BERLIN / Deutsche Oper SINFONIEKONZERT – LORENZO VIOTTI dirigiert Werke von Richard Strauss: Till Eulenspiegels lustige Streiche, Vier letzte Lieder, Also sprach Zarathustra; 21.3.2025
Die schwedische Sopranistin MARIA BENGTSSON sprang kurzfristig für Maria Motolygina ein
Foto: Dr. Ingobert Waltenberger
Die Deutsche Oper einmal anders. Das angekündigte Sinfoniekonzert mit dem schweizerischen Dirigenten Lorenzo Viotti am Pult hat das Haus bis zum letzten Platz gefüllt. Bei dem attraktiven Programm kein Wunder: Neben den beiden sinfonischen Dichtungen „Till Eulenspiegel“ und „Zarathustra“ gab es die „Vier letzten Lieder“ zu hören. Bei so einer Werkwahl hatte die Deutsche Oper, deren Strauss-Trilogie beginnend mit „Arabella“ und „Intermezzo“ in der Regie von Tobias Kratzer mit der Premiere von „Die Frau ohne Schatten“ am 26.1.2025 zu Ende ging, sozusagen Heimspiel.
Noch dazu war als Sopransolistin Maria Bengtsson mit dabei, die in der Premiere von „Intermezzo“ Christine mit bewundernswertem Glanz und Durchhaltevermögen verkörperte. Die vom Volumen her klein kalibrierte Stimme ist dennoch wie einst Kiri Te Kanawas Sopran ideal für die Musik von Richard Strauss geeignet. Vor allem die leicht anspringende silbrige Höhe, die absolute Ruhe der Stimmführung, der weite Atem und die elegante Phrasierung machten aus ihrer Interpretation der „Vier letzten Lieder“ ein poetisch inniges, vokal stilvolles Ereignis.
Zum Einstand gab es des 30-jährigen Richard Strauss „Till Eulenspiegels lustige Streiche“ nach alter Schelmenwiese in Rondeauform für großes Orchester gesetzt. Es ist die Stunde von Horn und Klarinette, die den frechen Schalk anstimmten. Viotti ließ die kontrastreichen Bilder all der humoristischen Untaten des Wichtes gehörig scharf artikulieren und so klangbildliche Kontur annehmen. Die kleinen Parlandos blieben da hin und wieder etwas beiläufig, aber die luxuriösen Piani in den Streichern und die drastisch gemalten Tableaus des riesig besetzten Orchesters wirkten umso eindringlicher. Zumal das Blech einmal auch über die Stränge des bloßem Schönklangs hinaus, ganz auf chaotisch getrimmt, gehörig grimassieren durfte. Viotti in einem maßgeschneiderten blauen Doppelreiher mit rotem Stecktuch gab mit geschmeidigen Bewegungen Takt und Phrasierung als Erzähler aller koboldischen Episoden bis zum am Galgen baumelnden Ende vor. Hoppla oder doch nicht? Da zieht der purzelbaumschlagend den imaginären Vorhang zu und schleicht sich augenzwinkernd davon.
Nach der Pause startete Lorenzo Viotti „Also sprach Zarathustra“ mit einer sehr breit, aber wirkungsvoll genommenen Einleitungs-Fanfare. Die Kontrabässe tremolierten mit Orgel, Kontrafagott und der großen Trommel um die Wette, bevor die Trompeten und das ganze Orchester tatkräftig unterstützt von der Pauke im C-Dur-Jubel vom Sieg des Lichts über die Finsternis kündeten. All das Ringen, Kämpfen und Sich-Behaupten, die von Strauss zum exzessiven Tönen gebrachten Sehnsüchte und Leidenschaften, aber auch das bajuwarisch Hymnische formen Viotti, selbst noch ein „junger Wilder, und das nun in großer Form aufspielende Orchester der Deutschen Oper Berlin zu dem klangmächtigen Kosmos, den sich Strauss im Wissen um seinen Genius ausgedacht hat. Mehr experimentelle Musik als klingende Religions-Philosophie, steht der Konzertmeister mit seinem tänzerischen Solo im Wiener Walzer Tanzlied pars pro toto für die wunderbare „Fin-de-siècle“ Atmosphäre des Stücks. Großer Applaus.
Dr. Ingobert Waltenberger