Vera-Lotte Böcker. Foto: Youtube
Paul Abraham: Viktoria und ihr Husar, Komische Oper Berlin, Premiere der konzertanten Vorstellung 23.12.2018
Ganz Doroszma. Ganz Doroszma?
Nein, nicht ganz Doroszma ist auf dem jährlichen Weinfest des Ortes versammelt. Eine Person fehlt noch, Rittmeister Stefan Koltay. John Cunlight, amerikanischer Botschafter in Tokio und dann St. Petersburg, bringt ihn auf Wunsch von Graf Ferry Hegedüs nach Doroszma, damit die traditionelle Dreierhochzeit auf dem Weinfest stattfinden kann. Erst dann können, nach vielen Verwicklungen, der Rittmeister seine Jugendliebe Viktoria, deren Bruder Ferry seine japanische Gattin O Lia San und Jancsi, Koltays Bursche, Riquette, die Zofe Viktorias heiraten.
Rittmeister Koltay wurde durch die Einberufung ins Militär von seiner Verlobten getrennt. Viktoria glaubte ihr Geliebter sei gefallen, hat den amerikanischen Diplomaten John Cunlight geheiratet und ist diesem nach Tokio gefolgt. Dort treffen der Rittmeister und sein Bursche Jancsi nach seiner Fluchtaus russischer Kriegsgefangenschaft überraschend auf sie. Die ganze Gesellschaft folgt Cunlight nach Sankt Petersburg, wohin dieser versetzt worden ist. Koltay glaubt, Viktoria würde ihn nicht mehr lieben und liefert sich deshalb dem russischen Geheimdienst aus. Die Wege trennen sich erneut, bis man in Doroszma wieder und endgültig zusammenfindet.
Paul Abraham hat zu dieser relativ simplen Geschichte eine ausserordentlich vielseitige Musik komponiert: ungarische, russische, japanische, amerikanische Musik. Czardas, Puszta- und Wolgalieder, Kirschblütenmusik, Jazz und Music Hall-Chansons. Uraufgeführt wurde die Operette als «Viktoria» im Hauptstädtischen Operettentheater Budapest und in adaptierter Form als «Victoria und ihr Husar» am 7. Juli 1930 im Rahmen des Operettenfestivals im Stadttheater Leipzig. Das Stück war ein kurzer Erfolg bis ab 1933 Jazzmusik und Jazzoperetten auf dem Index landeten.
Stefan Soltesz hatte das Orchester der Komischen Oper Berlin bestens im Griff, so dass die Musik in all ihre Schattierungen und Abstufungen bestens zur Geltung kam. Besonderes Lob verdient im Programmheft leider nicht namentlich genannte Konzertmeisterin für ihre herrlichen Soli. David Cavelius hatte die Chorsolisten der Komischen Oper einstudiert.
Gerd Wameling führte als Conferencier und John Cunlight hervorragend durch den kurzen Abend. Vera-Lotte Böcker gab die Viktoria etwas gar opernhaft, ihr Partner war der sichere, aber unauffällige Daniel Prohaska. Den meisten Zuspruch, gerade auch für die tänzerischen Einlagen, erhielten Alma Sade und Peter Renz als O Lia San und Graf Ferry. Marta Mika und Daniel Foki, beide Mitglieder des Opernstudios der Komischen Oper, waren Riquette und Jancsi.
Ein herrlicher Operetten-Abend und Unterhaltung auf höchstem Niveau, perfekt umgesetzt.
Weitere Aufführung: 30.12.2018
Jan Krobot