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BERLIN/ Guelman & Unbekannt – Gallery/ Mittelstraße/Kaiserhöfe: DIE FASZINIERENDE WELT DER SCIENCE ART. Olaf Schirms „Main Works“ in einer fesseln

01.07.2023 | Ausstellungen

Berlin: Die faszinierende Welt der Science Art. Olaf Schirms „Main Works“ in einer fesselnden Ausstellung – ab 27.6.2023

Von Barbara Röder.

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Olaf Schirm. Copyright: Harrriet Wollert

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Copyright: Kerstin Gernig

„What is the prompt“ steht in geschwungenen Lettern am Eingang und leuchtet den Besuchern auffordernd entgegen. „Olaf Schirm – Main Works“ heißt uns zudem ein schwarz-weißes Plakat willkommen. Ein paar Schritte weiter eröffnen sich dem Betrachter neue Welten: Erstmals sind hier die Hauptwerke des Berliner Science Artists Olaf Schirm zu sehen. Und was sind das für Werke!

 

An den Wänden der großen Halle der Berliner Guelman und Unbekannt Gallery blicken die neuesten Arbeiten des Künstlers auf uns herab: Im Dialog mit Künstlicher Intelligenz sind Portraits, Landschaftsmotive, Abstraktionen entstanden, die nichts mit den glattpolierten Bildern oder Fake-Motiven zu tun und gemein haben, die derzeit durch die sozialen Medien und Netze geistern. Olaf Schirms KI-Kunst ist keine simple Abbildung. Seine digitalen Bilder nennt er Szenografien. Hinter ihnen liegt ein inhaltliches und gestalterisches Konzept, ihr Entstehen ist der Entwicklungsprozess einer Szene, deren Sichtbarwerdung aus der Vorstellungswelt des Künstlers mithilfe von Künstlicher Intelligenz gelingt.

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Olaf Schirm: Alter Stall in der Heide (2022)
Digital Print auf Leinwand, Schattenfugenrahmen, Unikat, 79.6cm x 54.6cm
Fotonachweis: Olaf Schirm

Er überlasse nichts dem Zufall, wenngleich er ihn konzeptionell zulasse, erklärt der Künstler im Gespräch. Vintage-KI nennt er sein Verfahren inzwischen. Denn es sind die frühen KI-Versionen mit ihren Ungenauigkeiten, die Olaf Schirm künstlerisch herausarbeitet. Wochen und Monate dauerte die Erstellung der Bilder. Unzählige Kämpfe focht der Künstler mit der KI, bis das sichtbar wurde, was seiner Imago entsprach und das er mit seiner Signatur zum Kunstwerk macht. Dies ist besonders eindrücklich zu sehen in der Reihe „Mad World“ mit dem typischen Aufbau von Propaganda-Plakaten. „what is the prompt?“ – welche Anweisungen gab der Künstler hier der KI? Werben sollte es. Für Raumfahrt, Pandemie, Klimawandel, Umweltverschmutzung, Kriegstätigkeiten. Ein irres Szenario offenbart sich dem Betrachter. Hier gebärdet sich nicht nur die Welt mad, auch die KI hat sich genial verrückt ausgetobt – gebändigt vom Künstler Olaf Schirm.

Noch einen Schritt weiter geht das Video „DuDa“, dessen Bilder alle KI-generiert sind. Ein Meisterwerk der Prompt-Kunst. 20 Szenen mit einer genau getakteten Dauer und einem vorgegebenen Ablauf kulminieren am Ende zu einem Video mit 2700 Einzelbildern. Verbunden durch fein abgestimmte, sprachliche Überblendungen erzeugen diese einen filmischen Effekt – ohne jederlei Schnitt. Zur mitreißenden Komposition „DuDa“ von Olaf Schirm (aka Symboter) formt sich so die Geschichte einer jungen Liebe, in der das Paar Musik, Tanz und Vergnügen erlebt.

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Olaf Schirm: EasyBot (2021)
Mixed Media, Roboter, Tisch, Schaukel, Elektronik, 3D-Druck
Gewicht: 20 kg
Maße: (Höhe variabel) 150cm(H minimal) x 69cm(B) x 48cm(T)
Unikate: 2+1ea
Fotonachweis: Olaf Schirm

Olaf Schirm beschäftigt sich seit den 1980er-Jahren mit den Möglichkeiten, die die Schnittstellen zwischen Mensch und Maschine auslotet. Befragt aber auch, in wie weit die Abgrenzung von Geist und Künstlicher Intelligenz im Kunstwerk fassbar, sichtbar gemacht werden kann. Schirms Konzeptkunst stellt ihn zweifellos in eine Reihe mit dem New Yorker Begründer der Conceptual Art Joseph Kosuht. Licht, Kinetik, Robotik, Klang – in seinen Werken, seiner Art Kunst zu machen nutzt Olaf Schirm wissenschaftliche Erkenntnisse und Phänomene, um unentdeckte Geschichten zu erzählen, 

Und schon ist man drin, im zweiten Teil der beachtlichen Schau. Olaf Schirms Licht-, Kinetik- und Roboter – Installationen brauchen unser Verweilen. Sich diese Zeit zu gönnen eröffnet ungewöhnliche Sichtachsen. Wir vermögen herauszutreten aus dem allzu Bekannten. Erst muss man staunen, dann folgt die Reflexion und plötzlich tauchen Fragen, Ungewissheiten, neue Wege auf, die eigene Welt zu begreifen.

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Olaf Schirm: Before and after Science, Portrait2
Digitalprint auf Hahnemühle 60 × 45 cm (Außenmaß: 70,6 × 55,6 cm)
Mit braunschwarzem Holzrahmen, Passepartout, Museumsglas (Acryl) Unikat und Edition, 2022,
Fotonachweis: Olaf Schirm

Olaf Schirms emotionalen Roboter sind alles andere als technische Produkte, die programmiert wurden, um Befehle auszuführen. Den Künstler interessieren die Charaktereigenschaften dieser als gefühllos wahrgenommen Wesen. Seine Roboter haben Angst, Spaß oder sind traurig – und sie teilen diese Emotionen empathisch mit ihrer Umwelt. Verblüfft steht man vor diesen technischen Wunderwerken. Unweigerlich menschelt es plötzlich zwischen Exponat und Betrachter.

„Main Works“ von Olaf Schirm ist ein wundersamer Erlebnisraum der Science Art. Und es stimmt und ist nachfühlbar: Es ist die Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine, die in der Kunst von Olaf Schirm Sogwirkung erzeugt, der man sich sehr schwer entziehen kann.

 

Olaf Schirm „Main Works“
Ausstellung 28. Juni bis 15. Juli 2023
Ort: Guelman und Unbekannt Gallery, Mittelstraße 51/52 (Kaiserhöfe), 10117 Berlin

 

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