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BERLIN/ Staatsoper: „Doppelte ZAUBERFLÖTE“ am 2. Weihnachtsfeiertag

27.12.2022 | Oper international

Staatsoper Berlin, 26.12.2022: Doppelte Zauberflöte am 2. Weihnachtstag (26.12.2022)

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Zu den Feiertagen beschenkt die Staatsoper Unter den Linden ihr Publikum mit einem Klassiker, und das gleich zweimal. Wieder einmal steht August Everdings märchenhafte Inszenierung der „Zauberflöte“ auf der Bühne in den Bühnenbildern von Fred Berndt nach Originalentwürfen Schinkels. Dass die Staatsoper dieses Juwel pflegt, kann man gerade nach der missglückten Inszenierung durch Yuval Sharon am selben Haus nicht genug loben. Über die Jahre hat sich allerdings auch die Everding-Inszenierung etwas verändert, leider auch nicht zum Besten. Kam die Papagena im Schlussduett anfangs noch über einen Heißluftballon zu ihrem Liebsten geschwebt, versteckt sie sich nun hinter hohem Gras und muss ihre ersten Phrasen für das Publikum kaum hörbar hinter selbigem im Liegen singen. Auch Slapstick find im Laufe der Zeit Einzug, wenn zum Beispiel Papageno nicht mehr durch die Versenkung verschwindet, sondern mit dem Kopf im Maul eines Krokodils abgeführt wird. Zumindest die Kinder im Publikum freuen sich über diese Neuerung.

Die Sänger der kleineren Partien sangen wie so oft beide Vorstellungen, doch auch die Königin der Nacht nahm sich der Aufgabe an. Und Caroline Wettergreen tat dies in beachtlicher Weise. Dass die Spitzentöne in der Abendvorstellung nicht mehr so mühelos aus der Kehle kamen, wie noch ein paar Stunden zuvor, lässt sich dabei natürlich entschuldigen. Sie überzeugte auch vor allem in der ersten Arie mit großen Legatobögen und füllte den Saal mit satter, lyrischer Stimme, die auch in den Dialogen ihre Wirkung nicht verfehlte und der furiosen Mutter Nachdruck verlieh. Als Sarastro hörte man zuerst den russischen Bassisten Grigory Shkarupa, der mit schön timbrierter Stimme und eindrucksvoller Tiefe einen jungen, aber bereits sonoren Sarastro verkörperte. Später durfte man den großen Sarastro des Hauses, René Pape, in selbiger Partie bewundern, der wie so oft mit großem Gestaltungssinn und hoher Musikalität zu überzeugen wusste. In der Partie der Pamina hingegen gab es größere Niveauunterschiede. Die Sopranistin Victoria Randem hat für die verliebte Prinzessin noch nicht den richtigen Tonfall gefunden. Neben Problemen mit der korrekten Aussprache mühte sie sich auch mit der Höhe und konnte diese allenfalls im Forte angehen. Jedoch verlangt die Partie mehr Raffinesse und technisches Können, welches Evelin Novak, der Pamina der Abendvorstellung, glücklicherweise zur Verfügung steht. Mit beseeltem Gesang gibt sie das nötige Profil und beweist einmal mehr, dass sie eine erste Kraft des Hauses ist. Als Tamino debutierte der junge mexikanische Tenor Andrés Moreno García, der bereits als Monostatos und Geharnischter am Haus zu hören war. Seine Stimme hat an Reife gewonnen und gab dem Tamino den nötigen lyrischen Schmelz. Selbiges hätte man sich auch vom südafrikanischen Tenor Siyabonga Maqungo gewünscht, der hinter den Erwartungen an die Rolle zurückblieb. Als Papageno reüssiert einmal mehr Roman Trekel, welcher die Partie seit vielen Jahren innehat. Stets agil und mit schönem Gesang gibt er den munteren Vogelfänger und beweist, dass Qualität keine Altersgrenze hat. Dass er in der zweiten Vorstellung den Sprecher und 2. Priester geben muss, ist fragwürdig und bereichernd zugleich. Nach ihm hat es der polnische Bariton Adam Kutny schwer, als Papageno zu überzeugen. Er kämpft vor allem mit der deutschen Sprache, was für einen Papageno den wohl größte Stolperstein darstellt. Die Papagena ist die junge Ungarin Regina Koncz, die mit Liebreiz und Spielfreude überzeugt. Als zweiten Sprecher und Priester erlebt man Arttu Kataja, ebenfalls ein oft gefeierter Papageno am Haus. Die drei Helferinnen der Königin waren mit Anna Samuil bzw. Clara Nadeshin als 1. Dame, Ekaterina Chayka-Rubinstein als 2. Dame sowie Anna Kissjudit als 3. Dame besetzt. Die beiden ersten Damen steuerten jeweils vor allem laute, wenig differenzierte Töne bei.

Die musikalische Leitung lang in den Händen von Giedrė Šlekytė. Die junge Litauerin gab diese Spielzeit ihr Debut am Haus und dirigierte mit großer, pathetischer Geste. Sie ist den ganzen Abend nah am Geschehen und um gute Kommunikation zwischen Bühne und Graben bemüht.

Sigrid E. Werner

 

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