Wiener Operette in Berlin, kann das gut gehen? Und ob, wenn es so liebevoll, intelligent und originell wie an der Neuköllner Oper gemacht wird. Lehars Meisterwerk „Land des Lächelns“ also auf Berliner Boden. (5.2.2024)
Lisa, begeistert von Operetten, dated auf ihrer Internet-Plattform den chinesisch stämmigen BWL-Studenten Sou Chong. Ihr WG-Mitbewohner Gustl, so nennt sie ihn, hingegen träumt von einer Karriere in New York. Eifersüchtig auf Lisas neuen Freund, lernt er Li kennen und ist Hals über Kopf verliebt. Lehars Arien und Duette werden passgenau in die Handlung integriert. Und wenn man nicht genau aufpasst, entgehen einem die witzigen berlinerischen Dialoge, die eine Operette zu dem machen, was das Genre hergibt. Liebe, Beziehung, kulturelle Unterschiede, Wohnformen und Träume der einzelnen Protagonisten, all das und viel mehr wird da verhandelt. Abigel Varga hat das Original für Flöte, Klarinette, Posaune, Violoncello, Akkordeon, Vibrafon und einer chinesischen Wölbbrettzither (Guzheng) arrangiert. Elisabeth Page die Texte beigesteuert. Die Inszenierung stammt von Ansgar Stephan Weigner.
Wie bei der großen Schwester Oper gibt es Video, eine originelle Bühne und überraschende Einfälle. Wenn große Ausstattung nicht finanzierbar ist, Origami leuchtet dann heller als das ganze Talmi auf den hochsubventionierten Bühnen. Das fulminante Ensemble (Marie Sofie Jacob, Vivian Sau, Nicholas Malakul und Luca Schaub) spielt und singt sich in die Herzen des Publikums. Und wenn eine Arie nicht so ganz in die Handlung passt, dann wird daraus eine Therapiestunde mit den Zusehern, Beteiligung inklusive, nicht aufdringlich aber doch die Aufhebung der vierten Wand. Nach zwei Stunden ist der Spaß vorbei und man wünscht allen Beteiligten ein volles Haus bei den Reprisen.
(Otto Grubauer)
- Mittwoch, 07. Februar 2024, 20:00 Uhr (12 weitere Termine)
- Ort Neuköllner Oper – Saal/Studio
- Adresse Karl-Marx-Straße 131, 12043 Berlin-Neukölln