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BERLIN/ Philharmonie: ABSCHIEDSKONZERTE VON ROBIN TICCIATI am 15. und 16. 11. 2024

17.11.2024 | Konzert/Liederabende

Berlin/ Philharmonie: Abschiedskonzerte von Robin Ticciati am 15. und 16. 11. 2024

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Robin Ticciati. Copyright: Martin Borggreve

Der November in Berlin hat’s in diesem Jahr in sich. Erst platzt am 06.11. die Ampel, nun verwundert und betrübt der überraschende und vorzeitige Abschied von Robin Ticciati als Chefdirigent des Deutschen Symphonie-Orchesters Berlin (DSO) nach gut 7 Jahren Tätigkeit.

Jedenfalls ist er sowohl beim Publikum als auch beim Orchester sehr beliebt. Ein Teamplayer, der bei den Proben immer gut vorbereitet und freundlich war, erzählte mir eine Instrumentalistin.
Sein Orchester hat er hörbar vorangebracht, die Musikfans u.a. mit der szenischen Version von Händels Messiah beeindruckt und während der Pandemie Musikfilme gedreht.
Eigentlich läuft Ticciatis Vertrag noch rd. 1 ½ Jahre, doch eine Klausel ermöglich ihm den vorzeitigen Weggang, ist zu erfahren. Aber wohin? Zurück nach England zu seiner Frau und der kleinen Tochter, um sich mehr der Familie zu widmen und dort auch etwas zu verschnaufen? Oder ist ein anderer Wirkungsort in Sicht? Darüber herrscht noch Stillschweigen.
Müssen also Berlin und das Publikum nun Trauer tragen? Das vermeidet Ticciati bei seinem offiziellen Abschied mit einem positiv ausgerichteten Programm. An beiden Abenden ist der Große Saal der Philharmonie voll besetzt, und auch das Werk einer Frau wird geboten, so wie es Ticciati vor einiger Zeit versprochen hat.
Diesmal ist es „Die stille Stadt“ von Alma Mahler, eine Zeitlang die deutlich jüngere Ehefrau von Gustav Mahler. Das nun für Chor a cappella von Clytus Gottwald bearbeitete Werk ist beim Rundfunkchor Berlin, einstudiert  von Gerhard Polifka, in besten Kehlen.

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Copyright: Kai Bienert

Gleich danach stürmt Ticciati wie gewohnt aufs Podium, folgt doch sofort Gustav Mahlers Symphonie Nr. 2 c-Moll, auch „Auferstehungssymphonie“ genannt. Ticciati liebt offensichtlich dieses Werk und wirft sich förmlich von den Fingerspitzen bis zu den Zehen in die Notenmassen. Bei ihm passt das.

90 Minuten lang tosen die Klangwogen der 5 Sätze durch den ausverkauften Saal, und erneut kommt der Rundfunkchor Berlin prächtig zum Einsatz. Auch die beiden Solistinnen Joélle Harvey Sopran und Karen Cargill Mezzo gefallen.

Gustav Mahler, seinerzeit sehr beschäftigt, brauchte übrigens 9 Jahre bis 1894 um diese Symphonie zu beenden. Nach der Uraufführung 1895 in Berlin waren jedoch viele Musiker und Kritiker entsetzt. Inzwischen gehört jedoch gerade diese Mahler-Symphonie zur seinen beliebtesten. Mit Standing Ovations bedankte sich das Publikum in Berlin, und ganz verschwindet Ticciati auch nicht. Der DSO-Konzertkalender verweist auf sein Dirigat am 15.12.2024.

Ursula Wiegand

 

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