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BERLIN/ Konzerthaus: Stargeiger DANIEL HOPE macht Musikfans glücklich

06.02.2022 | Konzert/Liederabende

Berlin/ Konzerthaus: Stargeiger Daniel Hope macht Musikfans glücklich, 05. 02. 2022

daniel hope, credit nicolas zonvi
Daniel Hope. Nicolas Zonvi

Schnell war dieses Konzert ausverkauft, denn Daniel Hope lieben wohl alle und nicht nur in Berlin, wo er während der Pandemie in seinem Wohnzimmer Livekonzerte für Arte Concert mit eingeladenen Gästen veranstaltet hat. Während der ersten Covid-Welle hießen seine Streams „Hope@Home“, in der zweiten „Hope@Home – Next Generation“, in der  junge Sängerinnen und Sänger sowie Instrumentalisten ihr Können zeigen konnten.

Der Name Daniel Hope ist kein klug gewählter Künstlername, sondern sein echter Familienname. Hope heißt bekanntlich Hoffnung, und die hat er in schwierigen Zeiten mit seinen Initiativen vermittelt. Ebenso zum Weihnachtsfest 2021 mit „Christmas@Home with Daniel Hope“. Da hat auch Lang Lang mit seiner Frau, ebenfalls Pianistin, mitgemacht.

Jetzt endlich haben wir ihn wieder live, und er freut sich genau so darüber. „Ist das schön, wieder hier zu sein“, strahlt er, als er die Bühne im Konzerthaus betritt. Gekommen ist er als dirigierender Solist mit dem renommierten Zürcher Kammerorchester, dessen Musikalischer Direktor er seit der Saison 2016/17 ist.

Nach Konzerten in Bremen, Hannover und Braunschweig erleben wir ihn nun mal wieder in Berlin, seit 2016 die Heimatstadt für ihn und seine Familie, wo er sich nach eigenen Worten gerne zu Hause fühlt – wenn er nicht gerade seinen Job als Musikdirektor beim „San Francisco`s New Century Chamber Orchestra“ wahrnimmt oder irgendwo moderiert oder einen Film dreht. Die Kraft für so viele Aktivitäten gibt ihm offenbar die Musik.
 
Auf einer Reise in die USA und intensiven Recherchen hat er sich mit der dortigen Musik im 20. Jahrhundert beschäftigt, mit ihren afro-amerikanischen Wurzeln. Zusammen mit der Volksmusik der zahlreichen Einwanderer entstand schließlich der Jazz, erklärt er. Für den hat er sich hörbar begeistert und gerade ein neues Album namens „America“ herausgebracht.

Im Konzerthaus erleben wir ihn jetzt „in echt“, und das ist noch besser. Den Auftakt macht Aaron Copland (1900-1990) mit Hoe Down aus „Rodeo“, ein schmissiges, stark rhythmisches Stück, wie es zu einem sattellosen Reiter auf einem wildem Pferd passt. Daniel Hopes Bogen flitzt nur so über die Saiten seiner Gueneri del Gesù von 1742, ein edles Leihinstrument . „Endlich wieder Applaus“, sagt er, als das Publikum heftig klatscht.

Die meisten folgenden Stücke wurden von Paul Bateman für Violine und Streicher kenntnisreich bearbeitet, auch die nun folgenden, eher besinnlichen und gebetsartigen Werke „Adoration“ von Florence Price (1887-1953), der ersten afroamerikanischen Komponistin, und „Come Sunday“ von Duke Ellington (1899-1990).

Doch mit der „West Side Story Suite“ von Leonard Bernstein (1918-1990) geht’s dann so richtig los. „I got rhythm, I got music“, ist nun das Motto und ohnehin das Lebensmotiv von Daniel Hope, der in Südafrika geboren und in London von Yehudi Menuhin gefördert wurde. Diese Songs aus Bernsteins Erfolgsmusical könnten wohl viele gleich mitsingen, die schmissigen und die innigen. Zuletzt, nach dem Mambo, tobt der Beifall.
Nach der Pause geht es – mit Ausnahme von Coplands „At the River“, das oft auf Beerdigungen gespielt wird, schmissig weiter. Nun macht Kurt Weill (1900-1950), der sich als deutscher Emigrant schnell der amerikanischen Lebensart angepasst hatte, das Rennen. Die „American Song Suite“ u.a. mit Meckie Messer aus der Dreigroschenoper, fetzt als Jam-Session durch den Saal. Fabelhaft!!

Für alle wird wohl die anschließende „Gershwin Song Suite“ für Violine, Jazz Trio und Streicher zum absoluten Highlight. Bei „Summertime“ aus „Porgy and Bess“ könnten erneut viele mitsingen, und Daniel Hope zeigt mit Körpereinsatz nicht erst jetzt seine Begabung als Jazz-Geiger.
Gemeinsam mit der zierlichen koreanischen Kontrabassistin Seon-Deok Baik, dem in Zürich geborenen Schlagzeuger Dimitri Monstein, dem deutschen Gitarristen Joscho Stephan mit seiner Gypsy-Gitarre und dem jungen deutschen Jazzpianisten Johannes von Ballestrem, der weltweit unterwegs ist und schon Lehraufträge hat, erwacht das frühere Amerika in Berlin zu neuem Leben.

Und wenn die Vier ihre tollen Soli spielen, schaut Daniel Hope begeistert zu, ehe er sich mit ihnen wieder hineinwirft in die faszinierende US-Klangwelt im 20. Jahrhundert. Schon länger zuckt es den meisten in den Füßen, Hope aber mahnt: „tanzen dürfen wir ja noch nicht.“ Aber hoffentlich bald wieder.

Stattdessen trampeln zuletzt viele – auch die Berichterstatterin – begeistert mit den Füßen. Die jungen Leute kreischen und johlen. Zwei sanftere Zugaben sind der Lohn. „Wir können noch“, sagt Daniel Hope. Wir auch. Kommt alle bald wieder, wünscht sich das Publikum nach diesem Hoffnung spendenden Abend.

Ursula Wiegand

 

 

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