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BERLIN/Philharmonie/ Musikfest: 100 JAHRE RUNDFUNK-SINFONIEORCHESTER BERLIN unter Vladimir Jurowski mit Kirill Gerstein (Weill, Adès, Rachmaninow)

03.09.2023 | Konzert/Liederabende

Musikfest Berlin 2023: 100 Jahre Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin (RSB). Mit dem bringt Chefdirigent Vladimir Jurowski die Philharmonie am 02.09.2023 großartig zum Klingen.

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Vladimir Jurowski. Foto: Kai Bienert

 

Was die Musik und ihre Interpreten betrifft, kann sich Berlin glücklich schätzen. Die deutsche Hauptstadt besitzt nicht nur die weltbekannten Berliner Philharmoniker mit ihren Chefdirigenten Kirill Petrenko. Auch weitere Klangkörper haben Spitzenniveau, wie es beim Musikfest Berlin z.B. schon mehrfach das Deutsche-Symphonie-Orchester Berlin (DSO) bewiesen hat, und es nun erneut das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin (RSB) an seinem 100. Geburtstag nachdrücklich beweist.

Anlässlich dieses Jubiläums ist das RSB zusammen mit seinem Chexfdirigenten Vladimir Jurowski sogar erstmals in London bei den BBC Proms aufgereten. Bei diesen berühmten Sommerkonzerten in der Royal Albert Hall erhalten nur die Besten eine Chance. Wie Volker Blech, der Kulturredakteur der Berliner Morgenpost, berichtete, wurde dieses Konzert für das RSB und Jurowski zu einem durchschlagenden Erfolg.

Mit Werken von Kurt Weill, Thomas Adès und Sergej Rachmaninow trafen sie den Geschmack und das hohe Level in London genau. Mit Kurt Weills „Kleiner Dreigroschenoper für Blasorchester“ wurde sogar ein dort geäußerter Wunsch nach Musik aus dem Berlin der 1920er Jahre erfüllt. Mackie Messer und andere bekannte Songs sozusagen in „light“ Version. Damit war auch das Publikum in Berlin zufrieden.

Weit mehr Begeisterung löste jedoch dort wie hier ein Werk von Thomas Adès aus, der nicht nur in England bewundert wird, ein schon in sehr jungen Jahren mehrfach preisgekrönter Pianist und Komponist. Für das Wall Street Journal gehört er möglicherweise zu den gefragtesten Musikern unserer Zeit.

Bereits 2018 hatte das RSB Erfahrungen mit ihm als Dirigenten und Komponisten gemacht. Nun erfolgte die Berliner Premiere mit Adès’ „Konzert für Klavier und Orchester 2018“ mit Kirill Gerstein am Flügel, für den Adès dieses Werk komponiert hat.

Schon 42 mal ist dieses Konzert weltweit aufgeführt und gefeiert worden. Auch bei den „Proms“ spielte es Gerstein mit Jurowski und dem RSB. Am 02. September 2023, folgte nun in Berliner Premiere beim Konzert des RSB unter der Leitung von Jurowski. Das Publikum bei den Proms war von dem 22-Minuten-Werk überaus angetan, und die Zuhörenden in der Berliner Philharmonie waren eben eb enfalls begeistert..

Als Zugabe spielte Gerstein noch ein Lied von Rachmaninow, und das wirkte bald wie ein Übergang auf seine dritte und letzte spät-romantische Sinfonie in a-Moll, mit der nun in der Philharmonie sein 150. Geburtstag gefeiert wird.

Liedmäßig musizieren zunächst die (aus Publikumssicht) rechts plazierten  Celli und Kontrabässe. Danach wird diese 3. Sinfnie es mit ihrer entfesselten Klangpracht streckenweise auch ungestüm. Rachmaninow hatte also rd. 30 Jahre nach seiner 2. Sinfonie nochmals all’ sein Können in die Waagschale geworfen und auch bei den Instrumenten nicht gespart. Dreifach besetzte Holzbläsern, volles Blech, Pauken, Schlagzeug, Celesta, zwei Harfen und jede Menge Streicher waren ihm gerade gut genug.

Dennoch reagierten die Musikkritiker und auch das damalige Publikum eher säuerlich, wie Rachmaninow selbst enttäuscht äußerte. Dennoch meinte er, eine gute Sinfonie geschrieben zu haben. Heutzutage besteht daran kein Zweifel. Beim Musikfest Berlin erlangte nun dieses weit gefächerte Werk die Stellung, die es verdient, genau wie schon vorher bei den Proms.

Doch der eigentliche Clou war zuletzt Rachmaninows „cis-Moll Präludium“. Immer wieder musste der Komponist ab 1882 dieses kleine Wunderwerk vor Publikum spielen. Für Pianisten ist es nach wie vor ein Hit. Nun aber wurde es– genau wie in London – dem hiesigen Publikum als Orchesterwerk in der Fassung von Henry Wood dargeboten, einem Freund und Förderer von Rachmaninow, den die Proms angeblich ohnehin anhimmeln.

Jurowski erklärt nun in Berlin, dass Orchester eigentlich keine Zugaben bieten. Doch genau wie in London rauscht nun dieses kleine Wunderwerk mal machtvoll, mal feinsinnig durch den großen Saal und wird in Berlin ebenso bejubelt, wie es zwei Tage vorher in London der Fall war. Großartiger konnte dieses RSB-Gründungsjubiläum nicht begangen werden.    

Ursula Wiegand

 

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