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BERLIN/ Staatsoper/Barocktage 2022: IL GIUSTINO von Antonio Vivaldi

03.12.2022 | Oper international

Antonio Vivaldi: Il Giustino • Staatsoper Unter den Linden Berlin, Barocktage 2022 • Vorstellung: 02.12.2022

(5. Vorstellung • Premiere am 20.11.2022)

Sensationelle Barock-Oper

Bereits zum vierten Mal finden an der Staatsoper unter den Linden die Barocktage statt. Während die Staatskapelle auf Tournee ist, gastieren unter den Linden die führenden Spezialorchester für Alte Musik.

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Foto c Matthias Baus

Barbora Horáková ist ein luftig-leichte, phantasievolle Inszenierung von Vivaldis Meisterwerk gelungen. Bereits zu Beginn macht eine Schulklasse, die die Bühne stürmt, klar, dass an diesem Abend weder der Kaiserpalast in Byzanz noch arkadische Landschaften zu erwarten sind. Zwei Schauspieler erklären den Kindern an einem Modell, was sie nun erleben werden. Thilo Ulrich (Bühnenbild) hat dazu auf der Bühne verschiedenste Kulissen(-teile) des Barocktheaters versammelt, so dass so in Kombination mit dem Equipment der Gegenwart immer klar bleibt, dass man sich im Theater befindet. Erfrischend phantasievoll sind die Kostüme von Eva-Maria Van Acker: sie kombiniert gerne Zeitgenössisches mit Barockem und so werden dem Zuschauer im Verlauf des Abends nicht nur «singende Sahneschnitten» (so eine der grossen deutschen Tageszeitung). Sascha Zauner setzt das alles in rechte Licht.

Die Akademie für Alte Musik Berlin unter René Jacobs bringt Vivaldis Meisterwerk mit hoher Konzentration und grosser Spielfreude zu Gehör. Manchmal würde man sich aber doch ein Dirigat mit mehr Ecken und Kanten, ein etwas pointierteres Spiel wünschen. So gibt es immer wieder Stellen, wo die Interpretation, trotz historischem Wissen und ebensolchen Instrumenten, den Hang zum Dahinfliessen entwickelt. Der Staatsopernchor, vorbereitet von Gerhard Polifka, absolviert seine Einsätze perfekt.

Die in Rom am Teatro Capranica uraufgeführte Oper «Il Giustino» nimmt in Vivaldis Schaffen eine Sonderstellung ein: keine andere Oper von ihm ist so reichhaltig gestaltet. 20 von 44 Musiknummern hat Vivaldi aus früheren Werken übernommen und so mit der Einbindung bereits vorhandener Instrumentalmusik, so dem Violinkonzert «La primavera» («der Frühling») aus «I quattro stagioni» («Die vier Jahreszeiten») ein «Best of» seines Schaffens zusammengestellt, mit dem er sich in Rom vorstellen und um neue Aufträge bewerben konnte. Für die entsprechend schwierigen Partien ist ein ideales Ensemble versammelt. Raffaele Pe gibt mit seinem hellen, klar leuchtenden Counter einen herrlich verweichlichten Anastasio. Christophe Dumaux singt mit seinem etwas dunkleren Countertenor einen herrlich naiven Giustino. Kateryna Kasper hat als Kaiserin Arianna die Hosen an: sie begleitet ihren Gatten, der eigentlich alles andere im Kopf hat, auch gegen dessen Widerworte in den Krieg. Robin Johannsen gibt mit grosser Bühnenpräsenz eine leidenschaftliche Leocasta. Siyabonga Maqungo leiht dem Vitaliano seine höhensicheren, kräftigen Tenor und kann seine komische Begabung uneingeschränkt ausleben. Helena Rasker als Andronico, Olivia Vermeulen als Amanzio und Fortuna und Magnus Dietrich als Polidarte ergänzen das sensationelle Ensemble.

Sensationelle Barock-Oper!

Weitere Aufführung: 6. Dezember 2022 um 19.00 Uhr

03.12.2022, Jan Krobot/Zürich

 

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