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BERLIN/ Philharmonie: Das DSO begeisterte nicht nur mit Isabelle Faust und Cristian Măcelaru

06.04.2025 | Konzert/Liederabende

Berlin/Philharmonie: Das DSO begeisterte nicht nur mit Isabelle Faust und Cristian Măcelaru am 05.04.2025 

Die Geigerin Isabelle Faust ist für viele Musikliebhaber ein Muss. Ein bisschen warten musste das Publikum an diesem Abend aber auch auf sie. Doch so etwas erhöht die Spannung.

Denn das erste, bisher recht unbekannte Stück, eine „Passacaglia und Fuge“ geschult an Joh.Seb. Bach, und die Komponistin, die es lebhaft darbot, überzeugten jedoch bald.

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Christian Mäcelaru. Foto: Adriane White

Gemeint ist Sophie-Carmen Eckhardt-Gramatté, und die ist in Berlin ziemlich neu. Der Dirigent Cristian Măcelaru ist jedoch beim DSO schon seit 2015 bekannt.

Eine helfende Hand braucht diese Klavier- und Violinvirtuosin keineswegs. Das Klavierspielen lernte sie einst von ihrer Mutter und hat auch schon 164 Werke in diversen Stilen komponiert.

Etwa 21 jahre lebte sie als Musikerin und Dozentin in Kanada. Dort, in Manitoba, wurde im Vorjahr sogar ein jährlicher Musikwettbewerb geschaffen, der ihren Namen trägt. Nun wurde sie vom DSO eingeladen und hat das Publikum mit ihrer lebhaften Passacaglia und Fuge mit Bach-Akzenten positiv überrascht. Ein kräftiger Applaus war die Folge.

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Isabelle Faust. Foto: Felix Broede

Und der gilt schon vorab der großartigen Geigerin Isabelle Faust als Solistin in Schostakowitschs Zweitem Violinkonzert. Wer nun aber ein waghalsiges Stück – so wie sein erstes erwartet hatte, war sicherlich erstaunt über soviel Zurückhaltung.

Schostakowitsch, der sieben Jahre davor mit dem Violinkonzert Nummer I in Ungnade gefallen war, musste vorsichtig sein. Immer hatte er einen gepackten Koffer im Haus, um mit dem Nötigsten fliehen zu können.

Leisetreten war also angesagt, und dieser Situation passte sich auch Isabelle Faust mit hochfeinem Geigenspiel an. Auch die versteckten bösen Scherze des Komponisten nahm sie auf. Doch dem wütenden Aufschrei des ersten Violinkonzerts durfte und konnte das zweite nicht folgen. Bei Isabelle Faust war es jedoch in kundigen Händen, das Publikum lauschte konzentriert, und hat Isabelle Faust mit viel lebevollen Beifall belohnt.

Zuletzt war  die Symphonie Nr. 3 von Johannes Brahms an der Reihe, und für die braucht Cristian Măcelaru, der 2015 beim DSO debütierte, kein Notenbuch. Der Rumäne (geb. 1980) leitet das WDR Sinfonieorchester, hat aber auch international Karriere gemacht. Seit September 2020 ist er „Directeur musical de l’Orchestre National de France“ und war auch 2024 in Paris bei der Olympiade zu hören. In den USA ist er auch stark gefragt und ein Star geworden.

Doch das alles kehrt er nicht eitel heraus, auch nicht in Berlin. Der hatte jetzt Brahms’ Dritte im Kopf und im ganzen Körper. Temperamentvoll startet er mit dem Allegro con brio, formte aber auch fein das Poco Allegretto in c-Moll. Alles so, wie es sich Brahms wohl bei der Uraufführung 1883 in Wien gedacht oder gehofft hatte.

Denn es gab dort damals auch Gegner, die Wagner-Bruckner-Gruppe, die deren Werke hören wollte. Das Wiener Publikum jubelte jedoch heftig, und genau so war es jetzt in der Berliner Philharmonie. Am Beifall gemessen waren Johannes Brahms, Cristian Măcelaru und das bestens spielende Orchester die Gewinner diesem Abend. Deutschlandfunk Kultur überträgt das Konzert am Donnerstag, den 10. April 2025 ab 20 Uhr. 

Ursula Wiegand

 

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