Georg Friedrich Händel: Semele, Komische Oper, Vorstellung: 29.12.2019
(12. Vorstellung seit der Premiere am 12.05.2018)
Szenische Opulenz – Musikalische Opulenz
Barrie Koskys Inszenierung der Semele beeindruckt in erster Linie mit der Opulenz des Bühnenbilds (Natascha Le Guen de Kerneizon) und dessen genialer Beleuchtung (Alessandro Carletti).
Kosky, der die Regie von der erkrankten Laura Scozzi übernommen hat, führt auch deren Regie-Ansatz weiter. Bereits am Anfang blickt Semele auf das Häufchen Asche, zudem sie am Schluss werden wird. Dazwischen erlebt man, wie in der Scherbe eines Spiegels, in Fragmenten die Geschichte Semeles. Ort des Geschehens ist ein ausgebranntes Gemach, variabel zu gestalten und immer wieder neu phantastisch beleuchtet. Es entstehen atemberaubende Bilder, die nie den Eindruck einer Ruine aufkommen lassen.
In diesem Rahmen erzählt Kosky die Geschichte nun eng am Libretto, mit ein paar Zutaten (zwei nackte Männer, Donnergrollen bei jedem Auftritt von Jupiter), die nicht weiter stören.
Foto: Monika Rittershaus
Mit wunderbar feinem Tenor und seiner hühnenhaften Statur gibt Stuart Jackson einen idealen Göttervater. Ezgi Kutlu singt die Rolle der Juno: ihr farbenreicher, technisch perfekt geführter Mezzo ist die Entdeckung des Abends. Begeisterten Zuspruch des Publikums erhält Sydney Mancasola in der Rolle der Semele. Sie singt technisch perfekt und spielt leidenschaftlich. Einziger Abstrich: Geht das Temperament mit ihr durch, neigt die Stimme gerade in den Höhen dazu schrill zu werden. Terry Wey glänzt als Athamas, Prinz von Böotien, Karolina Gumos als Ino, Schwester Semeles. Philipp Meierhöfer als Cadmus, Georgina Melville als Iris und Evan Hughes als Somnus und Priester ergänzen das Ensemble, das in dieser Kombination an diesem Abend durchaus als Traumbesetzung zu werten ist.
Hervorragendes wurde auch von den Kollektiven geleistet, seien es der von David Cavelius vorbereitete Chor der Komischen Oper Berlin oder das Orchester der Komischen Oper Berlin unter Konrad Junghänel.
Ein rundum traumhafter Opernabend
Keine weiteren Aufführungen in dieser Saison.
30.12.2019, Jan Krobot/Zürich