfredo Daza! – in Verzweiflung gestürzt. Positiv fallen die frisch ins Staatsoperensemble aufgenommene Narine Yeghiya  als Giannetta und Lucas Martin Lopez als Gaetano auf.

Pretty Yende (Adina) und Renato Girolami (Dulcamera), Foto Tatjana Dachsler
Pretty Yende (Adina) und Renato Girolami (Dulcamara). Foto: Tatjana Dachsler)

Ein absoluter Glücksfall in der Besetzung ist Renato Girolami als Wunderarzt Dulcamara, ein Pfundskerl als Sänger und Entertainer. Ein geborener Scharlatan, der das Publikum mit einbezieht und das gesamte Bühnenvolk von dem selbstgebrauten Liebestrank (Bordeaux aus dem Laden) überzeugt. Schließlich – nichts von Nemorinos stattlichem Erbe wissend – glaubt er fast selbst daran. Nur die kapriziös raffinierte Adina kauft ihm das Wunderelixir nicht ab. Mit allen anderen macht (bei fliegenden Plastikflaschen) er das Geschäft seines Lebens.

Insgesamt Jubel, Trubel, Heiterkeit und die richtige Medizin gegen eventuellen Vorwinterblues. Heftiger Applaus braust zuletzt durchs Haus.

Ursula Wiegand

Weitere Termine: 01., 04. und 08. November

 

Diese Seite drucken