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BERLIN/ Musikfest: RIAS Kammerchor Berlin unter dem Dirigenten Kaspars Putniņš. Palestrinas „Missa Papae Marcelli“ und Werke von Arvo Pärt.

13.09.2025 | Konzert/Liederabende

Musikfest Berlin mit dem RIAS Kammerchor Berlin und dem Dirigenten Kaspars Putniņš. Am 11.09.2025 Palestrinas „Missa Papae Marcelli“ und Werke von Arvo Pärt.

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Foto: Fabian Schellhorn

Erneut waren beim Musikfest Berlin runde Geburtstage zu feiern, und wieder ist das Publikum in Scharen in die Philharmonie geströmt, um die Werke zweier Komponisten zu hören. 

Der deutlich ältere von beiden, der italienische Renaissance-Komponist Giovanni Pierluigi da Palestrina, erblickte vor rund 500 Jahren das Licht der Welt, und es strahlt nach wie vor aus seinem Werk „Missa Papae Marcelli“.

Frisch und fromm wirkte es nach wie vor, was aber auch dem fabelhaften RIAS Kammerchor Berlin zu verdanken war und seinem jungen lettischen Dirigenten Kaspars Putniņš. Mit seinen Händen formte er sozusagen diese wunderschöne Musik, die der jetzt deutlich verjüngte Chor mit Eifer und Hingabe darbot.

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Harmonium im Haus von Arvo Pärt in Estland. Foto: Ursula Wiegand

Den Anfang machte jedoch der estnische Komponist Arvo Pärt, war doch genau an diesem 11. September 2025 seinen 90. Geburtstag. Selbst nach Berlin gekommen ist er nicht. Das wäre für ihn wohl zu anstrengend geworden. 

Den Anfang machte sein Stück Solfeggio, was Heilung bedeutet, sein erstes Werk a cappella. Das könnten in den jetzigen wirren Zeiten wohl alle Menschen brauchen. Insgesamt setzt Arvo Pärt mehr auf Einfachheit als Palestrina. Dessen Kyrie und Gloria in der „Missa Papae Marcelli“ besitzen sogar einen sechsstimmigen Chor a cappella. 

Arvo Pärt antwortete jedoch mit dem „Nunc dimittis“, dem Lobgesang des alten Simeons, der den neugeborenen Jesus im Tempel in die Arme nimmt und ihn den Messias nennt. Dem Gloria von Palestrina folgte dann Pärts „Magnificat“, der bekannte Jubelgesang der Maria, da sie den Jesus gebären wird.

Der Wechsel der Stile dieser beiden besonderen Komponisten setzte sich nach der Pause fort. Sie sind unterschiedlich, doch gemessen an der heutigen Moderne passen sie gut zusammen. Palestrina wird der Vollender der Vokalpolyphonie genannt, Pärt arbeitet seit längerer Zeit schlichter. Seine 1. Sinfonie, ein Frühwerk, hatte Neeme Järvi in Tallinn uraufgeführt. 

Solch eine Musik gefiel der damaligen Regierung jedoch nicht. Daher legte Pärt ab 1969 eine recht lange Schaffenspause ein und wurde auch Mitglied der russisch-orthodoxen Kirche. Neeme Järvi emigrierte mit seiner Familie nach New York, Arvo Pärt floh 1980 mit den Seinen nach Österreich und lebte dann viele Jahre in West-Berlin. Hier komponierte er wieder, erhielt Aufträge und wurde bald sehr geschätzt. Erst 2008 kehrte er nach Estland zurück, und noch im Jahr 2015 stand in dem dortigen Haus sein altes Harmonium. 

Insgesamt gesehen hat Arvo Pärt schon relatov lange seinen zunächst recht modernen Stil gewechselt. Schließlich sagt er: „Ich habe entdeckt, dass es genügt, wenn ein einziger Ton schön gespielt wird. Dieser Ton, die Stille oder das Schweigen beruhigen mich. Ich baue aus primitivem Stoff, aus einem Dreiklang, einer bestimmten Tonqualität. Die drei Klänge eines Dreiklangs wirken glockenähnlich. So habe ich es Tintinnabuli genannt.“ (dem Programmheft entnommen).

Diese Musik hat sicherlich auch das Publikum nach teils heftiger Moderne beruhigt, aber nur solange bis der verdiente Beifall prasselte.

 Ursula Wiegand

 

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