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BERLIN/ Komische Oper: DON GIOVANNI – „aufgefritscht“

29.02.2020 | Oper

Wolfgang Amadeus Mozart: Don Giovanni, Komische Oper, Berlin, Vorstellung: 29.02.2020

 (32. Vorstellung seit der Premiere am 30.11.2014, 2. Aufführung seit der Wiederaufnahme am 20.02.2020)

Don Giovanni aufgefritscht

Regisseur Herbert Fritsch desertiere in seiner Lesart Don Giovanni in den formal virtuos arrangierten Nonsens und gebe dem Publikum so  Gedankenfreiheit, berichtet die Frankfurter Allgemeine Zeitung zu Mozarts «Don Giovanni» an der komischen Oper in Berlin. So zeigt der Abend ganz hervorragend, was das ach so verrufene, konventionelle Theater zu bieten hat: Regisseure, die das Stück akzeptieren, stimmige Textfassungen und Protagonisten, die sich dem Stück hingeben können und sich nicht dem Regisseur ausliefern müssen.

Der Abend stellt zuerst einmal – und einmal mehr – die Frage, weshalb ein Regisseur den Auftrag zur Inszenierung annimmt, wenn er dem Stück nicht vertraut und daher die Umstellung musikalischer Nummern wie auch die Änderung des Textes für nötig hält. «Wer etwas auf der Bühne darstellen und ausdrücken will, kann das nur durch reale ungebremste Gefühle in dem realen Moment, in dem er es ausdrückt. Es geht nicht um die Nachbildung von Realität, sondern die Bühne ist eine eigene Realität.» So Herbert Fritsch im Interview im Programmheft. Dann wäre vielleicht eine Theater-Werkstatt, ein Mit-Mach-Theater vielleicht das passendere Format gewesen.

Wer Werk und Komponist ernst nimmt und willens ist sich und seine Ideen hintan zustellen, hat auch kein Problem das Werk in seiner sprachlichen Urfassung aufzuführen. Wenn man schon in Deutsch spielen will, wäre es angebracht gewesen, sich für eine Fassung zu entscheiden. Hier aber hat Sabrina Zwach (Dramaturgie und Deutsche Fassung) den Nonsens mit grossem Einsatz in die Dialoge, die sich entsprechend mit den Ensembles reiben, übernommen.

Absolut beeindruckend ist es zu sehen, mit welchem Einsatz und Akribie die Protagonisten den Nonsens auf die von Fritsch gestaltete Bühne bringen. Als Bühnenbild dienen Fritsch vorhangartig aufgehängte Spitzenstoffe, die Frank Evin ihm kunstvoll beleuchtet. Geboten wird die zu erwartende Blödelei. Immerhin etwas Konsequentes: Wo Fritsch drauf steht, ist auch Fritsch drin.

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Foto: Monika Ritterhaus

Evan Hughes gibt einen quirligen Leporello. Musikalisch bleibt er recht eintönig, das freie «Schauspiel» scheint für ihn die Hauptsache zu sein. Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm und so ist ihm Günter Papendell ein ebenbürtiger Partner. Stefano Cifolelli lässt einen schönen Tenor hören, den er vermutlich nicht so einsetzen darf, wie er könnte. Tijl Faveyts als Komtur und Nicolas Crawley bleiben angesichts des Bühnengeschens recht blass. Nadja Mchantaf als Donna Anna und Karolina Gumos geben ihre Partien soweit als möglich rollendeckend. Beide Stimmen aber fehlt das Fundament um das Haus füllen und wirklich Eindruck hinterlassen zu können. Georgina Melville ergänzt das Ensemble als Zerlina.

Das Orchester der Komischen Oper Berlin spielt unter Leitung von Jordan de Souza arg zerdehnt und farblos. Da hat man auch von klassischen Klangkörpern schon weitaus Besseres gehört.

Eine Empfehlung für all jene, die diese Art von Komik mögen, und für all jene, die ihre Sicht auf das Repertoire-Theater justieren wollen.

Weitere Aufführungen: 11.03.2020, 27.03.2020 und 01.04.2020.

01.03.2020, Jan Krobot/Zürich

 

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