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BERLIN/ Musikfest: Mit Kirill Petrenko, Albrecht Mayer und den Berliner Philharmonikern

20.09.2025 | Konzert/Liederabende

Musikfest Berlin mit Kirill Petrenko, Albrecht Mayer und den Berliner Philharmonikern am 18.09. 2025

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Foto: Monika Rittershaus

Das diesmalige Musikfest Berlin will offensichtlich niemanden langweilen. Das Publikum soll und will ja nicht immer dasselbe hören, und das strebt auch Kirill Petrenko mit den Berliner Philharmonikern an, und die machen eifrig mit.

Zuerst ist Pascal Dusapin (geb. 1955) mit „Exeo“, Solo Nr. 5 für Orchester an der Reihe. 15 Minuten dauert sein Stück, komponiert 2002 und soll im Tempo „pesante“ e sostenuto gespielt werden.  Exeo bedeutet „Ich gehe hinaus“, erklärt er, also hinweg von dem, was immer wieder gespielt wird. „Mit Exeo wollte ich eine Musik schaffen, die zwischen Stabilität und Instabilität oszilliert“, erklärte der Franzose. Um das zu realisieren sind jedoch Könner nötig, die sich begeistern lassen, so wie die Berliner Philharmoniker.

Als zeitgenössischer Komponist ist Dusapin bereits über Europa hinaus bekannt. Aber auch beim allgemeinen Publikum? Das schien seine Musik an diesem  Abend eher als schroff und anstrengend zu empfinden. Seine Musik, so sagt Dusapin, soll uns wie eine Flutwelle überspülen.

Das passt genau, doch nicht wenige Hörer/innen  suchen vermutlich nach einer Leitschnur und empfinden Dusapins Klänge als strapaziös. Obwohl der Komponist anwesend ist, kommt keine Begeisterung auf. Ein braves Händeklatschen genügt.

Ebenfalls 15 Minuten lang  ist das Oboenkonzert von Bernd Alois Zimmermann (1918-1970), und das ist dank Petrenko schon bekannter. Für diese Aufführung genügt absichtlich ein kleines Orchester. Ein „Oboenmeister“ darf aber nicht fehlen.

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Foto: Monika Rittershaus

Den aber hat Berlin, nämlich Albrecht Mayer, und der ist weltweit gefragt. Wahrscheinlich sind nicht Wenige seinetwegen gekommen. Ausnahmsweise müssen wir ihn an diesen drei Abenden nicht inmitten seiner Kollegen erspähen.

Denn aufrecht steht er diesmal vorne neben Petrenko. Zimmermanns Œuvre zu spielen ist jedoch ein schwieriger Job.  Doch Albrecht Mayer meistert dieses Stück locker, elegant und offenbar ohne Anstrengung. Petrenko dirigiert derweil hüpfend auf dem Podium.

Mit von der Partie bei diesem Oboenwerk sind u.a. der 1. Konzertmeister Noah-Bendix-Balglay, den Mayer hinterher umarmt und ebenso den langjährigen Solo-Cellisten Ludwig Quandt. Die kennen sich gut und haben vielleicht zusammen geübt. Abrecht Mayer hat jedoch nach dem heftigen Applaus noch eine Zugabe parat und spielt Johann Sebastian Bachs‘ „Ich hatte viel Bekümmernis“(BVW 21). Ganz still ist es nun im großen Saal, und für viele wird das der Höhepunkt des ganzen Abends.

Ein weiterer Höhepunkt wird unter den Händen von Petrenko schließlich die Erste Symphonie von Johannes Brahms. Ihrem erstaunlichen Inhalt spürt er trotz des riesigen Orchesters mit Feingefühl nach und lässt das damals wenig Beachtete wieder glänzen, sei es im starkem Forte oder im Pianissimo.

Jedenfalls hört sich Brahms erste Symphonie nun wie blankgeputzt an. Diese drei Konzertabende mit Kirill Petrenko, Albrecht Mayer und den Berliner Philharmonikern setzen neue Maßstäbe. J.S. Bach als Beigabe kann auch nie schaden. Standing Ovations füllten zuletzt den Saal.  

Ursula Wiegand

 

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