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BERLIN/Staatsballett: „2 Chapters Love“, Premiere und Uraufführung mit Standing Ovations

10.12.2023 | Ballett/Performance

Berlin/ Staatsballett:2 Chapters Love“, Premiere und Uraufführung mit Standing Ovations am  09.12.2023

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Polina Semionova in „Stars like Moths“. Foto: Carlos Quezada

Zweimal Liebe ist zu sehen, geboten in zwei sehr verschiedenen Ballettwerken. Geschaffen wurden sie von zwei Frauen, die dem Bühnentanz in moderner Weise und nicht erst jetzt neues Leben verleihen.

Die eine, Sol León, ist für Berlin eine neue Choreographin, die jedoch mehr als 30 Jahre für das renommierte „Nederlands Dans Theater“ zusammen mit ihrem Partner Paul Lightfoot mehr als 60 Stücke kreiert hat.

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2 Chapters Love“. Große Gruppe. Foto: Carlo Quezada

Ihr nun in und für Berlin gezeigtes Stück Stars like Moths“ ist jedoch ein Eigengewächs und eines von sanfterer Art, während die hier schon bekannte Sharon Eyal, erneut den straffen Techno-Rhythmus bevorzugt.

Den kennt und liebt das Berliner Publikum seit der Aufführung von „Half  Life“ im April 2019 in der Komischen Oper Berlin. Ein Stück, das damals wie eine Erlösung von all’ dem sattsam Bekannten wirkte.

Die Fans haben sich das mehrmals angeschaut, und „Half Life“ ist zum Dauerbrenner geworden. Auch der Spielplan 2023/24 des Staatsballetts wurde – nun in der Staatsoper Berlin – mit „Half  Life“ eröffnet, quasi als Einstimmung auf das Kommende. Die Musik für beide Stücke liefert der Tonträger, doch das passt. In beiden Fällen muss sie ganz präzise sein.

Das erste Kapitel gehört Sol León. „Stars wie Motten“, heißt ihre Choreographie auf Deutsch. Die Tänzerinnen und Tänzer fliegen bei ihren ungewöhnlichen Figuren mitunter tatsächlich wie die Motten ums Licht, einfach so, manchmal einige Worte sprechend und insgesamt ganz entspannt, wie es manchmal scheint. Auch die Musik von Jóhann Jóhansson, Marco Rosano, Olaf Arnalds – zumeist im Barockstil, lädt zum Träumen ein.

Doch die Realität ist eine andere. Zu Beginn geht eine schöne Frau im schwarzen Kleidchen durch den Saal und setzt sich auf die Bühnenrampe. Zuerst ruhig mit den Beinen baumelnd, fuchtelt sie beim Song „Don’t Cry Baby“ plötzlich mit den Armen. Das ist Berlins Liebling Polina Semionova, doch warum agiert sie nun so nervös?

Aus einer Spalte taucht ein Tänzer auf und reicht ihr eine Wassermelonenscheibe, die sie gierig in den Mund stopft. Dreimal erhält die offenbar Hungrige von dem freundlichen Mann diese erfrischende Gabe. Will Sol León an die Hungernden erinnern, die ebenfalls Nahrung benötigen?

Polina, nun gesättigt, schlüpft in ihre High Heels und geht von dannen, um mit den anderen Stars zu tanzen. Da Motten bekanntlich Mehl mögen, wird auch sie damit bestäubt. Nicht alltägliche Pas de deux sind zu erleben, ebenso manch Skurriles, geboten von 11 Tanzenden. Braucht das alles eine Erklärung? Nein. Das insgesamt traumhafte Miteinander ist ein Gewinn, und die Tänzerin Danielle Muir ist es garantiert.

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2 Chapters Love“ . Danielle Muir. Foto: Carlo Quezada

Das zeigt sich nach der Pause. Die unglaublich biegsame Danielle Muir ist nun die Vortänzerin in der Choreographie von Sharon Eyal, genannt „2 Chapters Love“, auch der Titel für den ganzen Ballettabend.

Jetzt rotten sich die Tanzenden zusammen, nun sind harte Rhythmen angesagt. Der ausverkaufte Staatsopernsaal wird zum Techno-Club, da passt keine Motte mehr rein. Hoch aufmerksam und mit gereckten Hälsen beobachtet das Publikum die stampfende „Meute“.

Alle Tänzerinnen und Tänzer – insgesamt 26 – tragen eng anliegende, hautfarbene Trikots und auf den Köpfen eine mit Strass besetzte dunkle Kappe, eine Idee von Sharon Eyal. Wer ist eine Frau, wer ein Mann? Dieses soll niemanden interessieren, ist wohl ihre Botschaft.

Menschen sind sie. Menschen, die zusammen etwas wagen und sich ohne Drängelei gemeinsam bewegen. Da sitzt jeder Schritt, auch wenn alle eng aneinander zu den immer lauter werdenden Rhythmen von Ori Lichtik ekstatisch stampfen. Ein neuartiger Bolero scheint das zu sein, der auch bei den Zuschauenden einen Rausch verursacht.

Beim letzten Takt springt das Publikum sofort auf, bedankt sich mit anhaltendem Jubel und „Standing Ovations“. Ein neuer Dauerbrenner ist geboren, und all‘ das hatten die Ballettfans ohnehin erwartet. Die nächsten Vorstellungen sind schon lange ausverkauft.    Ursula Wiegand

Dennoch hier die Termine:

11. | 18. | 21. | 26. | 29. Dezember 2023| Weiter geht es am 31. März 2024 sowie am  8. | 16. | 22. | 29. Mai 2024. Der 14. Juni 2024 ist der vorerst letzte Termin.

Adresse: Staatsoper Unter den Linden, Tickets: 15 – 100 Euro, bestellbar per Telefon unter  +49 (0)30 20 60 92 630 und per E-MAIL unter tickets@staatsballett-berlin.de  (U.W.)

 

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