Berlin/ Staatsballett tanzt drei Forsythe-Stücke am ebenfalls großartigen zweiten Abend, 19.02.2024
Drei Forsythe-Stücke tanzt das Staatsballett Berlin seit dem 16. Februar in der Deutschen Oper Berlin, Choreographien eines Weltmeisters, der den Tanz auf einen neuen Level gehoben hat und auch selbst keinen Stillstand kennt.
Vorfreude und Spannung sind im großen Saal der Deutschen Oper schon vor dem Beginn der Darbietungen zu spüren. Vermutlich wussten viele Besucherinnen und Besucher, dass der 74Jährige Star-Choreograph bereits seit Januar in Berlin ist, um die Proben zu leiten.
Welch eine Ehre für das Staatsballett Berlin, das diese Chance aber intensiv nutzt. Schon während der Proben hatte William Forsythe lobende Worte für die Tänzerinnen und Tänzer und sich auch über deren Anregungen gefreut.
Den Anfang macht „Approximate Sonata 2016“, uraufgeführt schon 1996. In Berlin wird die Version von 2016 getanzt, die Forsythe für das Ballett der Pariser Oper geschaffen hatte. Die besonderen Bewegungen der Hände und Arme fallen ebenso auf wie die schnellen Körperverschiebungen und das Partner-Schleudern bei den Pas de deux.
„One Flat Thing, reproduced“. Copyright: Yan Revazov
Übertrumpft wird dieses Stück jedoch durch das heftige „One Flat Thing, reproduced“ aus dem Jahr 2000, das international als Highlight erachtet wird. In vollem Tempo springen, drehen und rutschen 20 sportliche Tänzerinnen und Tänzer, begleitet durch monotone Musik von Thom Willems, in und über 20 Metalltische. Diese Wohnung ist offensichtlich für diese große Gruppe zu klein. Aus diesen engen Vierecken schnellen sich die Tanzenden nun mutig, geschickt und gut gelaunt empor.
Kaum können die Augen dieser wilden Akrobatik-Show folgen, doch kein blauer Fleck ist an Beinen und Armen zu sehen. Also ab im Sommer zum Geräteturnen auf der Olympiade in Paris. Den großen Riesen am Reck kriegen einige vermutlich auch hin, denkt die Schreiberin.
Blake Words I. Copyright: Yan Revazov
Danach muss jedoch Forsythes Rolle rückwärts in Richtung klassisches Ballett bestaunt werden. Diesen Eindruck vermittelt zunächst „Blake Works I“ von 2016, uraufgeführt vom Ballett der Pariser Oper. Bei schmeichelnden Songs von James Blake schweben die Tänzerinnen in schönen blauen Kleidern mal zu zweit, mal in Gruppen wie Frühlingsfeen über die Bühne, allerdings nicht ohne das Forsythe-typische Verwinkeln der Glieder. Diese Choreographie wird ebenfalls stark bejubelt und der gesamte Abend mit standing Ovations gefeiert.
Auch bei dieser zweiten Aufführung in anderer Besetzung lässt sich Forsythe beim Schluss-Applaus blicken und wirkt sehr zufrieden. Wer nun ebenfalls solch einen Ausnahme-Abend erleben will, muss sich beim Ticket-Kauf sputen.
Weitere Termine am 23. Februar sowie am 4./10./13. und 14. März in der Deutschen Oper.
Ursula Wiegand