Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

BERLIN/ Pierre Boulez-Saal: STREICHQUARTETT DER STAATSKAPELLE & ELISABETH LEONSKAJA mit Brahms

15.01.2019 | Konzert/Liederabende


Foto: Monika Rittershaus

Berlin / Pierre Boulez Saal: STREICHQUARTETT DER STAATSKAPELLE & ELISABETH LEONSKAJA mit Brahms, 14.01.2019

Nach Franz Schubert und auch anderen, teils modernen Komponisten, ist zu Beginn von 2019 Johannes Brahms an der Reihe. Mit einem Schubert-Zyklus startete 2017 das von Daniel Barenboim gegründete Streichquartett der Staatskapelle Berlin mit eigenen Konzerten im Pierre Boulez Saal.

Die fabelhafte Akustik in diesem von Frank Gehry konzipiertem und von Yasuhisa Toyota „eingestimmten“ Oval dürfte den Vieren die Entscheidung für diese zusätzliche Konzerttätigkeit leicht gemacht haben, zumal sie schon vor rund 10 Jahren mitunter als Quartett musiziert haben.
Auch die Hörerinnen und Hörer werden glücklich, denn Wolfram Brandl und Krzysztof Specjal, beide Violine, Yulia Deyneka, Viola, und Claudius Popp, Violoncello, tun es mit Leib und Seele. Wie genau sie aufeinander achten und reagieren, kann das Publikum in diesem intimen Saal bestens beobachten.

Mal tritt die oder der in den Vordergrund, mal vereinen sie sich klangvoll. Die Vier, alle Stimmführer ihrer Instrumentengruppe in der Staatskapelle, können hier, so nahe beieinander, das eigene Können noch deutlicher und erfrischender dartun als im großen Staatsopernsaal oder in der Philharmonie.

Großes Können zeichnet auch die gebürtige Russin Elisabeth Leonskaja aus, die seit 1978 in Wien zu Hause und international hoch geschätzt ist. Mit Kraft und Temperament gestaltet sie ihren Part. Der erste Ton in Brahms „Klavierquartett Nr. 3 c-Moll“ op. 60 muss sitzen, und das tut er und ebenso der zweite.

Doch dann reiht sich diese Grande Dame ein ins Geschehen, zeigt keine Absicht, die drei Streicher zu dominieren. Dem leicht und luftig hüpfenden Scherzo tut das gut, tonschön füllt das Cello-Solo von Claudius Popp den Raum.

Starker Beifall belohnt diese Brahms-Darbietung, die richtige Stimmung kommt jedoch – auch beim Publikum – erst beim „Klavierquintett f-Moll“ op. 34 auf. Das ist Brahms, der seine Klavierquartette und dieses Quintett selbstkritisch – auch von Clara Schumann animiert – im Laufe der Jahre mehrmals verbesserte, noch überzeugender gelungen. Der Geiger Krzysztof Specjal gesellt sich als die Nummer 5 jetzt hinzu.
Sofort fällt auf, wie gesanglich dieses Quintett trotz aller Dramatik komponiert ist. Zwar donnert Frau Leonskaja in den betreffenden Passagen energisch in die Tasten, um danach die leicht hüpfenden Passagen zart und flink darzubieten. Frühlingshaft wirken manche Melodien, und nicht wenige Takte erinnern an munteres Pferdegetrappel. Beim wunderschönen Andante und dem Viola-Solo von Yulia Deyneka müssten eigentlich alle dahinschmelzen.

Beim rasanten Schluss sind wieder Kraft und Temperament gefragt. Mit Power hämmert Frau Elisabeth Leonskaja die Akkorde in den Flügel, und ebenso so kräftig fällt der Jubel des Publikums aus. Das lässt nicht locker, möchte noch eine Zugabe haben. Noch einmal spielen die Fünf voller Hingabe das herrliche Andante.

Ursula Wiegand

 

Diese Seite drucken