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BERLIN/ Deutsche Oper: LES HUGUENOTS

06.02.2017 | Oper

Berlin: Les Huguenots    4.2.2017

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Deutsche Oper Berlin

Die Deutsche Oper Berlin hat Meyerbeers zweite Grand Opera für Paris Die Hugenotten in einer nahezu ungekürzten Fassung in der Regie von Altmeister David Alden auf die Bühne gehievt. Die Inszenierung kann als angemessen gediegen bezeichnet werden, da sie mit der auch plakativen und abwechslungsreichen Musik immer eine eher gemäßigte Gangart bevorzugt, und sowohl in den ersten beiden Akten, wo bei ätzend ironisch zugespitzen Partys des katholischen Adels, auf denen die Liebesintrige um den Hugenotten Raoul de Nangis eingefädelt wird, eher ein wenig dahin plätschert, wie auch in den Akten 3-5 die Volksansammlungen und Scharmützel der verfeindeten Parteien in Paris nie übertrieben wirken  und sogar die Niedermetzelung der Hugenotten  mit den rasanten vorwärtstreibenden Chören „Abjurez Huguenots“ und „Par le fer e par l’incendie“ vergleichsweise zu nur zahmer Geltung kommt. Gerade  die in allen Akten präsenten Chöre sind bei Alden eher statisch, sektglashaltend, sitzend, oder singen wie im 5.Akt gleich aus dem Off. Z.T. werden seine Funktionen vom Opernballett in Choreographie von Marcel Keemann übernommen. Die Regie der Solisten ist aber nur ein matter Ausgleich für dieses Manko. Da wurde in der gleichzeitigen Würzburger Inszenierung ein ganz anderer Ton angeschlagen. Die Königin Marguerite, die den Religionsstreit schlichten will, wird oft auf bizarren Pferdestatuen hereingeschoben. Die Ausstattung orientiert sich mit Uniformen und zivilen Zylindern an der Enstehungszeit der Oper, den 1840er Jahren, während die Damenroben für Valentine auch mal ganz in die Moderne wechseln können (Constance Hoffman). Im 3.Akt sitzen  Bürger, Katholiken und Protestanten in 3 Gruppen aufgeteilt wie in einem Parlament, und  um diese Kollektive werden witzige bis makabre Pantomimen gespielt. Die Schwerterweihe gerät aber unter der Ahnengalerie des Graf von Nevers wieder zu pulkhaft. Im letzen Akt senkt sich das verstrebte Holzdach mit einer Glocke der ‚Einheits‘-Reithalle und dient als Abschußrampe für die Opfer der Verschwörer (Bb.: Giles Cadle).

Die vom Herrenchor dominierte spannend witzig und vielgestaltige Partitur des 1.Aktes inclusive der Bravour-Autrittsarie des Raoul wird unter dem sicheren Dirigenten Ido Arad mit einem gut  aufgelegten, klangschönen DOB Orchester gespielt. Im 2. Akt steht die irrsinnige Koloraturarie  der Marguerite mit nur wenigen Begleittupfern im Mittelpunkt, und auch der hier erstmals massiv eingesetzte Chor in einem Finale, das die die Situation aber noch im Gleichgewicht hält und entsprechend affirmativ musiziert werden kann. Sehr sensibel die Begleitungen auch mit den auftretenden Soloinstrumenten (nach der Viola d’amore im 1. Akt rücken jetzt auch Harfe und Baßklarinette ins Hör- und Blickeld) und natürlich die sich heftiger entwickelnden ‚Kampfszenen‘, die mit der unerwarteten Hochzeit Valentines und Nevers‘ in heftigen Tableaueffekten im 3.Chorfinale prägnant enden.Der statische Verlauf der Schwertweihe/4.Akt nimmt ihr auch etwas von ihrer kompositorischern Wucht, und im 5.Akt erscheint diese nur noch aufgesetzt, eher nicht der Grand Opera angemessen.

Mit den Gesangssolisten hat die DOB aber ein gutes Aufgebot zusammen bekommen. Die beiden katholischen Mädchen/Hofdamen singen New Yorker Sipendiatinnen schön voluminös. Den Pagen Urbain gibt Irene Roberts sehr bühnenpräsent und mit blendend geführtem koloraturfähigem Sopran. Derek Welton ist der Katholikenanführer Saint-Bris mit tragfähigem Baß, der bei der Schwerterweihe auch richtig aufdreht. Thomas Lehman gibt den sympathisch-empathischen Nevers mit leichtgeführtem klangreichem Bariton. Ante Jerkunica ist ein Baß-Hühne mit durchgestylt kräftigem Organ, der seine  Gesänge  immer abwechslungreich und teilweise heftig deklamierend interpretiert. Einen  wirkungsmächtig runden wohlgefälligen Sopran kann  Siobhan  Stagg als Marguerite einbringen, der auch in der Bravourarie nicht überdreht. Ihre szenischen Einsätze nehmen wirkungsmächtige Gestalt an. Den Raoul singt Yosep Kang mit kaum je ermüdendem Heldentenor, den er dynamisch kraftvoll bis zum Trauungsterzett, hier auch  in schönem Falsett, einsetzt. Seine Valentine Olesya Golovneva ist ganz im Gegensatz zu ihrer schmächtigen Gestalt ein Stimmwunder voll dramatisch kraftvollem Soprangesangs. Dabei kann sie ihr schöne dunkles Timbre auch variiert einsetzen.- Ein vom aktiv  mitgehendem Publikum acclamierter Opernabend.                        

Friedeon Rosén

 

 

 

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