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BERLIN/ Komische Oper: XERXES von G. F. Händel

Brillanter Barock gegen klirrende Kälte

03.03.2018 | Oper


Xerxes (Stephanie Houtzeel) mit seiner Truppe, Foto Jaro Suffner

Berlin/ Komische Oper: XERXES von Georg Friedrich Händel,
brillanter Barock gegen klirrende Kälte, 01.03. 2018

Seit dem 9. Februar läuft die Wiederaufnahme der Barockoper Xerxes an der Komischen Oper Berlin, und sie läuft und läuft. Auch an diesem eiskalten Noch-Winterabend (statt Frühlingsbeginn) bleiben nur wenige Plätze leer. Die zahlreichen Fans für Alte Musik lassen sich diese Chance nicht entgehen.

Womöglich haben einige schon die Premiere im Mai 2012 erlebt, den letzten großen Erfolg von Intendant Andreas Homoki, bevor er nach Zürich wechselte. Anders als andere tritt sein Nachfolger Barrie Kosky gut Gelungenes nicht in die Tonne. Mit der 33. Aufführung an diesem Abend übertrifft die Komische Oper Herrn Händel übrigens bei weitem. Sein 1738 uraufgeführter Xerxes (Serse) brachte es nur auf fünf Vorstellungen.

In Berlin steht erneut der Barockspezialist Konrad Junghänel auf dem Pult und feuert das Orchester der Komischen Oper an. Tatsächlich musizieren alle, als stünde ständig Barockes auf dem Spielplan. Auch Regisseur Stefan Herheim, die Bühnenbildnerin Heike Scheele, die „Kostüme-Frau“ Gesine Völlm und der Beleuchter Franck Evin sind wieder an Bord. Also „never change a winning team“. Der Chorleiter des Abends, Jean-Christophe Charon, ist ein anderer, doch die Chöre singen und spielen so gekonnt wie eh und je.

Die Sängerinnen und Sänger sind dagegen weitgehend andere. Den Xerxes singt und spielt mit Verve die Mezzo-Sopranistin Stephanie Houtzeel. Dass der Herrscher gleich zu Beginn mit dem Largo „Ombra mai fù“ seiner Schatten spendenden Platane huldigt, wirkt eigentlich sonderbar. Doch diese sanfte Melodie ist noch immer ein Hit und wird Händels Largo genannt, obwohl sie von Bononcini stammt. Sich bei anderen zu bedienen galt damals als Anerkennung.

Bald überzeugt Stephanie Houtzeel auch als Koloraturenmeisterin, vor allem, wenn sie später Xerxes’ Wutausbruch hören lässt. Darüber hinaus macht sie mit lustig funkelnden Augen sofort klar, dass alles nicht zu ernst zu nehmen ist, weder Xerxes mit seinem ungestümen Werben um Romilda (Nina Bernsteiner), noch die anderen in ihrem Streit oder Liebesleid, hervorgerufen durch falsch laufende Briefe. (Libretto nach Niccolò Minato und Silvio Stampiglia).


Xerxes (Stephanie Houtzeel), Romilda (Nina Bernsteiner h.links), Nora Friedrichs Atalanta,(r), Foto Jaro Suffner

Die bösartige Schwester Atlanta (Nora Friedrichs ), die Romilda ihren Lover Arsamenes (Franziska Gottwald) ) abjagen will, fehlt ebenso wenig wie Amastris (Ezgi Kutlu), die sich – als Mann verkleidet – an die Fersen ihres treulosen Gatten Xerxes heftet. Den etwas trotteligen Heerführer Ariodates, Romildas Vater, gibt Philipp Meierhöfer.

Wieder da wie 2012 ist Hagen Matzeit als Diener Elviro, und der wird sofort zum Publikumsliebling. Als Marktfrau verkleidet, verkauft er im Berliner Jargon „Blumen aus meinem Jarten“ und wechselt dabei urkomisch zwischen Bariton und Countertenor.

Und wieder da sind auch die blökenden Schafe, die anfangs sogar mit den Darstellern tanzen, worüber sich das Publikum hörbar amüsiert. Xerxes rotgold gewandete Truppe, die ebenfalls in Aktion tritt, ist eine weitere Lachnummer. Herheim spricht von „einer barocken Muppet-Show“. Aber Spaß macht das schon.
Besonders hoch gehen die Wogen der Begeisterung, wenn Xerxes bei wiegenden Wellen, begleitet von wackelnden Yachten, in See sticht. Dieses Bühnenbild erhält sogleich Applaus. Wie die Brücke, die Xerxes von Persien nach Griechenland hatte bauen lassen, bei Blitz und Donner schließlich zusammenkracht, ist ebenfalls ein Clou.
Doch nicht alles wird turbulent und kunterbunt durch den Kakao gezogen. Für echte Gefühle bleibt noch Platz. Wenn Arsamenes, der nicht mehr an Romildas Treue glaubt, verzweifelt klagt „Ich hab’ auf dich gebaut“, dann geht das schon zu Herzen. Zuletzt findet dann doch jubelnd alle zusammen, die zusammen gehören. Genauso jubelt zuletzt das von dieser spitzbübischen Händel-Variante wohlig erwärmte Publikum.

Ursula Wiegand

Weitere Termine am 18. und 20. März.

 

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