AUSSTELLUNG: SCHLOSSKELLER • Humboldt-Forum, Berlin • Dauerausstellung
Ein Kamm, ein Wurfgeschoss, Spinnwirteln und ein Pelikanrelief
Neben den Dauer- und Wechselausstellungen im Erdgeschoss und den Obergeschossen zeigt das Humboldtforum im «Schlosskeller» den einzig erhaltenen Bereich des historischen Schlosses. Hier finden sich die ältesten Objekte zur Geschichte des Ortes, so ein Kamm, ein Wurfgeschoss, Spinnwirteln und ein Pelikanrelief.
Schlosskeller © Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss / Foto: David von Becker
Die Dauerausstellung Schlosskeller widmet sich der Geschichte und Architektur des Ortes und gehört so neben den Themenkomplexen Gebrüder Humboldt und Kolonialismus zu den drei Kernthemen des Humboldt Forums. Die Geschichte des Ortes ist wesentlich älter als der Neubau Humboldt-Forum und seine Vorgänger Palast der Republik und Berliner Schloss. Die Geschichte der mittelalterlichen Stadt Berlin-Cölln beginnt um 1150 und von etwa 1300 bis 1536 stand an diesem Platz ein Dominikanerkloster. 1536 lösten die Hohenzollern das Kloster auf, um Platz für ihr Schloss zu erhalten. Die Klosterkirche blieb als populärer Begräbnisort bestehen und wurde nun von der Dynastie selbst als Grablege verwendet und «Dom» genannt. «Der Schlosskeller», so das Humboldt-Forum in seinen Publikationen, «ermöglicht mit authentischen archäologischen Strukturen und originalen Fundstücken einen Einblick in das Leben und Arbeiten der Menschen hinter den Kulissen des ehemaligen Berliner Schlosses.»
Die Dominikanermönche gelangten, auch wenn sie dem Armutsideal verpflichtet waren, im Mittelalter rasch zu Reichtum, denn ihre weil Neubauten meist am Stadtrand gelegenen Kirche wurde populäre Wallfahrtsorte und Begräbnisstätten. Aus dieser Zeit ist ein kunstvoll verzierter Schlussstein ausgestellt. Nicht nur dieser Stein wurde beim Bau des ersten Schlosses weiterverwendet. Weitere Ausstellungsstücke, so ein Ventilator der Niederdruckdampfheizung Kaiser Wilhelms II, verweisen auf die jahrhundertelange Bedeutung des Kellers für die Heizung der darüberliegenden Gebäude oder Verwendung als Arbeitsort der Bediensteten des Schlosses oder Aufenthaltsraum der Schlosswache. Eindrucksvolle Trichter und Trümmer zeugen von der Sprengung der Ruine im Jahre 1950 und der Fernwärmeleitung, die die DDR 1960 quer durch den mit Schutt aufgefüllten Keller legen liess. Ein Höhepunkt unter den Ausstellungsstücken ist sicher das im 16. Jahrhundert im italienischen Cremona gefertigte Pelikan-Relief eines Sarkophages, den das Berliner Kunstgewerbemuseum im 19. Jahrhunderte hier mit anderen Stücken lagerte.
Eine kleine, feine, lohnenswerte Ausstellung die in ihre Art an die Ausstellung im «Mercat del Born» in Barcelona erinnert.
03.12.2021, Jan Krobot/Zürich