Berlin/ Pierre Boulez Saal: Violinkonzerte des Barock von Bach & Pisendel, 03.10. 2023
Mit Isabelle Faust, Violine, Kristian Bezuidenhout, Cembalo, und Kristin von der Goltz, Barockvioloncello
Es war das einzige Konzert von Isabelle Faust und ihren Partnern am 3. Oktober, und wenn diese großartige Geigerin kommt und vor allem Stücke von Johann Sebastian Bach spielt, ist der Pierre Boulez Saal immer bis fast auf den letzten Platz gefüllt.
Allerdings wurde das Programm in der ersten Hälfte etwas umgestellt, doch das war sicherlich gut bedacht. Es blieb zum Auftakt bei Johann Sebastian Bach und seiner Sonate für Violine und Basso continuo e-Moll BWV 1023. Die wurde von Isabelle Faust und Kristian Bezuidenhout schwungvoll dargeboten, enthielt sie doch auch die Tänze Allemanda und Gigue.
Isabelle Faust. Foto: Felix Broede
Danach wurde Johann Georg Pisendel etwas nach hinten geschoben. Es war aber nur ein Tausch mit Bachs Sonate für Viola da gamba und Cembalo g-Moll BWV 1029, jedoch in der Bearbeitung für Violine und Cembalo. Auf diese Weise konnten beide Partner erneut glänzen und besonders beim Vivace ihr profundes Können beweisen. Bei der schlanken Isabelle Faust wirken auch schelle und herausfordernde Stücke immer leicht.
Nun aber folgte Johann Georg Pisendel (1687 – 1755). Wer ist denn das, fragten sich sicherlich einige. Seine Daten zeigen, dass er ein Zeitgenosse von Johann Sebastian Bach war. Seine Sonate für Violine und Basso continuo c-Moll ist eine gelungene Komposition, so dass sie zunächst Johann Sebastian Bach zugeschrieben wurde (ehemals BWV 1024).
Von den vier Sätzen sind drei sehr lebhaft. Pisendel scheint ein Musiker mit Temperament gewesen zu sein. Genau so wird es, bis auf das sanfte Adagio, von Isabelle Faust und Kristian Bezuidenhout dargeboten.
Es folgte noch eine erneute Bearbeitung, denn die Bach-Sonate in g-Moll (BWV 1029) wurde nicht auf der Viola da Gamba, sondern von Isabelle Faust auf ihrer Violine gespielt. Eine Praxis, die schon zur Barockzeit üblich war. Benutzt wurden die Instrumente, die zur Verfügung standen, und das waren zumeist die Violinen. Jedenfalls hörte sich das sehr gut an.
Nach der Pause waren sie zu Dritt, und so konnte auch Kristin von der Goltz ihr großartiges und kraftvolles Können am Barock-Cello beweisen. Beide Damen spielten lebhaft mit schwingenden Körpern, und der Cembalist gestaltete zupackend das Allegro.
Danach hatte Kristian Bezuidenhout am Cembalo das Musikoval des Saales und die aufmerksam Zuhörenden ganz für sich, und zwar mit einer Suite für Cembalo von Christian Ritter (um 1645 nach 1717). Nach den ungenauen Lebensdaten zu urteilen, muss er wohl nicht sehr bekannt gewesen sein. Doch die von ihm komponierten Tänze Allemanda und Sarabande gehen gut in die Finger des Cembalisten und in die Ohren des Publikums.
Danach ist nochmals Kristian Bezuidenhout solo am Cembalo an der Reihe, und alle lauschen gespannt bei der von Louis Couperin (um 1626-1661) komponierten Passacaille für Cembalo C-Dur. Nach diesen zwei unerwarteten Stücken sorgte wieder Bach mit seiner Sonate für Violine und Cembalo in G-Dur, BWV 1019, für hohe Aufmerksamkeit. Denn das Cembalo wurde damals nach Fortschritten im Cembalobau zu einem echten melodiösen Partner.
Nun schwingt und lächelt das Musikerpaar, legt sich hinein in diese fünf Sätze. Danach Bravi und anhaltender Jubel. Bei den beiden Zugaben ( Bach G Dur Sonate erster Satz BWV1019 und Händel D Dur Sonate 2 Satz HWV371) ist auch Kristin von der Goltz mit von der Partie, und alle Drei wirken genau so glücklich wie das Publikum.
Ursula Wiegand